Die jetzt verabschiedete siebente Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird nicht die letzte sein, es ist aber die erste, mit der ganz offiziell das Ziel beschlossen wird, das Gesetz abzuschaffen. Die Sterbehelfer des EEG sind nun ihrer sieben. Ein ungeordneter Überblick.
Das System der Herkunftsnachweise für Ökostrom sorgt für Verbrauchertäuschung. Auch zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland trägt der grün etikettierte Strom nicht bei – schlimmer noch: Er steht der Energiewende sogar im Weg.
Direkter Ökostrom-Handel, klimapositive Politik und verlorenes Grönland-Eis
Kalenderwoche 33: Die EEG-Umlage gehört abgeschafft und das EEG muss schrumpfen, sagt Ralf Schmidt-Pleschka, Koordinator für Energie- und Klimapolitik beim Ökostrom-Unternehmen Lichtblick und Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Herkunftsnachweise für EEG-Anlagen sollen ermöglichen, dass der Ökostrom direkt in die Haushalte kommt.
Umherirrende Regierung, neue Öko-Power und ein dreistes Ministerium
Kalenderwoche 29: Die Hoffnung, Klimaschutz und Energiewende in Deutschland voranbringen zu können, treibt Ralf Schmidt-Pleschka an, Koordinator für Energie- und Klimapolitik beim Ökostrom-Unternehmen Lichtblick und neues Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Auch nach 30 Jahren Berufserfahrung überrascht ihn die Dreistigkeit des Wirtschaftsministeriums, die dringende EEG-Novelle über die Sommerpause zu verschieben.
Von Januar bis März stammte jede zweite Kilowattstunde, die ins deutsche Stromnetz eingespeist wurde, aus erneuerbaren Quellen – dank günstiger Winde, milder Witterung und beginnender wirtschaftlicher Auswirkungen der Coronakrise.
EEG-Umlage könnte wegen Corona steigen – oder auch sinken
Das Bundeswirtschaftsministerium will möglicherweise mit zusätzlichen Bundesmitteln verhindern, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr infolge der Coronakrise steigt. Das geht aus einem Verordnungsentwurf des Wirtschaftsministeriums hervor, der Klimareporter° vorliegt.
Neue Eigentümer, neue Angebote, bald auch eine neue Führungsetage: Beim deutschen Ökostrom-Pionier Lichtblick weht ein neuer Wind. Die Umweltbewegung sieht die Veränderungen kritisch.
Rund um die Welt geht die Kohleverstromung zurück, während die Ökostromproduktion zunimmt. Das sorgt für einen Strommix, der eigentlich erst für die Zukunft erwartet wurde. Damit das so bleibt, müssen die Stimulusgelder zur Krisenbewältigung in Zukunftstechnologien investiert werden.
Zu Ökostrom zu wechseln, ist gut – noch besser aber, einen strengen Ökotarif zu wählen. Solche Energiewende-Tarife sind derzeit noch ein Nischenprodukt, meint das Vergleichsportal Verivox. Daran hat das Geschäftsmodell der Portale eine Mitschuld, finden Ökostromer.
Im Gebiet des Netzbetreibers 50 Hertz deutet sich eine Wende an. Bislang war der Nordosten Deutschlands eher als exportorientierter Ökostromerzeuger bekannt – inzwischen gefällt das Überangebot erneuerbaren Stroms nicht nur Tesla.
Nun ist es regierungsoffiziell: Das Klimapaket der Bundesregierung genügt nicht, um das deutsche Klimaziel für 2030 zu erreichen. Statt einer CO2-Reduktion um 55 Prozent werden nur 51 bis 52 Prozent erreicht, sagen heute vom Umwelt- und vom Wirtschaftsministerium vorgelegte Gutachten voraus. Deren Annahmen sind allerdings zweifelhaft.
Wer Ökostrom bezieht, sollte auf bekannte Label wie "Grüner Strom" oder "OK-Power" setzen. Diese achten aber zu wenig auf wirtschaftliche Verflechtungen der Stromunternehmen, kritisiert die Umweltorganisation Robin Wood und hält im heute veröffentlichten Ökostromreport nur acht von rund 1.200 Anbietern für empfehlenswert.
Der niederländische Energieversorger Eneco, zu dem auch das größte deutsche Ökostromunternehmen Lichtblick gehört, soll an ein japanisches Konsortium um den Mitsubishi-Konzern verkauft werden. Zustimmen müssen dem Milliardendeal noch die kommunalen Eigentümer von Eneco und die Wettbewerbsbehörden Belgiens und der Niederlande.
Tesla braucht Ökostrom für seine E-Autos und die Gigafabrik und kommt deswegen nach Brandenburg, sagt der Landeschef des Windenergieverbandes BWE, Jan Hinrich Glahr. Für ihn ist das die gute Nachricht, auf die die Erneuerbaren-Branche so lange gewartet hat. Das werde auch die Akzeptanz der Windkraft verbessern.
In Kohlekraftwerken wird neben Kohle auch Müll oder Klärschlamm verbrannt. Für die Fossilkonzerne lohnt sich das. So lässt sich etwa die Lausitzer Leag für Strom aus Klärschlamm Herkunftsnachweise für "erneuerbar" erzeugte Energie ausstellen. Die Zertifikate verkauft sie dann weiter.
Die EEG-Umlage wird 2020 um 5,5 Prozent auf 6,756 Cent pro Kilowattstunde steigen. Das haben die Übertragungsnetzbetreiber heute bekannt gegeben. Kritik kommt von der Erneuerbaren-Branche und der Opposition.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien senkte seit 2011 die Preise an der Strombörse etwa um ein Drittel mehr, als die Stromkunden an EEG-Umlage zahlten – die Ersparnis lag bei 70 Milliarden Euro, ergibt eine Studie der Uni Erlangen-Nürnberg. Die normalen Stromkunden hatten davon offenbar nicht viel.
Ob für den Flug- oder Schiffsverkehr oder fürs ungebremste Autofahren: "Synthetic fuels" – mit Ökostrom hergestellte Brennstoffe – sind gerade der klimapolitische Renner. In einem Dossier warnen jetzt 23 Wissenschaftler vor falschen Hoffnungen in die Power-to-X-Technologien. Deren Ausbau habe nur Sinn, wenn Deutschland seinen Energieverbrauch halbiert.
EEG-Umlage steigt trotz höherer Börsenpreise für Strom
Die EEG-Umlage wird 2020 ansteigen, wenn auch nur leicht, baut der Thinktank Agora Energiewende vor. Für die Stromkunden zusätzlich ärgerlich: Auch an der Strombörse wird der Preis zulegen und Strom sich damit insgesamt verteuern.
Mit Greta Thunberg, der berühmten Klimaaktivistin, für Aufmerksamkeit sorgen? Gute Idee, dachte sich das Vergleichsportal Verivox und fragte rhetorisch, ob der zuletzt steigende Zuspruch für Ökostromtarife an einem "Greta-Effekt" liege. Schaut man genauer hin, ergibt sich ein anderes Bild.