Mit CO2-Entnahme verbindet sich nicht nur Klimaneutralität, sondern auch der Aufbau einer ganz neuen CO2-Industrie. Für die Entnahme will die EU einen freiwilligen Zertifizierungsrahmen schaffen. Nicht alle Regeln zum Binden des Treibhausgases halten Fachleute für durchdacht.
Die Schweizer Firma Neustark nutzt Betonabfälle, um darin CO2 aus Biogasanlagen zu speichern. In Berlin-Marzahn steht seit Kurzem die erste Anlage in Deutschland. Die Firmengründer sehen einen komplett neuen Industriezweig entstehen.
Der Energieexperte Detlef Stolten erwartet, dass die CCS-Technologie schon ab 2035 eingesetzt werden kann, um CO2-Emissionen etwa aus dem Luftverkehr auszugleichen. Die Dichtheit der CO2-Endlager müsse aber dauerhaft überprüft werden.
Die Erderwärmung beschleunigt sich. Die Menschheit müsste nicht nur ihre CO2-Emissionen stoppen, sondern bald auch große Mengen des Treibhausgases aus der Atmosphäre holen. Dabei drohen Konflikte ganz verschiedener Art.
Ohne CO₂-Entnahme sind die Klimaziele nicht zu schaffen
Bisher spielen technische CO2-Entnahme-Technologien kaum eine Rolle. Das muss sich in den kommenden Jahren ändern, zeigt ein wissenschaftlicher Bericht. Das Potenzial von natürlichen Senken wie Wäldern sei weitestgehend ausgereizt.
Auf Island hat die Firma Climeworks eine neue Anlage in Betrieb genommen, die das Treibhausgas aus der Atmosphäre entfernt. Kritiker warnen, die teure Technologie ziehe Ressourcen und Aufmerksamkeit von der Energiewende ab.
Kohlendioxid muss wieder aus der Atmosphäre entnommen werden, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Aus der Wissenschaft kommt ein Vorschlag, wie das gesteuert werden könnte.
Was CO2-Entnahme künftig für den Klimaschutz bedeuten kann: Das Wirtschaftsministerium legte dazu Eckpunkte für eine langfristige CO2-Emissions-Strategie nach 2050 vor.
Geschäfte mit CO₂-Speicherung, Geoengineering auf UN‑Agenda, Waldbrände in Chile
Wer CO2 aus der Atmosphäre holt, kann dafür bald EU-Zertifikate erhalten und verkaufen. Die Schweiz schlägt ein UN-Gremium für das umstrittene "Solar Geoengineering" vor. Die Waldbrände in Chile lassen sich statistisch nicht auf den Klimawandel zurückführen.
Ein Forschungsteam hat es geschafft, in Bakterien Teile eines Zyklus einzuschleusen, der Kohlendioxid effizienter als die Fotosynthese bindet und umwandelt. Es sieht darin nicht nur für den Klimaschutz Potenzial.
Die Klimaerwärmung wird wahrscheinlich das 1,5-Grad-Limit reißen. Durch die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre ließe sich die Temperatur anschließend wieder absenken. Doch was physikalisch machbar ist, könnte politisch unmöglich sein.
Seegraswiesen vor den Bahamas speichern beträchtliche Mengen CO2, findet eine neue Studie heraus. Ohne die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu schaffen. Sowohl natürliche als auch technische Ansätze haben dabei Vor- und Nachteile.
Die Abkehr von den fossilen Energien wird zum ersten Mal in einer Erklärung eines Klimagipfels gefordert. Doch was helfen Worte ohne konkrete Ziele? Und was sagt die Wissenschaft dazu?
"Langlebige CO₂-Speicherung ist noch nicht definiert"
Die CO2-Entnahme aus der Luft darf die nötige schnelle und drastische CO2-Reduktion nicht unterminieren, kann sie aber ergänzen, erklärt Julia Pongratz. Die Klimaforscherin koordiniert das deutsche Programm "CDR terra", das CO2-Senken an Land untersucht.
Das globale Erwärmungslimit von 1,5 auf 1,0 Grad abzusenken, fordert eine internationale Expertengruppe. Der Meteorologe und ZDF-Moderator Özden Terli erklärt, warum er an der Initiative mitwirkt und warum 1,5 Grad keine sichere Grenze für das Weltklima sind.
Solar Geoengineering – die perfekte Lösung für eine perfekte Welt
Je länger sich die Welt als unfähig erweist, die Klimakrise zu bewältigen, desto verlockender wird Geoengineering. Ein neuer Forschungsbericht bringt Wind in die Debatte. Über einen Ansatz mit enormen Nebenwirkungen – und einer eingebauten Veranlagung zum Scheitern.
Geo-Ingenieure haben Konjunktur. Manche hoffen, mit Gesteinsmehl die Klimakrise bremsen zu können. Doch das kann auch gewaltig schiefgehen, zeigt eine Studie zur "beschleunigten Verwitterung".
Ampel-Klima, Vorbild Schweiz und die bessere Alternative zu E‑Fuels
Kalenderwoche 14: Als großes Industrieland wird Deutschland voraussichtlich nicht alle CO2-Emissionen komplett vermeiden können, sagt Hartmut Graßl, Physiker und Meteorologe und Mitglied des Herausgeberrats von Klimareporter°. Ob das Verpressen des Gases unter der Nordsee eine sichere Option sein kann, sollte deshalb rasch untersucht werden.
Auch Deutschland soll CO₂ unter die Nordsee verfrachten
Bei der Verpressung von CO2 unter dem Meeresboden gibt es durchaus Risiken. Diese seien aber kontrollierbar, sagen Experten. Auch Deutschland muss CO2 unter dem Meer speichern, um seine Klimaziele einzuhalten, fordert die "Deutsche Allianz Meeresforschung".
Die Dringlichkeit ist gestiegen, bis 2030 etwas zu tun
Auch wenn die Menschheit es noch in der Hand hat, die Erderwärmung zu stoppen: Das Zeitfenster dafür schließt sich rapide und einige Entwicklungen sind schon nicht mehr rückgängig zu machen. Davor warnen Klimaforscher anlässlich der heutigen Veröffentlichung des abschließenden Syntheseberichts des Weltklimarats IPCC.
2050, wenn die Welt klimaneutral sein will, muss der globale Luftverkehr möglicherweise Milliarden Tonnen an Treibhausgasen kompensieren, ergibt eine aktuelle Studie von Forschern aus den USA und Deutschland. Wie das geschehen soll, ist unklar.
Neuartige CO₂-Entnahme aus der Luft noch fast bei null
Um mehr als das Tausendfache müssen CO2-Entnahmetechniken wachsen, um die Welt bis 2050 klimaneutral zu machen und danach klimatisch wirksame negative Emissionen zu erzeugen. Das ergab der erste globale Report zum Stand solcher Methoden, den eine internationale Forschergruppe heute vorlegt.
Bei der Verwitterung von Silikatgesteinen wird der Atmosphäre CO2 entzogen. Indem große Mengen Gesteinsmehl auf Nutzflächen verstreut werden, könnte dieser Prozess helfen, den Klimawandel zu dämpfen. Die Forschung dazu steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, wie eine neue Studie zeigt.
Die Grünen finden CCS plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Warum ändert die Partei ihre Meinung zu der bislang hoch umstrittenen CO2-Endlagerung? Weil es wahrscheinlich ohne sie nicht mehr geht. So steht es in einem Bericht des Wirtschaftsministeriums.
"Wir befinden uns an einem gesellschaftlichen Kipppunkt"
Deutschland kann seinen gerechten Beitrag zum 1,5‑Grad-Ziel praktisch schon nicht mehr schaffen, sagt Wolfgang Lucht, Erdsystem- und Klimawissenschaftler. Die durch den Krieg ausgelöste Krise sollten wir nutzen, um endgültig in die sozial-ökologische Transformation zu starten – Teil 2 des Interviews.
Ohne alte und naturnahe Wälder sind wir dem Klimarisiko nicht gewachsen
Die Nutzer-Lobby plädiert vehement für eine intensive Forstbewirtschaftung. Das ist klimapolitisch kontraproduktiv und entspricht nicht dem Stand der Wissenschaft. Alte Bäume binden über ihre Lebenszeit hinaus aktiv CO2 und sind deshalb für einen bewohnbaren Planeten unverzichtbar.
Lässt sich das 1,5-bis-zwei-Grad-Limit vorübergehend überschreiten und später durch "negative Emissionen" doch noch einhalten? Vielleicht – aber dann nur auf Kosten der Biodiversität, ergibt eine Studie. Und auch die Rückholtechnologien selbst setzen die Artenvielfalt aufs Spiel.
Deutschland droht sein 1,5‑Grad-Klimaziel deutlich zu verfehlen. Das legen Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen nahe. Will Deutschland das Ziel aus dem Paris-Vertrag einigermaßen sicher einhalten, reicht das dafür verfügbare CO2-Budget höchstens noch bis Ende 2027.
Auf der Suche nach Möglichkeiten, CO2 wieder aus der Luft zu holen, wendet sich die Forschung nun auch den Ozeanen zu. Eines der ersten Feldexperimente dazu findet derzeit in Norwegen statt. Die Potenziale sind enorm, die Risiken noch nicht genau bekannt.
Immer größere Hoffnungen beim Klimaschutz ruhen auf sogenannten negativen Emissionen. Dazu muss der Kreislauf des CO2 dauerhaft, also mindestens für Jahrhunderte, unterbrochen werden. Die Frage ist: Kann das gelingen?
Für die beiden Elektroautos, die wir als Familie seit Jahren besitzen, können wir jetzt CO2-Emissionszertifikate verkaufen. Deren Klimaschutzwirkung ist allerdings gleich null. Was für eine Geschäftemacherei zum Schaden des Klimas!
Kaum jemand investiert in Technologien zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre, weil die sehr teuer sind. Um die Preise zu senken, müsste die Politik Anreize schaffen, vielleicht auch mit unkonventionellen Mitteln. So war es jedenfalls bisher, wenn die Wirtschaft technologisch gegen die Menschheit gewettet hat.
Der Weltklimarat warnt vor ungeprüften und hochriskanten Geoengineering-Technologien. Diese könnten den Klimazusammenbruch nicht aufhalten, ja sogar beschleunigen.
Klimakrise und psychische Gesundheit, CO₂-Filter für die Atmosphäre, Achtung: Brandgefahr!
Hitzewellen machen krank, auch psychisch. Brauchen wir Risikotechnologien, um CO2 aus der Luft zu bekommen? Das Risiko für Waldbrände wächst dramatisch.
Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung tauchen einige interessante naturbasierte Politikelemente auf. Diese gilt es nun in ein überzeugendes Konzept einer konsistenten klimapolitischen Doppelstrategie einzubauen. Teil 3 des Gastbeitrags.
Artensterben und Klimaschutz beeinflussen sich gegenseitig. Eine aktuelle Studie zeigt nun: Ein Großteil der Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität stabilisiert auch das Klima. Die Wissenschaftler:innen fordern ein Umdenken.
Biokohle gilt als Hoffnungsträger für den Klimaschutz. Ihr Einsatz verbessert die Bodenqualität und kann Kohlenstoff langfristig binden. Doch bei einer Anwendung im großen Stil können leicht falsche Anreize gesetzt werden, die den Klimanutzen konterkarieren.
Seegraswiesen können mehr CO2 aufnehmen als Wälder. Das Wiederherstellen der schon stark geschrumpften weltweiten Bestände gilt deshalb als effizientes Mittel, um den Klimawandel zu bekämpfen. Doch nicht überall ist das sinnvoll.
Böden leiden weltweit unter Erosion, Humusverlust und Verdichtung. Mit einer neuen Methode sollen sie wieder fruchtbarer werden – und helfen, die Klimakrise zu beherrschen.
Immer mehr Staaten und Unternehmen verpflichten sich zu Null-Emissions-Zielen, setzen dazu aber massiv auf sogenannte Offset-Lösungen. Das ist nicht nur Greenwashing – die Folgen dieser Strategie könnten das Klima sogar weiter zerstören, warnen Umweltorganisationen auf dem Weltklimagipfel.
Um eine Tonne CO2 aus der Luft zu filtern, braucht es 1.000 Kilowattstunden. Im großen Stil kann die DAC-Technik erst in ein, zwei Jahrzehnten helfen, nicht bis zur wichtigen Etappe 2030.
In einigen Industriesektoren ist es kaum möglich, CO2-Emissionen komplett zu vermeiden. Hier kann neben der Speicherung auch die Nutzung von CO2 eine Lösung bieten. Beim Klimagipfel COP 26 in Glasgow wird darüber zu reden sein.
Graslandschaften sind für Klimaschutz und Artenvielfalt ebenso wichtig wie Wälder. Doch das dramatische Ausmaß der weltweiten Landverödung wird immer noch weitgehend ignoriert.
Eine neue Regierung formiert sich in Deutschland. Das Land hat eine bedeutende Rolle inne beim Begreifen der tatsächlichen Lage, in der sich die Menschheit befindet, und beim Beschreiten der Auswege. Zu entwickeln sind mindestens zehn Handlungsbereiche für eine "Regenerative Dekade".
Humus soll das Klima retten. Aber was ist das eigentlich?
Viele Irrtümer waren auszuräumen: Erst heute verstehen wir, wie Humus funktioniert und was das für die Bodenfruchtbarkeit bedeutet. Der Wandel in unserem Wissen hat gewaltige Auswirkungen auf unsere Deutung, welche landwirtschaftlichen Methoden klimaschädlich sind.
Der Weg zur Klimaneutralität ist lang und schwierig. Ein Forschungsteam hat nun einen Vorschlag vorgelegt, um die Dekarbonisierung zu beschleunigen: Wer sein CO2-Budget überzieht, soll darauf echte Zinsen zahlen.
"CO₂-Rückholung ist kein Thema, mit dem man Wahlen gewinnt"
Beim Ziel der Klimaneutralität darf Europa nicht stehenbleiben, sondern muss anschließend versuchen, ins Minus zu gelangen: Die EU und Deutschland werden irgendwann über ein CO2-Minderungsziel für 2060 diskutieren, das über 100 Prozent liegt, ist sich Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik sicher. Teil 2 des Interviews.
Nicht alle Wirtschaftssektoren können wirklich auf null Emissionen kommen, sagt Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ein Rest bleibt etwa in der Landwirtschaft und muss durch zusätzliche CO2-Senken ausgeglichen werden. Die sollten aber eher geologisch als biologisch sein. Teil 1 des Interviews.
Einen schnellen Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung fordern die Regierungsberater vom WBGU in einem neuen Papier zur Klimaneutralität. In einem Punkt gibt es schon eine Reaktion: Spätestens 2040 soll nach dem Willen des Umweltministeriums kein Erdgas mehr in der Energiebranche eingesetzt werden.
Ohne massive "negative Emissionen" sei das 1,5-Grad-Ziel nicht zu erfüllen, mahnt das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC. Auch Deutschland müsse ernsthaft Techniken zur CO2-Entnahme und einen Markt dafür entwickeln.
Natürliche Senken wie Moore bekommen mit der neuen deutschen Klimaneutralität für 2045 einen ganz anderen Wert. Das passt es eigentlich gut, dass die Regierung ihre Moorschutzstrategie ohnehin noch vor dem Ende der Legislatur überarbeiten muss – laut Koalitionsvertrag.
Arten- und Klimaschutz, zwei Seiten der gleichen Medaille – Teil 3: In den internationalen Verhandlungen steht der Artenschutz im Schatten des Klimaschutzes. Dabei ist das eine nicht ohne das andere zu haben. So können geschützte Arten helfen, riesige Mengen Treibhausgase zu vermeiden.
Selbst ein schnelles Absenken der CO2-Emissionen reicht noch nicht, um das 1,5-Grad-Limit von Paris einzuhalten. Das ist nur mit einer klugen Nutzung von Kohlenstoffsenken und einer Verringerung des Methanausstoßes möglich, zeigt eine neue internationale Klimastudie.
Das Umweltministerium tritt Befürchtungen entgegen, die neuen Klimaziele für 2030 und 2040 sollten auch durch Anrechnung von natürlichen Senken wie Wäldern erreicht werden: Das sei erst ab 2045 geplant. Der Klimareporter° vorliegende neue Entwurf des Klimaschutzgesetzes lässt die Frage aber weiter offen.
Das neue Klimaschutzgesetz soll höhere CO2-Einsparziele und Klimaneutralität schon für 2045 festschreiben. Absehbar ist aber auch, dass die Bundesregierung nicht mehr nur auf Emissionsreduktion setzen will, sondern auch auf eine opulente Anrechnung natürlicher CO2-Senken. Das legt ein Gesetzentwurf nahe, der Klimareporter° vorliegt.
Industrie will sich "grünen" Kohlenstoff anrechnen lassen
CO2 vermeiden und die Wirtschaft dekarbonisieren – gut und schön, klingt es beim Bundesverband der Deutschen Industrie. In einem "Diskussionspapier" plädiert der BDI für sogenannte Carbon-Capture-Utilisation-and-Storage-Technologien (CCUS) als Teil der Strategie, um die Klimaziele zu erreichen.
"Deutschland muss eine Senkenstrategie entwickeln"
Das Gute am "Netto-Null"-Ziel ist, dass dadurch viele Fragen auf den Tisch kommen, sagt Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Im Klimareporter°-Interview erklärt er, woran es der europäischen und deutschen Klimastrategie mangelt.
Für klimaneutralen Wasserstoff, der sich dank CO2-Speicherung vor Norwegens Küste herstellen lässt, wirbt die deutsche Gaswirtschaft. Das Problem dabei: Aus Norwegen wird absehbar gar nichts von dem "blauen" Wasserstoff kommen, wie eine Veranstaltung der Lobbyinitiative Zukunft Gas zeigte.
Auf der direkten CO2-Abscheidung aus der Luft, der Direct-Air-Capture-Technologie (DAC), ruhen große Hoffnungen beim Klimaschutz. Diese dämpft eine neue Studie der Universität von Kalifornien in San Diego.
Für das Klima gehören Feuchtgebiete zu den wichtigsten Biotopen. Dennoch genießen sie nur einen lückenhaften Schutz, auch in Deutschland. Die vor 50 Jahren verabschiedete internationale Ramsar-Konvention konnte den Schwund nicht stoppen.
Die Vegetation schluckt fast ein Drittel der menschengemachten CO2-Emissionen. Laut einer Studie könnte es bald nur noch halb so viel sein. Grund ist die Erderwärmung.
Wie wir unsere Äcker widerstandsfähig machen können
Wir Menschen haben einen lebenswichtigen Kreislauf unterbrochen: Mit unseren Nutzpflanzen entnehmen wir Material vom Acker und bringen es nicht wieder zum Verrotten dorthin zurück. Das hat weitreichende Konsequenzen für die Humusvorräte. Mit regenerativer Landwirtschaft ließe sich das Problem lösen.
Warum der klimawissenschaftliche Mainstream in die Sackgasse führt
Die meisten globalen 1,5-Grad-Szenarien setzen auf ungebrochenes Wirtschaftswachstum und technologische statt gesellschaftlicher Veränderung. Die Debatte um gesellschaftliche Transformationspfade muss dringend erweitert werden, denn neue Großtechnologien führen nur noch weiter in die falsche Richtung.
Damit der Klimaschutz noch gelingt, braucht es neben einer raschen weltweiten Energiewende auch Maßnahmen, die der Atmosphäre CO2 entziehen. Deren Chancen und Risiken an Land sind schon recht gut untersucht. Nun sollen aber auch Geoengineering-Möglichkeiten in den Ozeanen erforscht werden.
Für das 1,5-Grad-Ziel muss neben einer schnellen Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes auch CO2 wieder aus der Atmosphäre geholt werden. Einige der Methoden dafür sind hoch umstritten. In einer Serie stellt Klimareporter° verschiedene Ansätze zur Lösung der Klimakrise vor und beleuchtet Vor- und Nachteile. Teil 10: Geoengineering.
Schon länger werden Technologien erprobt, um CO2 aus der Luft wieder zu entfernen und fürs Klima unschädlich zu machen. Der große Durchbruch blieb bisher aus. In einer Serie stellt Klimareporter° verschiedene Ansätze zur Lösung der Klimakrise vor und beleuchtet Vor- und Nachteile. Teil 9: CO2-Nutzung.
Aufforstung, Wiedervernässung von Mooren und schonende Bodenbewirtschaftung haben ein großes Klimaschutzpotenzial – das Abschalten von Treibhausgas-Quellen können sie aber nicht ersetzen. In einer Serie stellt Klimareporter° verschiedene Ansätze zur Lösung der Klimakrise vor und beleuchtet Vor- und Nachteile. Teil 8: "Natural Climate Solutions".
Die USA treten einer Initiative bei, die die Zahl der Bäume weltweit stark erhöhen will. Dass es dabei um Klimaschutz gehen soll, verschwieg Präsident Trump in seiner Ankündigung. So hofft er bei Befürwortern und Gegnern seiner fossilen Politik zu punkten.
Der Digitalkonzern Microsoft will den CO2-Fußabdruck, den seine Aktivitäten direkt und indirekt zu verantworten haben, zurückfahren und in zehn Jahren klimaneutral sein. Doch das ehrgeizige Vorhaben hat einen großen Haken.
Zukunftsforscher Jørgen Randers hält es im Interview mit Klimareporter° für möglich, den Klimawandel in den Griff zu bekommen – sofern die Welt bis 2050 aus den fossilen Energien aussteigt und dann 100 Jahre lang massenhaft CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernt.
Aufforstung ist viel günstiger als CO2-Speichertechnologien und kann nebenbei zum Beispiel Abwasser reinigen. CCS erfasst nicht einmal alle Emissionen und führt auch noch dazu, dass mehr fossile Brennstoffe eingesetzt werden.
ein Gastbeitrag von Hans-Josef Fell, Thure Traber und Volker Korrmann
Bäume können einen großen Beitrag dazu leisten, das Weltklima zu stabilisieren. Doch viele Berichte über eine neue Studie zur Aufforstung sind übertrieben. Schuld daran ist auch die ETH Zürich, die ihre Studie in einer Pressemitteilung fehlerhaft dargestellt hat.
Die Klimamodelle für eine 1,5- oder Zwei-Grad-Welt kommen nicht mehr ohne "negative Emissionen" aus. Deren ziemlich zweifelhaften Ruf wollte eine groß aufgezogene Veranstaltung der EU beim Klimagipfel in Katowice "entmystifizieren". Das gelang – aber anders, als die meisten der dortigen Experten dachten.
Natürliche Vorgänge nützen dem Klima: Die Aufforstung von Wäldern, der Schutz von Mangroven und das Wiedervernässen von Mooren können der Atmosphäre im großem Stil CO2 entziehen. Und auf die Natur zu setzen spart auch sehr viel Geld.
Der Ausstoß von Klimagasen kann wahrscheinlich nicht schnell genug gesenkt werden, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Dann wird die Menschheit auf umstrittene Methoden wie CCS zurückgreifen müssen, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen.
"Nicht mit dem Vorschlaghammer auf die Natur einschlagen"
Aufforstung gehört zu den effektivsten und günstigsten Formen des Klimaschutzes. Menschen wie Yacouba Sawadogo und Tony Rinaudo, bekannt als "der Mann, der die Wüste aufhielt" und "der Waldmacher", haben gezeigt, dass dies auch unter widrigsten Umständen mit natürlichen Methoden möglich ist. Dafür erhalten sie nun den "Alternativen Nobelpreis".
Erneuerbare Energien zur Stromerzeugung reichen nicht, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Wenn man alle Möglichkeiten zum Klimaschutz betrachtet, zeigen unerwartete Maßnahmen großes Potenzial: Bildung für Mädchen und Zugang zu Verhütungsmitteln sind die wirksamsten Maßnahmen.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch zu schaffen. Zu viele Politiker erkennen die Dramatik der Lage nicht und verlassen sich auf "Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist"-Optionen.
Ohne negative Emissionen ist das 1,5-Grad-Limit der Erderwärmung kaum zu halten. Doch die Technologien, die dafür nötig sind, bergen auch Risiken. Darüber werde zu wenig diskutiert, kritisieren Forscher.
Weil die weltweiten Treibhausgas-Emissionen nicht sinken, soll der Atmosphäre künftig CO2 entzogen werden. Doch die meisten Möglichkeiten dafür existieren nur auf dem Papier – trotzdem rechnen die Klimawissenschaften damit. Das Potenzial CO2 zu binden ist überbewertet, warnt der Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien.
Die Weltgemeinschaft braucht dringend vollkommen neue Strategien, um die Pariser Klimaziele erreichen zu können. Die Energiegewinnung ist schnellstens auf 100 Prozent Erneuerbare umzustellen. Gleichzeitig muss CO2 im großen Maßstab aus der Atmosphäre geholt werden – durch Begrünung degradierter Flächen.