Zahlreiche neue Kohleminen und -kraftwerke sind weltweit in Planung. Ein Ende des klimaschädlichsten Energieträgers ist laut der aktualisierten "Global Coal Exit List" nicht in Sicht, trotz des schnellen Ausbaus der Erneuerbaren.
Die Geschichte der Kohleverstromung begann vor 140 Jahren in Großbritannien, wo nun das letzte Kohlekraftwerk schließt. Global ist die Kohle aber noch keineswegs am Ende.
Banken lenken Hunderte Milliarden in Kohleindustrie
Trotz eigener Kohlerichtlinie finanziert die Deutsche Bank weiterhin Kohleprojekte in Ländern wie Südafrika. Banken machen weltweit immer noch große Summen für den klimaschädlichen Sektor locker, zeigt eine NGO-Analyse.
Bei Kohlefinanzierung arbeiten Staaten, Banken und Ausrüster Hand in Hand
Neue Kohlekraftwerke in Südostasien und Afrika bekommen immer noch Finanzspritzen aus dem Ausland – aber auch die Technologie wird importiert. Regierungen setzen ihre öffentlichen Banken als strategisches Instrument ein, um ihre Industrie zu expandieren.
Seit der Coronapandemie baut China wieder mehr Kohlekraftwerke, um die Wirtschaft zu stimulieren. Dieser Bauboom hält weiter an – während alle anderen Länder sich langsam von der Kohleverstromung verabschieden.
Mehr CO2-intensiver Kohlestrom in Deutschland sei klimapolitisch kein Problem, weil die Emissionen im europäischen Emissionshandel "gedeckelt" sind, ist seit Wochen zu hören. Zweifel daran hat eine jetzt veröffentlichte Analyse des Berliner Beratungsinstituts Energy Brainpool bestätigt.
Die Märchenerzählung mit dem Primärenergieverbrauch
Erneuerbare Energien könnten nie den Primärenergieverbrauch in Deutschland decken, verbreiten Energiewendekritiker immer wieder. Sie halten damit die Erzählung am Leben, hundert Prozent Ökoenergie seien für das Industrieland Deutschland gar nicht möglich.
Gerät Deutschland in eine Gaskrise und ersetzt die bisherige Stromerzeugung aus Erdgas weitgehend durch Kohle, drohen zusätzliche Tonnen an CO2-Emissionen in zweistelliger Millionenhöhe. Das ohnehin knappe deutsche Klimabudget würde voraussichtlich endgültig gesprengt.
Neue Kohlemeiler, Boden-Katastrophe, extreme Hitze in Indien und Pakistan
Es werden weniger neue Kohlekraftwerke gebaut, trotzdem ist jedes eines zu viel. Industrielle Landwirtschaft macht die Böden kaputt. Eine Hitzewelle plagt den indischen Subkontinent.
Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat über das Dorf Lützerath entschieden: Der Kohlekonzern RWE darf Grundstücke abbaggern und Wald roden. Das Gericht machte deutlich, dass Forderungen von Klimaaktivist:innen keine gesetzliche Grundlage haben. Damit sich das ändert, müsste die Politik handeln.
Tagebau Jänschwalde ist rechtlich ein "Schwarzbau"
Um den Betrieb des Braunkohletagebaus Jänschwalde in der Lausitz zu sichern, pumpte der Betreiber Leag ungenehmigt etwa 240 Millionen Kubikmeter Wasser ab. Das ergab die Akteneinsicht von Umweltverbänden. Die Deutsche Umwelthilfe und die Grüne Liga wollen nun den Tagebau gerichtlich stoppen lassen.
Der Leiter der ZDF-Umweltredaktion hatte den Bau neuer Kohlekraftwerke im Ausland gefordert und dies ausgerechnet mit dem neuen Weltklimabericht begründet. Trotz vieler Programmbeschwerden stellte sich der ZDF-Intendant hinter ihn. Doch nun erklärt der Sender: Alles nur ein Missverständnis.
USA und China bewegen sich beim Klima ein bisschen
China stoppt die Förderung von Kohlekraftwerken im Ausland und die USA stocken ihre Klimafinanzierung etwas auf. Außerdem wurden bei der gestern beendeten UN-Generalversammlung einige neue Länderallianzen zum Klimaschutz gebildet.
Der Chef der ZDF-Umweltredaktion greift anlässlich des neuen Weltklimaberichts in die energiepolitische Mottenkiste und fordert den Ersatz alter durch neue Kohlekraftwerke – im Ausland. Eine plausible Begründung dafür bleibt Volker Angres bisher schuldig.
Im letzten Jahr änderte sich die Energiepolitik in vielen asiatischen Ländern fundamental: Viele Länder haben beschlossen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen. Die große Ausnahme bleibt vorerst China.
Minister:innen der sieben Industrieländer, darunter Deutschland, haben sich bei einem virtuellen Treffen darauf geeinigt, die staatliche Unterstützung für Kohle zu beenden. Bei Öl und Gas bleiben sie vage.
Kurz vor ihrer endgültigen Verabschiedung scheitern schärfere Grenzwerte für Kraftwerksemissionen im Bundesrat – trotz eines fast vierjährigen Anlaufs. Wie es nun mit der Verordnung für Großfeuerungsanlagen weitergeht, ist unklar.
Seit dem Jahreswechsel sind in Deutschland über 5.000 Megawatt Kohlekraft nicht mehr am Netz – die erste Rate des gesetzlichen Kohleausstiegs. Wie viel CO2 damit eingespart wird, ist aber nicht so ganz klar.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist die weltweite Kohlenutzung erstmals zurückgegangen. In den USA sank sie sogar auf das niedrigste Niveau seit fast 50 Jahren.