Seit Beginn des Ukraine-Krieges überschlagen sich die Bekundungen, man müsse jetzt auch in Deutschland ganz schnell Flüssigerdgas-Terminals bauen. In dieser kritischen Situation sollte die Politik aber einen kühlen Kopf bewahren – und gerade jetzt nicht den Blick fürs langfristig Entscheidende verlieren.
Der Ukraine-Krieg gefährdet auch die Welternährung zusätzlich. Ein neuer Anlass, eine grundlegende Umstellung des Systems anzupacken, sagen Wissenschaftler:innen. Und sie haben recht.
Weit über hundert Prominente fordern die Bundesregierung zum Boykott russischer Energieimporte auf. Es sei "unerträglich", den Krieg weiter mitzufinanzieren. Wirtschaftsminister Habeck erteilt einem Importstopp vorerst eine Absage. Deutschland könne einen solchen Schritt nicht durchhalten.
Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist inzwischen dafür, trotz eintretender Versorgungsprobleme die Öl- und Gasimporte aus Russland zu stoppen. Die Bundesregierung sträubt sich dagegen – noch.
Vom autofreien Sonntag bis zum Grad weniger beim Heizen: Deutschland sollte Energie sparen, um klimafreundlicher und unabhängiger von Russlands Energieprodukten zu werden. Die Ampel-Regierung könnte ein Zeichen setzen, indem sie mutige Beschlüsse fasst, damit das Thema nicht Privatsache bleibt.
Das Klimaschutzgesetz verpflichtet alle Sektoren zur Treibhausgasminderung – nur für das Militär scheint das nicht zu gelten. Wenn jetzt für die Beschaffung Milliarden ausgegeben werden, fehlt ein Klimavorbehalt wie in den USA.
Nachdem die EU Atomkraft und Erdgas als "grüne Technologien" eingestuft hat, fordert nun auch die Rüstungsindustrie das Ökosiegel. Der Ukraine-Krieg zeige, dass der Beitrag der Militärbranche zu Sicherheit und Nachhaltigkeit unterschätzt werde.
Versorgungssicherheit ist jetzt wichtiger als die Klimakrise, verkündet der deutsche Wirtschaftsminister. Regierungs- und Oppositionsparteien fallen in alte Weltbilder zurück. Stattdessen könnten wir nun endlich die Weichen für eine grüne Modernisierung unseres Landes stellen.
Ohne Natur- und Klimaschutz wird Frieden niemals möglich sein. Die Nutzung fossiler Ressourcen ist ein Treiber von Destabilisierung und Krieg. Nur eine Energierevolution kann das ändern. Dafür braucht es eine Fusion der Anliegen von Friedens-, Umwelt- und Klimabewegungen.
Mit dem Öl und Gas, das wir aus Russland importieren, finanzieren wir den Krieg gegen die Ukraine mit. Wir müssen die hemmungslose Nutzung von Erdöl und Erdgas endlich beenden.
Die Energiewende darf nicht unter der Reaktion auf Putins Aggression leiden. Im Gegenteil, sie muss beschleunigt werden. Der neue Bericht des IPCC unterstreicht das auf dramatische Weise.
Kalenderwoche 8: Die Aggression gegen die Ukraine zeigt noch klarer, dass die größte Friedensdividende für fast alle Nationen in einer raschen Energiewende liegt, sagt Hartmut Graßl, Physiker und Meteorologe und Mitglied des Herausgeberrats von Klimareporter°. Dass fossile Brennstoffe billiger seien als erneuerbare Energien, sei ein Märchen.
Der Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Energiekrieg. Gas und Öl werden sich stark verteuern. Deutschland zahlt jetzt den Preis für die verschleppte Energiewende. Neben einer Diversifizierung bei Öl und Gas sollten nun Energiesparen und erneuerbare Energien endlich einen Booster bekommen.
Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine dürfte sich auch die Energiekrise verschärfen: Die Gasspeicherstände sind niedrig, die Preise hoch. Kurzfristig gibt es kaum Handlungsoptionen, warnt Energieexperte Hans-Josef Fell. Die Energiewende könne Deutschland aber bald unabhängiger von Öl und Gas machen.
Die Ukraine ist eines der wichtigsten Exportländer für Lebensmittel. Bei Ausfällen wegen eines sich ausweitenden Konflikts mit Russland würden die Lebensmittelpreise noch weiter steigen. Das könnte in einigen Ländern politische Unruhen zur Folge haben.
Dank des milden Winters hat die EU im Moment genug Erdgas. Trotzdem könnten einige Länder Schwierigkeiten bekommen. Sollte jahrelang kein Gasimport aus Russland möglich sein, wären die Folgen hingegen dramatischer und der Gasbedarf müsste gesenkt werden.
Werden wichtige Staaten instabil, weil die Bedeutung fossiler Energien sinkt? Statt gemeinsam die Klimakrise zu lösen, wird in Europa wieder ein Krieg denkbar. Wir müssen auf Dialog und Gewaltfreiheit bestehen.
Geschichtlich gesehen wurden neue Technologien häufig zuerst militärisch genutzt. Bei der Dekarbonisierung ist das offenbar ganz anders. Die Bundeswehr wird in klimapolitisch wichtigen Dokumenten nicht einmal erwähnt.
Zivilisationsgeschichtliche Umbrüche könnten durch Klimaveränderungen ausgelöst worden sein. Dennoch scheiterte gerade die erste Klimaresolution im UN-Sicherheitsrat am Veto von Russland. Ist der Klimawandel ein Treiber von Konflikten?
Der UN-Sicherheitsrat plant nicht mit der Klimakrise. Fossile Energie treibt die Strompreise hoch, auch für Ökostrom. Die EU-Kommission hat ihr Klimapaket ergänzt.
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