Spätestens die Flutkatastrophe hat viele aufgeschreckt, die Klimakrise ist Realität. Was in der Debatte nicht aus dem Blick geraten darf: Auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen ist das entscheidende Mittel zum Klimaschutz. Deutschland muss dabei jetzt einen Quantensprung hinlegen.
Der neue IPCC-Bericht muss uns nicht lähmen, sondern aufrütteln. Denn die notwendigen Punkte in einem Klimaschutz-Sofortprogramm sind bekannt, und sie sind umsetzbar. Als Erstes muss der stockende Solar- und Windausbau einen Turbo bekommen.
Der Ausbau der Solarenergie zieht leicht an. Die Branche ist trotzdem nicht zufrieden und fordert die Politik auf, Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien abzuschaffen. Unterstützung erhält sie aus der Wissenschaft.
Nach der Flutkatastrophe will Markus Söder das Tempo beim Klimaschutz in Bayern anziehen. Der Kohleausstieg in Deutschland soll schneller kommen. Gleichzeitig sollen erneuerbare Energien Vorfahrt haben – allerdings ohne weitreichende Änderungen bei der umstrittenen Abstandsregel für bayerische Windräder.
Überfällig und immer noch nicht ausreichend: Wirtschaftsminister Peter Altmaier korrigiert den für 2030 prognostizierten Stromverbrauch der Bundesrepublik deutlich nach oben. Die Anhebung um zwölf Prozent genügt Branchenverbänden noch nicht.
Kalenderwoche 26: Die "Jahrtausendereignisse" hören nicht auf, sagt Hartmut Graßl, Physiker und Meteorologe und Mitglied des Herausgeberrats von Klimareporter°. Schon eine globale Erwärmung um 1,5 Grad über Landgebieten liefere immer wieder zerstörerische Hitzewellen, jetzt sogar in einer Weltgegend, die sonst vor Regen trieft.
Bei Ökostrom denkt man zuerst an Wind und Sonne, dabei ist die Wasserkraft weltweit die weitaus wichtigere Quelle für sauberen Strom. Weil sie sich auch als Speicher eignet, fordert die Internationale Energieagentur einen drastischen Ausbau des "vergessenen Riesen". Unproblematisch ist das nicht.
Die Stärkung der gemeinschaftlichen Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien wäre eine große Chance, die Begeisterung für die Energiewende wieder zu wecken. Doch die Bundesregierung ließ sie ungenutzt verstreichen, obwohl sie damit europäische Regelungen ignoriert.
Nach Wochen des Streits beschloss der Wirtschaftsausschuss des Bundestages heute mehrere Energie-Anträge der Koalition, die Klimareporter° vorliegen. Kommunen sollen am Erlös von Solar-Freiflächenanlagen beteiligt, Wind-Repoweringprojekte erleichtert und alle Hersteller grünen Wasserstoffs von der EEG-Umlage befreit werden.
Ein Vorfall in einem chinesischen Atomkraftwerk lässt Experten rätseln. Der französische Betreiber schaltet die US-Regierung ein. Insgesamt lassen aber die erneuerbaren Energien in China beim Ausbau die Kernkraft und auch die Kohle gerade weit hinter sich und erreichen neue Rekordwerte.
Begleitend zum neuen Klimagesetz will die Koalition ein "Sofortprogramm Klimaschutz 2022" verabschieden. Das Klimareporter° vorliegende 30-seitige Programm korrigiert die bisherigen Ausbauziele für Photovoltaik und Windkraft, bleibt aber rechtlich ohne große Bedeutung.
Schon in zehn Jahren könnte sich Deutschland zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen, zeigt eine Machbarkeitsstudie des Thinktanks Energy Watch Group. Allerdings müsste die Energiewende dafür wirklich einen Turbo bekommen, besonders beim Ausbau der Photovoltaik und von Strom- und Wärmespeichern.
Die Windkraftbranche hat nicht mehr viel Hoffnung, dass das neue Klimaneutralitätsziel 2045 in den letzten Regierungswochen noch konkrete Verbesserungen nach sich zieht. Selbst Vorhaben, die Union und SPD schon Ende 2020 beschlossen haben, bleiben wohl überwiegend liegen.
Es ist die längste Seekabel-Stromverbindung der Welt: Nordlink. Über 600 Kilometer Entfernung können Deutschland und Norwegen seit Donnerstag große Mengen Ökostrom tauschen, um die schwankende Erzeugung aus Wind und Sonne besser auszugleichen.
Vor einem Jahr hatten Expert:innen wegen Corona eine Durststrecke beim Ausbau von Solar- und Windkraft erwartet. Derartige Prognosen haben sich nicht bewahrheitet, zeigt eine neue Marktanalyse der Internationalen Energieagentur IEA.
Den Grünen geht es beim Klimaschutz vor allem um Maßnahmen, die schnell viel CO2 einsparen, betont Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin im Bundestag, anlässlich des heute vom Kabinett zu beschließenden neuen Klimagesetzes. Den Koalitionsparteien attestiert sie eine Panikreaktion auf grüne Umfragewerte.
Kalenderwoche 18: Mehr Klimaschutz und ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren gelingen am besten, wenn die Energiewende dezentral organisiert und von den Bürger:innen getragen wird, sagt Sebastian Sladek, geschäftsführender Vorstand der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) und neues Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Dafür müssen wir ein Stück weit rebellischer werden und den Mut zu entschlossenem Handeln finden.
Die Regierungsparteien wollen das Klimaziel für 2030 anheben. Zudem soll Deutschland fünf Jahre früher als geplant klimaneutral werden. Auch beim Ökostrom soll eine Schippe draufgelegt werden.
Atomkraftwerke gibt es heute nur noch, weil ihre wahren Kosten nicht berechnet werden, sagt SPD-Vizefraktionschef Matthias Miersch. Hierzulande drohe auch nach dem Ausstieg kein Blackout, aber die Öko-Energien müssten viel schneller ausgebaut werden.
Der neue US-Präsident hat es mit seinem Klimagipfel geschafft, ein weltweites Signal des Aufbruchs zu setzen. Das Event könnte zum Startpunkt für ein Wendejahrzehnt werden, in dem die Regierungen ihre Verantwortung in der Klimakrise endlich wahrnehmen. Ob es so kommt, hängt von China und der EU ab.
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