Der Mekong ist die Lebensader der gesamten Region. Für viele Bewohner gilt das ganz wörtlich. (Foto: Pianporn Deetes/​International Rivers)

Thailand wird derzeit von Putschgenerälen regiert. Das bedeutet aber nicht, dass die Regierung stets ihren Willen durchsetzen kann. So wurden in den letzten beiden Monaten drei Kohleprojekte zurückgestellt: ein geplantes Kraftwerk in der Urlaubsprovinz Krabi und zwei in der weiter südlich gelegenen Provinz Songkhla.

Nach Protesten von Betroffenen in der Hauptstadt Bangkok hat die Regierung zugesagt, neue Umwelt- und Gesundheitsgutachten einzuholen. Damit wird erst die nächste Regierung über diese Kraftwerke entscheiden, falls im Februar nächsten Jahres tatsächlich Wahlen stattfinden, wie es die Militärregierung versprochen hat.

Nun wurde bekannt, dass Thailand wohl von einem weiteren Großprojekt Abstand nehmen könnte: dem Wasserkraftwerk Pak Beng am Mekong in Laos (siehe Karte unten). Hier will Thailands Stromerzeugungsbehörde Egat den geplanten Stromkaufvertrag erneut prüfen. 90 Prozent des Stroms aus dem 912-Megawatt-Projekt sollen nach Thailand exportiert werden.

"Diese Entwicklung zeigt, wie Pläne für zukünftige Dammprojekte scheitern könnten", sagt Brian Eyler vom US-Thinktank Stimson Center. Erstaunlich sei zudem, dass Egat seine Entscheidung zuerst der lokalen Umweltorganisation Rak Chiang Kong in Nordthailand mitgeteilt hat. Diese hatte zuvor gegen das Projekt geklagt. Pak Beng liegt nur 93 Kilometer flussaufwärts von der thailändischen Grenze entfernt.

Kraftwerke am Mekong sind stark umstritten. Der Fluss versorgt Millionen Menschen in China, Laos, Thailand, Kambodscha und schließlich Vietnam mit Fisch. Die Flussanrainer sind zudem auf die Sedimentablagerung des Stroms angewiesen. Das gilt besonders für das tief gelegene Mekongdelta westlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon. Ohne eine kontinuierliche Zufuhr von Sedimenten droht Vietnams fruchtbarste Region dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer zu fallen.

"Thailand hat seinen Strombedarf stets überschätzt"

Pak Beng wäre der dritte Damm am Hauptstrom des Mekong. Die anderen beiden sind die Kraftwerke Xayaburi und Don Sahong, die sich bereits im Bau befinden. Zudem sind acht weitere Dämme am Hauptstrom des Mekong Unterlaufs geplant. Die Umweltstiftung WWF kommt in einer Studie zu dem Schluss: "Das wirtschaftliche Vorankommen der Region hängt vom Mekong ab, aber die nicht nachhaltige und unkoordinierte Entwicklung bringt das Flusssystem an den Rand des Kollaps."

Grafik: Staudammpläne am Mekong
Auf der chinesischen Seite des Mekongs wurden schon etliche Staudämme gebaut (Grafik vergrößern). Thailand und Kambodscha wollen nachziehen. (Foto: International Rivers)

Thailands Behörden stellen die Kraftwerksprojekte aber nicht nur wegen der lokalen Proteste und zum Schutz der Umwelt zurück. Sie haben vielmehr gemerkt, dass sie gar nicht so viele neue Kraftwerke brauchen. Der zurzeit gültige Energieentwicklungsplan aus dem Jahr 2015 geht von einer Zunahme des Stromverbrauchs um jährlich 2,7 Prozent für die nächsten 20 Jahre aus. Daraus ergab sich ein Bedarf an neuen Kraftwerken mit einer Kapazität von 58.000 Megawatt – und der Plan, mehrere Kohlemeiler und zwei Atomkraftwerke zu bauen sowie den Stromimport aus dem Ausland deutlich zu erhöhen.

"Thailand hat in der Vergangenheit seinen Strombedarf stets überschätzt" sagt Eyler. Außerdem sehe der drei Jahre alte Energieplan eine Reservekapazität von bis zu 39 Prozent vor – "das Doppelte des weltweiten Durchschnitts".

Der Plan sieht zudem vor, den Anteil der erneuerbaren Energien auf 25 Prozent im Jahr 2036 zu erhöhen. Doch auch in Thailand geht die Entwicklung von Strom aus Sonne und Wind schneller als erwartet. Beim Solarzubau war schon letztes Jahr die Hälfte des 2036er Ziels geschafft. Egat-Chef Areepong Bhoocha‑oom schloss daraus: "Wir haben die Hälfte des Ziels in nur zwei Jahren erreicht. Wenn die Regierung will, dass wir das Ziel erhöhen, dann wäre das nicht so schwierig."

Daraufhin hat die Regierung das Ziel fast verdoppelt: Nun sollen 40 Prozent im Strommix aus erneuerbaren Quellen stammen. Das reduziert den Bedarf an Kohlekraftwerken und Stromimporten weiter, doch der ursprüngliche Plan wurde noch nicht angepasst. Ob das ebenfalls der kommenden Regierung überlassen wird, ist nicht bekannt.

 

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