
Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als vier Prozent unseres Strombedarfs decken. Das sagte Angela Merkel Anfang der 1990er Jahre als frischgebackene Umweltministerin. Zuvor hatten die deutschen Stromversorger in Werbeanzeigen genau diese Zweifel verbreitet.
Bereits Mitte der 1990er Jahre haben erneuerbare Energien die Vier-Prozent-Marke geknackt. Das angeblich Unmögliche haben wir in Deutschland dann doch ziemlich schnell erreicht.
Anfang der 2000er Jahre deckten Erneuerbare dann schon acht Prozent und 2024 fast 60. Nun heißt die neue Zielmarke 100 Prozent.

Volker Quaschning
ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Seine Lehr- und Sachbücher zur Energiewende gelten als Standardwerke.
Das Anzweifeln der Machbarkeit des weiteren Erneuerbare-Energien-Ausbaus hat trotzdem nie aufgehört.
Schaut doch mal ins Ausland. Dänemark liegt heute schon bei über 90 Prozent, Norwegen sogar bei knapp 100.
Ja, die Voraussetzungen in beiden Ländern sind andere, aber niemand sagt, dass wir für das Erreichen der 100 Prozent nichts mehr tun müssen. Neben der Solar‑ und Windenergie müssen wir natürlich auch intelligente Netze und Speicher deutlich ausbauen.
Aber lasst doch unsere Ingenieurinnen und Ingenieure einfach mal machen. Die wissen schon, was zu tun ist, damit unsere Stromversorgung nicht zusammenbricht.
Und die Lösungen, die sie dabei entwickeln, lassen sich auch noch ins Ausland verkaufen. Win‑win.
Also hört auf zu behaupten, dass 100 Prozent erneuerbare Energien nicht möglich sind. Denn diese unsinnige Diskussion macht nur allen Akteurinnen und Akteuren das Leben schwer.