Wir schalten unsere Kernkraftwerke ab und alle anderen bauen neue? Gefährdet der Kernenergieausstieg unsere Wirtschaft, die Stromversorgung und den Klimaschutz?
Ganz sicher nicht. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Fakten?
Es gibt keinen Kernenergieboom. Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Kernkraftwerksleistung praktisch nicht verändert. Die Zahl der Kraftwerke ist sogar gesunken.
Neue Kernkraftwerke sind irre teuer, nahezu unbezahlbar. Sie sind als Backup für Solar- und Windkraftanlagen ungeeignet, und ihr Beitrag zum Klimaschutz ist verschwindend gering.
Volker Quaschning
ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Seine Lehr- und Sachbücher zur Energiewende gelten als Standardwerke.
Die Frage ist: Warum werden immer und immer wieder völlig realitätsferne Aussagen zur Kernenergie wiederholt?
Ganz einfach, es ist das perfekte Ablenkungsmanöver. Wir müssten nur ein paar Kernkraftwerke weiterbetreiben oder bauen und wir könnten einfach ohne jegliche Veränderung auf ewig so weiterleben wie bisher.
Unzureichender Klimaschutz? Ach, Problem gelöst! Unliebsame Windräder und Solaranlagen brauchen wir nicht. Dafür können wir weiter Verbrennerauto fahren und mit Erdgas heizen.
Das hat zwar nichts miteinander zu tun, aber all das, ja all das wäre möglich, wenn, ja wenn wir nur ein paar Kernkraftwerke hätten.
Vor allem für Menschen in der Politik ist das die Chance, ohne irgendein schlüssiges eigenes Konzept für Energiewende und Klimaschutz die andere Seite zu attackieren. Und die Boulevardpresse mischt munter mit.
Die Wahrheit ist aber: Die Kernenergie wird uns nicht retten. Sagt endlich ja zu den nötigen Veränderungen für wirksamen Klimaschutz, um unseren Wohlstand zu erhalten.