Vor 2012: Weiß gekleideter Solararbeiter geht durch die Fertigungshalle einer Solarfabrik der damaligen Firma Odersun im Land Brandenburg.
Auch der brandenburgische Solarzellenhersteller Odersun musste 2012 Insolvenz anmelden: Eine Zukunftsbranche mit über 100.000 Arbeitsplätzen wurde den Kohlekonzernen geopfert. (Foto: Odersun)

Stromspeicher, Bio-Solarzellen, grüner Wasserstoff, Ladeboxen für E-Autos: Wer in der vergangenen Woche in München durch die Messehallen der etwas verkleinerten Intersolar-Messe flanierte, erlebte so etwas wie einen zweiten Frühling der deutschen Solarbranche – einen Aufbruch in die neue Energiewelt.

Der messbare Erfolg der kleinen Intersolar: 26.000 Besucher aus 93 Ländern, 450 Aussteller aus aller Welt, 45.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Tagesschau.de schreibt zu Recht: "Die schon totgesagte deutsche Solarindustrie ist zu neuem Leben erwacht. Auf der Messe Intersolar präsentiert sie sich selbstbewusst und sieht sich als Wegbereiter der Klimaneutralität. Kommt der Solarboom 2.0?"

Man kann tatsächlich über Innovationen, Trends und neue Entwicklungen staunen, die in München zu besichtigen waren.

Denn die letzten drei deutschen Bundesregierungen aus CDU/CSU, FDP und SPD hatten es geschafft, die als Hoffnungsbrache ins neue Jahrtausend gestartete Solar- und Windbranche hierzulande abzuwürgen und rund 130.000 Zukunftsarbeitsplätze nach China zu verlagern.

Und das alles, um in Deutschland 20.000 Kohle-Jobs noch einige Jahre durchzuschleppen.

Anders als Deutschland hat Chinas Regierung zinslose Kredite für ihre Solar- und Windfirmen zur Verfügung gestellt mit dem Ergebnis, dass das Reich der Mitte heute Solar- und Windweltmeister ist und seine Technologie in die ganze Welt exportiert.

Aus deutscher Sicht geht's dümmer nimmer. Denn entwickelt und erforscht wurden die neuen Technologien mit Steuergeld in Deutschland.

100 neue Solarfabriken in der EU?

Doch jetzt zeigte sich die hiesige Branche in München wieder selbstbewusst. Sie sieht sich als Wegbereiter für das klimaneutrale Deutschland. Einer der erfolgreichsten Solarforscher der Welt, Professor Eicke Weber, viele Jahre Leiter des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, fordert 100 neue Solarfabriken innerhalb der Europäischen Union.

Auf der Intersolar wurde die Hoffnung auf eine neue deutsche und europäische Solarwirtschaft gestärkt. In den früheren Solarhochburgen in Mitteldeutschland entstehen zwei neue Solarfabriken für Zellen und Module – im sachsen-anhaltischen Thalheim und im sächsischen Freiberg. Der Schweizer Anlagenbauer Meyer-Burger investiert 145 Millionen Euro in rund 300 Solar-Jobs. Langfristig sollen es 3.500 Arbeitsplätze werden.

Zugleich wurde in München betont, dass dies erst der bescheidene Neuanfang sei.

Intersolar-Sprecher Robert Schwarzenböck betonte für die Veranstalter der Messe, wie wichtig der gesamten Branche angesichts dieser dynamischen Entwicklung der persönliche Austausch und das gemeinsame Arbeiten an innovativen Projekten für die Zukunft der Energieversorgung seien.

"Was sich ebenfalls deutlich zeigte: Die Sektorenkopplung als der entscheidende Faktor der Energiewende rückt immer stärker in den Fokus und grüner Wasserstoff wird zu einer zunehmend wichtigen Option, um die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr über regenerative Energien enger aneinander zu koppeln", so Schwarzenböck.

Die Sonne scheint für alle

Auf dieser kleinen Intersolar war die Energiewende schon mal ganz konkret zu erleben. Der starke Zuspruch und der Optimismus der Veranstalter und Aussteller spiegeln die starken weltweiten Wachstumszahlen der Branche wider, aber auch die exzellenten Aussichten für die nächsten Jahre. Die nächste und dann wieder große Intersolar wird vom 11. bis 13. Mai 2022 ebenfalls in München stattfinden.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über den Klima­wandel und die nötige Energie­wende.

Die erneuerbaren Energien sind der Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel. Die Lösung gegen die Klimakatastrophe steht am Himmel.

Schon heute sind Sonne und Wind weltweit die preisgünstigsten Energiequellen. Ihnen gehört die Zukunft. Gegenüber ihrer "ewigen" Verfügbarkeit, ihrer Umweltfreundlichkeit und ihrer Kostenfreundlichkeit sind die alten fossil-atomaren Energieträger geradezu ein Nichts.

Nach den vielen Lippenbekenntnissen, die alle demokratischen Parteien im Wahlkampf zur Energiewende abgegeben haben, ist es hohe Zeit, dass die kommende Bundesregierung jetzt endlich Taten folgen lässt.

Der Beitrag wurde am 13. Oktober korrigiert (Standorte der neuen Solarfabriken).

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