Im Herbst 2016 brachte RWE seine Ökostromtochter mit viel Tamtam an die Börse. Das Foto zeigt Werbemotive zum Börsengang.
Im Herbst 2016 brachte RWE seine Ökostromtochter mit viel Tamtam an die Börse. Nun wird Innogy zerschlagen, auch das freut die Börsianer. (Foto: Innogy)

Ist es nicht zum An-den-Kopf-Fassen? Da knipsen die beiden Energiekonzerne Eon und RWE überraschend einem milliardenschweren Unternehmen namens Innogy mit rund 40.000 Beschäftigten buchstäblich das Licht aus – und der Börsenkurs selbst dieses Unternehmens steigt danach um mehr als zehn Prozent.

Aus der Sicht der Börsianer ist das nur logisch. Denn Eon hat ja angekündigt, die schwächelnde RWE-Tochter Innogy voll und ganz zu integrieren. Deren Eigentümer können sich also früher oder später über Eon-Aktien freuen und sich zumindest am (vermuteten) künftigen Wert der Eon-Aktien aufrichten.

Schon diese Aussicht – neben der des Abbaus von 5.000 Arbeitsplätzen – genügte, um ein Kursfeuerwerk zu entfachen. Für die Anteilseigner der beiden Energieriesen hat sich das Monopoly schon mal gelohnt.

Das täuscht nicht darüber hinweg, dass der Eon-RWE-Deal eher einer Notoperation gleicht als einem strategischem Investment. Denn am Ende wird nichts hinzugekauft oder ein neues smartes Start-up auf den Weg gebracht.

Nein, Eon und RWE haben ihre Gemischtwarenläden einfach mal anders sortiert – und das war die eigentliche Überraschung. Bisher machten sich solche Großversorger horizontal Konkurrenz, jeder wollte die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette vom Brennstoff über den Generator, die Netze und Verteilstationen bis hin zur Steckdose haben (und dank smarter Anwendungen auch noch darüber hinaus).

Für dieses alte Konzept der Energiebranche reicht aber – spätestens seit die Erneuerbaren zwanzig, dreißig Prozent des Stroms erzeugen – der Grad an Marktbeherrschung einfach nicht mehr aus. Frühere Monopolrenditen sind so nicht mehr drin.

Die Milliarden aus der Monopol-Ära sind verpulvert

Also kratzen Eon und RWE die Reste ihrer einstigen Imperien zusammen und stellen sich nun vertikal auf. RWE liefert den Strom, vor allem noch immer den fossilen, und Eon verdient an dessen Transport und Verkauf. Nur noch miteinander und nicht mehr gegeneinander, so glaubt und hofft man, lassen sich die von der Börse erwarteten Gewinne erwirtschaften.

Man kann dabei nur den Kopf schütteln, wie sich Eon und RWE selbst ins Abseits manövriert haben. Haben doch ihre Vorläuferkonzerne jahrzehntelang als Quasi-Monopole garantierte Gewinne eingefahren. Hinzu kamen die Milliarden, mit denen sie sich nach der Wende die Übernahme der ostdeutschen Energiewirtschaft versüßen ließen. Von all dem Geld ist offenbar nichts mehr übrig.

Vieles wurde in hochfliegenden Expansions- und Übernahmeschlachten weltweit verpulvert. Man machte in Gas und dann wieder nicht in Gas – am Ende des Tages war man so sehr auf frisches Geld angewiesen, dass Eon seine Anteile an fossilen Kraftwerken, die in der Firma Uniper ausgelagert wurden, gegen den Willen des dortigen Vorstandes und der Belegschaft an einen finnischen Staatskonzern verscherbelte.

Und die RWE-Tochter Innogy ist so wenig wert, dass der Konzern noch anderthalb Milliarden Euro drauflegen muss, damit der Deal zustande kommt.

Ob das ganze Umsortieren für Eon und RWE erfolgreich sein wird, kann heute noch niemand sagen. Gewiss ist nur: Dies war das letzte Mal, dass die beiden in dieser Weise Monopoly spielten.

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