Demonstrierende auf
Auf der "Wir haben es satt"-Demonstration wurde auch für Klimaschutz demonstriert. (Foto: Michelle Dresler)

Mehr als 30.000 Menschen haben in Berlin für eine Umverteilung der EU-Agrarsubventionen, für bäuerliche Landwirtschaft und Klimagerechtigkeit demonstriert. Die Demonstration "Wir haben es satt", zu der über 100 Organisationen aufgerufen hatten, fand in diesem Jahr schon zum neunten Mal anlässlich der Agrarmesse "Grüne Woche" statt.

"Wir haben in den neun Jahren nicht das erreicht, was nötig ist, nämlich die Änderung der nationalen und EU-Agrarpolitik", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltverbands BUND, bei der Auftaktkundgebung selbstkritisch. "Aber wir haben viel in den Köpfen und den Herzen verändert." Weiger betonte, wie wichtig demokratische Prozesse seien, um in der Agrarpolitik etwas zu bewirken. "Wir brauchen eine Stärkung des EU-Parlaments", forderte er und erntete dafür viel Applaus.

Bei der Demonstration, an der nach Angaben der Veranstalter 35.000 Menschen teilnahmen, ging es diesmal vor allem um die EU-Agrarsubventionen, die in diesem Jahr reformiert werden. In ihrem Aufruf fordern die Organisationen von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), sich auf europäischer Ebene für umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft einzusetzen. "Bei der EU-Agrarreform muss sie der Agrarindustrie endlich den Geldhahn zudrehen und eine Politik für Menschen, Tiere und Umwelt machen", heißt es im Aufruf.

Derzeit werden die EU-Agrarsubventionen in der sogenannten ersten Säule zu 70 Prozent nach der Fläche ausgezahlt. Die zweite Säule hingegen unterstützt die ländliche Entwicklung, den Ökolandbau und zusätzliche Umweltschutzmaßnahmen.

Schon am Vormittag hatte es eine Traktoren-Demo zur internationalen Agrarministerkonferenz im Auswärtigen Amt gegeben. Dort hatte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wie in jedem Jahr ihre Amtskollegen aus über 70 Ländern zu Besuch. Diskutiert wurde diesmal über die Digitalisierung in der Landwirtschaft

Entscheidend sei, die Digitalisierung "für die dringend nötige Agrarwende statt für einen bloßen System-Bugfix zu nutzen", sagte Harald Ebner, Grünen-Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik im Bundestag. Wenn Digitalisierung nur genutzt werde, um Pestizide zielgenauer einzusetzen, sei damit wenig geholfen. "Intelligente" kleine Roboter, die Mischkulturen pflegen und Beikräuter mechanisch entfernen, seien dagegen ein sinnvoller Ansatz, so Ebner.

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