Sommerkongress, Großdemo in Aachen, Dauerstreikwoche in Köln: Während in der Presse in den letzten Wochen immer wieder über Sommerferien bei "Fridays for Future" spekuliert wurde, weil an manchen Orten die freitäglichen Proteste temporär ausfallen, jagt bei uns ein Ereignis das andere.
Erstens macht nicht jede Ortsgruppe Pause. Wir in München streiken zum Beispiel immer noch jede Woche, denn auch die Klimakrise macht keine Ferien.
Vor zwei Wochen gab es – allerdings am Sonntag, damit mehr Menschen Zeit haben – die erste Munich-for-Future-Demo, an der Tausende Menschen verschiedener Altersgruppen teilnahmen.
Und zweitens passiert vieles über unsere wöchentlichen Streiks hinaus.
Wir fangen an, direkt in die Politik hineinzuwirken. Der Stadt München haben wir vor Kurzem einen kommunalpolitischen Forderungskatalog überreicht. Darüber haben Zeitungen und Magazine in München, aber auch überregional berichtet.
Außerdem fordern mehr als 125 Organisationen, Unternehmen und Firmen die Stadt München in einem offenen Brief dazu auf, unsere Forderungen zu erfüllen.
Hinter dem Forderungspapier stecken viele Wochen harte Arbeit. Es sind 18 Seiten mit 31 Forderungen zu Verkehr, Stadtplanung, Energieversorgung, Ressourcenverbrauch und Stadtverwaltung. Von Gebäudedämmung bis zur autofreien Innenstadt.
Wir haben lange recherchiert und eng mit den Münchner "Scientists for Future" zusammengearbeitet. Alle unsere Forderungen sind realistisch – wenn man denn will.
Wir haben es geschafft, dass die Politik zuhören muss
Am Willen hapert es. Eines haben wir uns durch unsere monatelangen Streiks aber erarbeitet: Die Politik muss uns zumindest zuhören und ernst nehmen.
Wir haben mit unseren Forderungen in der Tasche Gespräche mit fast allen Stadtratsfraktionen und mit dem Oberbürgermeister geführt. Insgesamt waren die Treffen sehr konstruktiv. Der Bürgermeister meinte, dass unsere Proteste das Klima innerhalb des Stadtrats stark verändert haben.
Die Klimabewegung hat mittlerweile Einfluss. Erst vor ein paar Tagen haben wir das gemerkt, als der Münchner Stadtrat – diesmal nach Protesten von "Extinction Rebellion" – unerwartet für die Abschaltung eines Heizkohlekraftwerks stimmte. Sowohl SPD als auch CSU sind umgeschwenkt.
Elena Balthesen
ist 17 Jahre alt und geht in die 11. Klasse einer Waldorfschule in München. In ihrer Kolumne "Balthesens Aufbruch" macht sie sich auf die Suche nach Wegen für ihre Generation, aus der Klimakrise herauszukommen. Sie ist bei "Fridays for Future" in München aktiv.
Wir verlangen nicht, dass unser Papier in allen Details umgesetzt wird. Sicher gibt es auch andere Wege, ernsthaften Klimaschutz zu liefern. Aber die Ziele des Paris-Abkommens müssen erreicht werden.
Mir persönlich wird immer klarer, wie dringend das ist. Hitze in Deutschland, schmelzender Permafrost im hohen Norden, auf dem Mont Blanc hat ein Bergsteiger einen See entdeckt, wo eigentlich Eis sein müsste. Schon allein die Nachrichten der letzten Wochen zeigen: Es brennt.
Deswegen machen wir mit "Fridays for Future" weiter, zurzeit für ein paar Tage etwas zentraler als sonst. Auf unserem Sommerkongress in Dortmund, der noch bis Samstag läuft, diskutieren wir über unsere Zukunft.
Neue Ideen tanken und Netzwerke knüpfen, ist das Motto – damit wir in Zukunft noch mehr Druck auf die Politik ausüben können. Etwa 1.600 Menschen sind gekommen.
Das nächste große Ereignis steht auch schon fest: Das wird der globale Generalstreik am 20. September. Wir rufen ausdrücklich alle – nicht nur die jungen Menschen – dazu auf, mitzumachen. Es darf so viel verraten werden: Wir planen keine kleine Schülerdemo.