Tagebaulandschaft bis zum Horizont mit Braunkohlebagger.
Anfang vom Ende? RWE will weniger Kohle aus dem Tagebau Hambach holen. (Foto: Kathrin Henneberger)

RWE will die Förderung von Braunkohle im Tagebau Hambach offenbar reduzieren. Medienberichten zufolge plant der Kohlekonzern, den Abbau um etwa ein Drittel zurückzufahren. Bislang werden jährlich 40 Millionen Tonnen Kohle in dem Tagebau zwischen Köln und Aachen gefördert, künftig könnten es dann zehn bis 15 Millionen Tonnen weniger sein.

Der Konzern rechnet damit, dass die Kraftwerke Neurath und Niederaußem dann neun bis 13 Milliarden Kilowattstunden weniger Strom produzieren. Pro Jahr werden in Neurath etwa 18 Millionen Tonnen aus dem Tagebau Hambach verfeuert, rund zehn Millionen Tonnen sind es in Niederaußem.

Eigentlich wollte RWE in diesen Tagen die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst wiederaufnehmen. Vergangenen Freitag verfügte das Oberverwaltungsgericht Münster jedoch einen vorläufigen Abholzungsstopp. Das Verbot gilt so lange, bis über die Klage des Umweltverbandes BUND gegen den Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach entschieden ist. Vor gut einem Jahr hatte das Verwaltungsgericht Köln in erster Instanz die Klage des BUND noch abgewiesen – die Umweltschützer gingen in Berufung. 

RWE geht davon aus, dass der Abbau der Braunkohle unter den gegenwärtigen Bedingungen noch ein weiteres Jahr möglich ist. Ende 2019 könnten die Bagger zum Stillstand kommen. Mit einem Urteil rechnet der Konzern für Ende 2020.

Seit Montag zieht sich die Polizei laut dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) aus dem Waldstück zurück. Die Polizeigewerkschaft rechnet für den umstrittenen Einsatz im Hambacher Forst mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Aktivisten errichten unterdessen wieder Baumhäuser. Am kommenden Donnerstag wollen die Aktivisten auch die von RWE geschlagenen Rodungsschneisen "zurückbauen".

Stromkunden wollen weg von RWE und Co

Unterdessen haben die Betreiber der Suchmaschine Ecosia dem Energiekonzern RWE ein Angebot für die verbliebenen 200 Hektar des ehemaligen Bürgewaldes unterbreitet. Eine Million Euro will das Öko-Suchportal für den Wald aufbringen. Ein entsprechendes Angebot sei RWE-Chef Rolf Martin Schmitz zugestellt worden.

"Unser Kaufangebot ist absolut ernst gemeint. Wir möchten helfen, einen Kompromiss zwischen RWE und der Bevölkerung zu finden", heißt es bei Ecosia. Der Hambacher Forst sei ein schützenswertes Biotop und sein Fortbestand noch nicht gesichert.

Nach den heftigen Auseinandersetzungen im Hambacher Forst erwägt laut einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage jeder dritte Stromkunde den Wechsel seines Stromanbieters. Demnach wollen 16 Prozent der Befragten, die bisher ihren Strom von konventionellen Anbietern bezogen, angesichts der Ereignisse "auf jeden Fall" zu einem Ökostromanbieter wechseln.

Weitere 19 Prozent können sich vorstellen, diesen Wechsel "vielleicht" zu vollziehen. Für die Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag von Greenpeace Energy 1.000 repräsentativ ausgewählte Verbraucher befragt.

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