James Brown wird von einer Polizistin verhaftet.
Auch der Olympionike James Brown wurde heute verhaftet. Er hatte bei den Paralympics 2012 eine Bronzemedaille für Nordirland geholt. (Foto: Heathrow Pause)

Nach Angaben der Gruppierung "Heathrow Pause" ist es den Klimaaktivisten am Freitagmorgen gelungen, mindestens eine Spielzeugdrohne in der Nähe des Flughafens London Heathrow zu starten. Das Ziel der Aktion war, Europas größten Flughafen dazu zu zwingen, den Flugbetrieb einzustellen. Dies ist allerdings nicht passiert.

Die Aktivisten wollten so gegen den geplanten Bau einer dritten Startbahn protestieren, die die Kapazität des Airports von derzeit 80 Millionen auf 130 Millionen Passagiere pro Jahr steigern würde. Die Aktion wurde lange im Voraus angekündigt, um Reisenden Zeit zu geben, ihre Pläne zu ändern.

Gut vorbereiten konnten sich aber auch der Flughafen und die Polizei. Zwei weitere Versuche, eine Drohne zu starten, wurden durch Störsender verhindert. Auf einem Internetvideo ist zu sehen, wie eine Drohne bunt blinkt, ohne dass eine Verbindung zwischen der Fernsteuerung und dem Plastikspielzeug zustande kommt.

Die Behörden setzten allerdings nicht nur auf Störsender, sondern auch auf präventive Verhaftungen. Am Donnerstagnachmittag nahm die britische Polizei sieben Aktivisten fest.

"Zeit der Konsequenzen"

Einer davon ist Roger Hallam, Mitbegründer der Umweltbewegung Extinction Rebellion (XR). Hallam sagte vor seiner Verhaftung der britischen Zeitung The Guardian mit Bezug auf die dritte Startbahn: "Stoppt diese geplante Monstrosität und wir stoppen die Drohnenflüge."

Dem Ausbau des Flughafens steht allerdings kaum noch etwas entgegen: Obwohl das britische Unterhaus im Mai den Klimanotstand erklärt hat, stimmte es im Juni für die Flughafenerweiterung.

Diese Inkonsequenz stört Hallam besonders und er leitet daraus die Legitimität für die Aktion ab: "Wir leben in einer 'Zeit der Konsequenzen', wie Churchill es 1936 angesichts der Gefahr durch die Nazis ausgedrückt hat. Die Konsequenz, wenn wir nicht rebellieren, ist unbeschreibliches Leid und Tod für Milliarden Menschen. Die Konsequenz, wenn wir rebellieren, ist eine Chance, das Schlimmste zu verhindern."

Die Verhaftungen am Donnerstag vermochten die verbleibenden Heathrow-Pause-Aktivisten allerdings nicht einzuschüchtern, sodass es dennoch zu der Aktion kam. Am Freitag wurden daher mindestens vier weitere Personen verhaftet.

Bei diesen ist die Rechtslage eindeutig. Wer im Umkreis von fünf Kilometern um einen Flughafen eine Drohne aufsteigen lässt, macht sich strafbar – auch wenn die Drohne wie geplant nur auf Kopfhöhe fliegt.

Präventive Verhaftungen rechtlich umstritten

Bei den Verhaftungen am Donnerstag ist die Rechtslage hingegen weniger klar. Die Polizei rechtfertigt diese damit, die Verhafteten würden verdächtigt, "sich verschworen zu haben, um eine Störung der öffentlichen Ordnung zu begehen". Ob sich damit präventive Verhaftungen rechtfertigen lassen, ist allerdings umstritten.

Unklar ist zurzeit auch noch, zu welchen Strafen die verhinderten Drohnenpiloten verurteilt werden können. Erstaunlich ist zudem, dass auch der Medienkoordinator von Heathrow Pause verhaftet wurde, denn dieser hatte nicht geplant, selbst eine Drohne zu fliegen.

Die Polizei gibt sich allerdings selbstsicher: "Nach unserer Überzeugung sind diese Verhaftungen eine angemessene Reaktion, um kriminelle Handlungen zu verhindern, die erhebliche Auswirkungen auf ein wichtiges Element der nationalen Infrastruktur haben könnten."

Ursprünglich war geplant gewesen, die Drohnenaktion im Rahmen von XR durchzuführen, doch gegen die Idee gab es innerhalb der Bewegung Bedenken. Aus diesem Grund wurde die Aktion dann im Rahmen von Heathrow Pause organisiert. XR teilte nach den Verhaftungen mit: "Wir bleiben bei unserer Position, diese Aktion weder zu unterstützen noch abzulehnen."

Ergänzung um 20 Uhr: Nach Angaben von Heathrow Pause gelang es Aktivisten der Gruppe, eine weitere Drohne "in der Sperrzone bei Heathrow sicher fliegen" zu lassen.

Warum die Polizei mit einem derart großen Aufgebot anrückte, um Roger Hallam und Mike Lynch-White zu verhaften, ist unklar. Zu den XR-Grundsätzen gehört es, keinerlei Widerstand zu leisten. (Video: William Watson/​Vimeo)
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