Greta Thunberg vor dem Mikrofon schaut und lächelt etwas.
Greta Thunberg auf einer Fridays-for-Future-Demonstration in Turin im Dezember 2019.  (Foto: Mauro Ujetto/​Shutterstock)

Kaum zu glauben: Schon fast fünf Jahre ist es her, dass Greta Thunberg die Fridays-for-Future-Bewegung initiierte, die nun mit dem ersten "globalen Klimastreik" in diesem Jahr wieder von sich reden macht.

Im Sommer 2018 hatte die damals 15-jährige Schwedin ihren One-Woman-Protest "skolstrejk för klimatet" gestartet – immer freitags vor dem Parlament in Stockholm.

Schon im Dezember desselben Jahres fuhr sie zum Weltklimagipfel ins polnische Katowice, im Januar darauf lud man sie als Sprecherin zum Weltwirtschaftsforum in Davos ein. Dort machte sie mit Sätzen Furore wie: "Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, dass wenige Menschen weiterhin sehr viel Geld verdienen können."

Thunberg initiierte damit eine weltweite Streikaktion von Schülern und Studierenden, die ihresgleichen sucht. Diese wirkte weiter in die Gesellschaften hinein als jede andere ökologische Bewegung zuvor. Vom Frühjahr bis in den Herbst 2019 fanden praktisch an jedem Freitag weltweit Demos statt, ob in EU-Ländern, ob in den USA und China, ob in Brasilien, in Senegal oder auf Grönland.

Wer weiß, wie es um den Klimaschutz stünde, hätten nicht 2020 Corona und 2022 der Ukraine-Krieg die globalen Koordinaten völlig verschoben.

Im Jahr 2019 jedenfalls war der politische Druck enorm. In Deutschland sah sich die damalige Merkel-Regierung gezwungen, ein "Klimapaket" zu schnüren, unter anderem mit CO2-Steuer, Zuschüssen für Öko-Heizungen, Mehrwertsteuer-Senkung für die Bahn.

Doch vor allem erzeugte die von der Jugend getragene Bewegung ein gesellschaftliches Umfeld, in dem das Bundesverfassungsgericht dann 2021 sein wegweisendes Klimaschutz-Urteil fällte.

Die Bundesregierung müsse die CO2-Ziele für die Zeit nach 2030 nachschärfen, um künftigen Generationen ein Leben in halbwegs stabilen Verhältnissen zu ermöglichen, so das Gericht. Das tat sie dann auch, kurz vor Ende ihrer Amtszeit. Klimaneutralität mit einem strikten Fahrplan schon bis 2045, lautete die neue Ansage. 

"Boykottieren statt regieren"

Die "Fridays"-Bewegung hatte damit mehr erreicht, als sie selbst – geschwächt durch Corona-Auflagen, die Demos auf der Straße fast unmöglich machten – wohl erwartet hätte.

Doch schnell zerstob die Hoffnung, die neue Ampel-Regierung – die selbsternannte "Fortschrittskoalition" – werde nun alles daran setzen, um in die Spur für das 1,5-Grad-Limit aus dem Pariser Klimavertrag zu kommen.

In Corona-gelockerten Neuauflagen der Klimastreiks 2022 – im Herbst waren laut Fridays-Angaben immerhin deutschlandweit 280.000 Menschen auf der Straße – attackierte die Bewegung auch die Ampel und ihre Energiepolitik, die die von Putins Ukraine-Krieg ausgelöste Krise vor allem mit "fossilen" Methoden lösen wolle – wie mehr Kohleverstromung, serienweise LNG-Terminals und Kotau vor Katar, Subventionierung von Sprit. Auch die Ampel-Grünen bekamen dabei ihr Fett weg.

Nun also der nächste Klimastreik. Bundesweit sind laut Fridays for Future über 240 Demos angemeldet. Erneut geht es gegen den "Klima-Stillstand in der Koalition", den nur gemeinsamer Druck von der Straße beenden könne.

Die Grünen, deren Verhältnis zur Klimabewegung vor allem seit der Lützerath-Räumung im Rheinischen Braunkohlerevier angeknackst ist, sind dabei etwas aus der Schusslinie. Dafür ist der Koalitionspartner FDP zum Hauptgegner avanciert, der sich zuletzt verschärft als Autobahnbau-Fan und Tempolimit-Gegner geoutet hat und sogar Subventionsabbau ablehnt, wenn es sich um fossile Subventionen handelt.

Fridays-Protagonistin Luisa Neubauer schrieb in ihrem Aufruf zum Streik: "Boykottieren statt regieren, das ist der aktuelle Kurs der FDP." Mit den Demos wolle man Kanzler Olaf Scholz (SPD) dazu bringen, dass er den Klimaschutz bei dem am Wochenende anstehenden Koalitionsgipfel "aus dem Würgegriff" der Lindner-Partei befreit.

Ein wahrhaft ambitioniertes Ziel.

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