Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich heute im Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen mit der lokalen Klimabewegung getroffen, darunter Vertreter der von ihr inspirierten Schulstreik-Bewegung "Fridays for Future" sowie der Anti-Kohle-Gruppen "Ende Gelände" und "Hambi bleibt".
Dabei besuchte sie unter anderem die Aussichtsplattform Terra Nova am angrenzenden Braunkohletagebau Hambach. "Ich habe vorher schon Tagebaue gesehen, aber dieser hier ist so riesig", sagte Thunberg. "Das ist ein vernichtender Anblick, es macht mich sehr traurig."
Der Hambacher Forst ist bereits größtenteils der Kohle gewichen und auch die restlichen Bäume sollen gerodet werden, wenn es nach dem Energiekonzern RWE geht. Seit Jahren halten Klimaaktivisten den Wald deshalb besetzt. Sie wollen erreichen, dass die Bäume stehen bleiben.
Im vergangenen Jahr protestierten Zehntausende gegen die Abholzung – auch, weil mittlerweile feststeht, dass Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen wird.
Zurzeit besteht keine Rodungsgefahr, denn noch bis zum kommenden Jahr gilt ein richterlich angeordneter Rodungsstopp. Allerdings graben sich die RWE-Bagger so weit an den Wald heran, dass Waldschützer eine Zerstörung auch ohne Rodung befürchten.
Kohlestrom bis 2038? "Das wird wohl nicht gehen"
Thunberg äußerte sich auch dazu, dass das letzte deutsche Kohlekraftwerk erst im Jahr 2038 vom Netz gehen soll. "Wenn die Welt das 1,5-Grad-Ziel einhalten will, wird es wahrscheinlich nicht gehen, dass Deutschland noch bis 2038 Kohle verbrennt", sagte die Aktivistin. "Das ist aber nicht meine Meinung, sondern ergibt sich daraus, was die Wissenschaftler sagen – es geht nicht darum, was ich denke."
Greta Thunberg ist in Deutschland auf Durchreise. Sie kam vom europäischen Kongress von "Fridays for Future" in Lausanne und fuhr nach dem Besuch im Hambacher Forst weiter gen Norden. In der kommenden Woche soll sie von Großbritannien aus zu einer mehrwöchigen Fahrt mit einem Segelschiff über den Atlantik aufbrechen, um ohne eine klimaschädliche Flugreise auf den amerikanischen Kontinent zu gelangen.
Dort will Thunberg, die ein Jahr mit der Schule aussetzt, im September am Klima-Sondergipfel in New York teilnehmen, zu dem UN-Chef António Guterres geladen hat. Im Dezember fährt sie zudem zur jährlichen Weltklimakonferenz, die dieses Mal in Santiago de Chile stattfindet. "Dass ich vor den Vereinten Nationen rede, wird die Situation nicht ändern, aber es schafft ein Bewusstsein für die Krise."
Ausführlicher Bericht: "Ziviler Ungehorsam ist manchmal gut und nötig"