Kein weiteres Dorf, kein weiterer Baum für die Kohle
Beim Klimacamp im Rheinland kamen in den letzten zehn Tagen 500 Menschen zusammen, um für einen raschen Kohleausstieg aktiv zu werden. Der entschlossene, ausdauernde Widerstand gegen Kohle ist weiter nötig, auch wenn "gefühlt" der Kohleabbau längst der Vergangenheit angehört.
Die kommende Heiß-Zeit ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Auch für Landwirte. Der Agrarsektor muss sich grundlegend ändern – die Konsumenten aber auch.
Zahlreiche Studien zum Kohle-Ausstieg sind seit 2017 erschienen, zuletzt fast im Wochentakt. Soweit sie die deutschen Klimaziele ernst nehmen, ähneln sich die Abschaltpläne darin bis auf Nuancen. Gegen Klimaleugner mag die Fülle der Papiere helfen, gegen die Klimakrise hilft nur – abschalten.
Einstürzende Brücken, privilegierte Autos und das Inlandsflug-Verbot
Kalenderwoche 33: Flug- und Lkw-Verkehr werden weiter systematisch subventioniert, während die Schiene ein Nischendasein fristet, kritisiert Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Er fordert ein Ende der Ankündigungs- und Symbolpolitik.
Der Öko-Tourismus hat einen neuen Trend hervorgebracht – den Voluntourismus. Man steigt ins Flugzeug, um irgendwo auf der anderen Seite des Globus Gutes zu tun. Doch das ist oft nur gut fürs eigene Gefühl.
Klimaforscher haben gewarnt, dass selbst eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad noch zu einer unumkehrbaren Erhitzung unseres Planeten führen könnte. Sie fordern eine Kehrtwende. Auf die Politik sollten wir uns dabei nicht verlassen.
Im ZDF-Sommerinterview erklärt Alexander Gauland Klimapolitik für sinnlos. Der Mensch habe die Erderwärmung nicht verursacht und könne folglich auch nichts dagegen tun, meint der AfD-Chef. Das ist ärgerlich. Und wirft Fragen auf.
Vergessene Hitzewellen, aufgebrachte Klimaforscher und der E-SUV-Bonus
Kalenderwoche 32: Wenn sich Wetterextreme häufen und Politiker trotzdem nicht über mehr Klimaschutz reden wollen, sind Wissenschaftler zu Recht besorgt, sagt Michael Müller, SPD-Vordenker und Mitherausgeber von Klimareporter°. Ein Wunder ist der Stillstand aber nicht, steht doch unsere Wirtschaftsordnung infrage.
Der Verkehr in Deutschland verweigert sich seit vielen Jahren dem Klimaschutz. Ein Verbot von Flügen innerhalb Deutschlands könnte die dringend nötige Verkehrswende anstoßen – und nebenbei zu einer gesetzlich geregelten Entschleunigung führen. Ein Gedankenexperiment.
Elektroautos sind langfristig eine klimafreundliche Option für den Individualverkehr, wenn sie mit erneuerbarem Strom fahren. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass die leistungsstarken Hybridfahrzeuge, die die Autokonzerne jetzt massiv in den Markt drücken werden, zur Senkung der CO2-Emissionen beitragen.
Wenn sich schon das Wetter für die nächsten paar Tage nicht genau vorhersagen lässt, könne man erst recht keinen Klimawandel vorhersagen, postulierte der öffentlich-rechtliche RBB in einem Kommentar zur Hitzewelle. Liebe Mitmedienmacher: Können wir aufhören, das Ignorieren des wissenschaftlichen Sachstands als Meinung zu verkleiden?
Was kann die Politiker wachrütteln, wenn nicht dieser Sommer? Verblüfft muss man feststellen: Der Ex-Klimaweltmeister Deutschland, der sein CO2-Ziel für 2020 bereits versenkt hat, sieht keinen Grund, zurück in die Spur zu kommen. Der Jahrhundertsommer legt ein gefährliches Politikversagen offen.
Klimaanlagen und Ventilatoren brauchen zehn Prozent des weltweiten Stroms. Bis Mitte des Jahrhunderts könnte sich die Menge verdreifachen. Auf Hitzewellen wie diese sollte man deshalb möglichst smart reagieren.
Lahme Kohlekraftwerke, philosophische E-Roller und der Mieterstrom-Dschungel
Kalenderwoche 31: Wenn konventionelle Kraftwerke wegen der Hitze heruntergefahren werden, muss sich trotzdem keiner Sorgen machen, sagt Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City und Mitherausgeber von Klimareporter°. Denn Photovoltaik-Anlagen sichern in Zeiten wie diesen die Netzstabilität.
Überraschend viele Deutsche würden gern mit einem Flugtaxi durch die Gegend fliegen können und so den vielen, vielen Verkehrsproblemen in Stadt und Land entkommen. Logisch ist das nicht.
Politiker-Versteckspiele, wirkungsloser Mieterstrom und Klimawandel in Echtzeit
Kalenderwoche 30: Den Klimawandel kann wirklich keiner mehr leugnen, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer für Energiewirtschaft beim Ökostrom-Anbieter Lichtblick und Mitherausgeber von Klimareporter°. Allerdings ändert das wenig an der Untätigkeit des Wirtschaftsministers und einer zermürbend langsam arbeitenden Kohlekommission.
Das Wetter macht noch immer, was es will, und macht es keinem recht. Die privaten Online-Wetterdienste schwanken zwischen populistischer Panikmache vor "Wüstenklima" oder vernichtendem Starkregen und ranschmeißerischen Jubelarien über "perfektes Grill- und Badewetter". Irgendwie passt das alles nicht zusammen.
Postfossile Mobilität, Chinas E-Antrieb und der Flächenfraß
Kalenderwoche 29: Einmal einchecken und am Ziel wieder raus: Öffentlicher Verkehr muss am Ende besser sein als das private Auto, sagt Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Die Technologien dafür sind da und das Bewusstsein wächst, es fehlt die Politik.
Der Kampf gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit ist hart und zäh. Dabei könnte alles ganz einfach sein, wenn man nur an den richtigen Stellschrauben dreht, haben Klimaforscher ausgerechnet. Doch dazu müssten sich Politiker mit den mächtigen fossilen Lobbys anlegen.
Es gibt eine Willkommenskultur fürs Energiesparen – wir brauchen aber eine Ambitionskultur. Vier Schritte sind nötig, um die gern und oft strapazierte Formel "Energy Efficiency First" auch wirklich mit Leben zu erfüllen.
ein Gastbeitrag von Peter Hennicke und Stefan Thomas