Der Fleischkonsum hierzulande nimmt seit Jahren langsam, aber kontinuierlich ab. Wurden 2018 pro Kopf noch gut 61 Kilogramm pro Kopf verzehrt, waren es 2023 nur noch knapp 52 – ein Rückgang um fast zehn Kilo.
Die großen Lebensmittel-Konzerne Edeka, Rewe und Kaufland setzen allerdings weiter stark auf das Produktfeld, wie eine neue Greenpeace-Recherche zeigt. Das durchkreuze auch die eigenen Pläne der Unternehmen, klimaneutral zu werden, so die Umweltorganisation.
Die drei Lebensmittel-Anbieter verarbeiten in ihren eigenen Fleischwerken laut der Recherche jährlich über 800.000 Tonnen Fleisch und sind damit in der Gesamtbilanz entlang der Lieferkette für mehr als zehn Millionen Tonnen an klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Dies entspreche dem CO2-Ausstoß einer Großstadt wie Köln.
Edeka hat sich zur Klimaneutralität bis 2045 verpflichtet, Rewe und Kaufland peilen 2050 an. Der Analyse zufolge entfällt die Hälfte der Klimaemissionen von Supermärkten auf Fleisch- und Milchprodukte, unter anderem wegen des hohen Ausstoßes von Methan, Lachgas und Ammoniak.
Bislang machten die Konzerne nicht klar, wie sie diese "Klimatreiber" in ihren Sortimenten reduzieren wollen, moniert Greenpeace. "Die großen Lebensmittelhändler sprechen viel über ihren Einsatz für Klima und Tiere, aber mit ihren riesigen Fleischfabriken tun sie das genaue Gegenteil", sagte die Landwirtschaftsexpertin der Organisation, Anne Hamester. Die Agrarwissenschaftlerin hat die Untersuchung verfasst.
Greenpeace kritisiert mangelnde Transparenz
Wenn Edeka und andere Händler wollten, dass ihnen "das Gerede über Klimaschutz und Tierwohl jemand abnimmt", müssten sie weniger Fleisch produzieren und für eine bessere Tierhaltung sorgen, so Hamester. Ohne eine drastische Verminderung der Fleischmengen bleibe Klimaneutralität eine leere Floskel.
Greenpeace hat die Treibhausgasemissionen der Fleischproduktion von der Nachhaltigkeitsberatung Corsus Research schätzen lassen, nachdem die Unternehmen auf Anfragen zu Mengen, Haltungsformen und Emissionen weitgehend nicht reagiert hätten.
Marktführer Edeka ist danach mit seinen 15 Fleischwerken für rund 60 Prozent der Fleischproduktion des Trios verantwortlich, und er baue diese sogar noch aus, eine Darstellung, die Edeka auf Nachfrage von Klimareporter° allerdings zurückweist.
Greenpeace fordert von den Lebensmittelkonzernen eine konsequente Ausrichtung der Fleischproduktion an den selbst gesetzten Zielen der Unternehmen. Die Fleischerzeugung solle bis 2030 komplett auf die höheren Tierwohlstandards 3, 4 und 5 umgestellt und die Fleischproduktion zugunsten pflanzlicher Alternativen deutlich reduziert werden.
Gleichzeitig brauche es transparente Berichte über Produktionsmengen, Haltungsformen und Tierarten.
Edeka teilte mit, man arbeite durchaus daran, anspruchsvolle Klima- und Tierwohlziele zu erreichen, etwa durch die Förderung von Fleischalternativen. Schon heute biete man "die größte Auswahl an pflanzlich basierten Lebensmitteln im deutschen Handel", baue zudem das vegane Angebot in allen Warengruppen weiter aus und bewerbe dieses aktiv.
Zusammen mit landwirtschaftlichen Partnern werde auch der Anteil an Fleisch- und Molkereiprodukten aus den höheren Haltungsformen 3 bis 5 kontinuierlich ausgebaut, versicherte Edeka.