Abgestorbene hohe Fichten zwischen noch lebenden Bäumen an einem Wanderweg am Berghang.
Waldschäden im Schwarzwald. (Bild: Heinrich Spiecker)

Greenpeace reagierte radikal: "Ein sofortiger Einschlagstopp in den Laubwäldern ist überfällig", befand die Umweltorganisation, da hatte der neue Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) gerade den diesjährigen Waldzustandsbericht vorgelegt.

Und in der Tat: Die Zahlen aus dem Report rufen wirklich nach radikalen Maßnahmen. Es ist offensichtlich, dass die bisherigen Versuche, die sich zuspitzende Waldkrise in den Griff zu bekommen, nichts bis wenig gefruchtet haben. Vier von fünf Bäumen weisen Schäden auf, so der Bericht. Oder, wie Rainer es formulierte: "Nur jeder fünfte Baum trägt noch sein volles Grün."

Eigentlich müsste der Wald sich von der Trockenheit erholt haben, die 2018 verschärft einsetzte und einen Schub in seinem Krankheitsbild schlimmer als beim ersten Waldsterben in den 1980er Jahren auslöste. 2023 und 2024 waren regnerische Jahre, die tieferen Bodenschichten, aus denen die Bäume sich mit Wasser versorgen, sind fast überall wieder gut mit dem Nass gesättigt.

Trotzdem hat sich der Waldzustand nicht verbessert – außer bei der Fichte. Doch leider ist auch das keine gute Nachricht. Denn dass sie in den Zahlen besser dasteht, hat einen perfiden Grund: Die wegen Dürre und Borkenkäfer abgestorbenen Bestände werden jetzt schlicht nicht mehr mitgerechnet.

Kein Wald – kein Waldsterben

So gesehen ginge es dem Wald am besten, wenn es gar keine Bäume mehr gäbe. Denn dann kann ja auch keiner mehr absterben. Aber das will natürlich niemand. Und so ist die Frage: Was tun?

Die neue Bundesregierung setzt auf eine Waldbewirtschaftung durch "Investitionen in Wiederaufforstung und Waldumbau, weniger Bürokratie für Waldbesitzende, mehr Forschung und Wissenstransfer".

Das noch von Rainer-Vorgänger Cem Özdemir geplante neue Waldgesetz, das das veraltete, auf Nutzholz-Äcker zielende Gesetz aus dem Jahr 1975 ersetzten sollte, ist vom Tisch. Der Grünen-Minister hatte, zum Beispiel, größere Kahlschläge im Wald genehmigungspflichtig machen und Verstöße dagegen mit Bußgeldern belegen wollen. 

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Die Waldbesitzerverbände machten heftig Front gegen so etwas, und so kommt es, dass die Merz-Regierung sich erst gar nicht an ein neues, grundlegendes Konzept herantraut.

Die Greenpeace-Forderung, so unrealistisch sie ist, kommt einem da wie der Versuch einer Notbremsung vor. Mit Vollgas weiter in die Waldkrise zu fahren, ist jedenfalls keine Lösung.

 

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