Fahnen mit dem Logo der Grünen Woche - eine gelbe Ähre auf grünem Grund - stehen in einer Reihe und wehen im Wind.
Heute beginnt die Ernährungsmesse "Grüne Woche" in Berlin, aber vieles ist nicht mehr wie früher. (Foto: Angel Heinemann/​Shutterstock)

Die Corona-Pause ist vorbei. Zwei Jahre lang fiel sie aus. Jetzt aber wollte der deutsche Nährstand mit seiner Grünen Woche wieder in die Vollen gehen, von den "Altmärker Fleisch- und Wurstwaren" bis "Zoom Fresh".

Doch statt der erhofften ungetrübten Jubel-Leistungsschau für Essen und Trinken bestimmt die Debatte über mehr Tierwohl den Beginn der Ausstellung in Berlin. Und das ist gut so.

Denn Essen soll nicht nur gut schmecken, es muss auch moralisch vertretbar sein, es herunterzuschlucken. Und möglichst klimafreundlich auch.

Angestoßen hat die Debatte Agrarminister Özdemir von den Grünen. Er will dafür sorgen, dass die Haltung von Schweinen, Rindern und Geflügel verbessert wird, unter anderem mit mehr Platz im Stall. Und die Verbraucher sollen das an einem Label, das nun, anders als bisher, verpflichtend gemacht wird, erkennen können.

Was bei Eiern seit Langem selbstverständlich ist, hat bei den Fleischproduzenten und ihrer Lobby einen wahren Proteststurm ausgelöst. Bauernverbandspräsident Rukwied warnte gar davor, man sei dabei, den "Tierhaltungsstandort Deutschland zu zerstören".

Özdemirs Plan hat Schwächen, durchaus. Vor allem ist er komplett unterfinanziert, weil sein FDP-Kollege Lindner nur eine Milliarde Euro für den Umbau der Ställe in den nächsten Jahren herausrücken will. Das ist viel zu wenig. Hier muss Özdemir mehr durchsetzen, sonst fährt er mit seinem Plan vor die Wand.

Und das wäre fatal, denn das alte "Masse statt Klasse"-Essen hat zunehmend ausgedient, wie der sinkende Fleischkonsum hierzulande zeigt. Ökonomisch überleben werden am Ende die Tierhalter, die das begriffen haben.

 

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