Ein Currygericht in einem Teller neben anderem auf einer Ablage.
Immer mehr Kantinen und Mensen bieten vegetarische Gerichte an. (Foto: Joanna Wielgosz/​Pixabay)

Aus für die Currywurst. So etwas wäre in der "guten alten Zeit" undenkbar gewesen.

Dass es eng würde für den "Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion", so Altkanzler Gerhard Schröder, deutete sich schon 2021 an, als ausgerechnet eine Werkskantine von Volkswagen das Traditionsgericht der VW-Werker vom Speiseplan strich.

"Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben", erklärte Schröder damals. Viele sprangen ihm, dessen Image zu der Zeit noch nicht so im Keller war wie heute, in den sozialen Medien bei. Doch es war wohl nur ein letztes Aufbäumen.

Mundgerecht geschnitten, heiß, fettig, getränkt in roter Soße. Dazu am besten Pommes. So mögen die Gourmets des Einfachen die klassische Currywurst, zumeist im Straßenverkauf oder in der Kantine. Doch subkutan, also unter der Pelle, geschieht Revolutionäres.

Die diesjährige Ernährungsstudie des Lebensmittelkonzerns Nestlé zeigt: Immer mehr Kantinen verabschieden sich zwar nicht von der Currywurst, bieten aber auch eine fleischfreie Alternative an. Rund 80 Prozent der Betriebskantinen halten an der Fast-Food-Ikone fest, doch bei immerhin 42 Prozent gibt es sie ebenfalls in "veggie", und weitere 16 Prozent wollen nachziehen.

Der Trend ist eindeutig. Fleisch und Wurst sinken in der Gunst der Deutschen. Die verspeisten Mengen pro Kopf nehmen seit Jahren ab, die Zahl der Vegetarier steigt, und die Fleisch-"Ersatzprodukte" boomen.

CO2-Sparen bei Daimler

Die Nestlé-Studie förderte hier interessante Details zutage. Rund 55 Prozent der befragten Kantinen- und Mensa-Betreiber rechnen damit, dass künftig mehr vegane Gerichte verlangt werden, und 42 Prozent schätzen, dass die Nachfrage nach Fleisch sinkt.

Und auch das Klima spielt zunehmend eine Rolle: Jede fünfte Großküche bietet bereits täglich eine Speise mit verringertem CO2-Fußabdruck an. Der Betreiber von Mercedes-Benz Gastronomie, mit neun Millionen Mittagessen einer der größten Anbieter hierzulande, rühmt sich, er habe die Klimabilanz seiner Speisen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesenkt.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

So oder so, anders essen ist im Trend. Das ist aber auch dringend nötig.

Denn laut einer aktuellen Studie würde allein der Nahrungsmittelsektor bei künftig zehn Milliarden Menschen weltweit die Erderwärmung von jetzt 1,1 Grad bis 2100 auf zwei Grad hochtreiben, wenn Currywurst, Steak, Burger und Co, rotes Fleisch und die Verschwendung im Lebensmittelsektor weiter das Maß der Dinge bleiben.