Eine Kundin mit Maske steht am Bio-Regal eines Supermarkts und studiert die Angaben auf einem Produkt.
Trotz steigender Preise bleibt der Bio-Umsatz stabil, verschiebt sich aber zugunsten von Supermarkt-Bio. (Foto: Sia Footage/​Shutterstock)

Das gab ein Aufsehen. Die Fast-Food-Kette Burger King in Österreich fragt derzeit: "Normal oder mit Fleisch?" Es ist eine Werbekampagne für das Angebot an pflanzlichen Alternativen.

Es wirft Fragen auf, wenn nicht mehr automatisch Fleisch zwischen die beiden Brötchenhälften gelegt wird: Wandelt sich das Essen? Worauf achten Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf?

Antworten will die Biofach liefern, die weltweit größte Fachmesse der Ökobranche, die diese Woche in Nürnberg stattfindet und heute endet. Nur: Was heißt dann auch für die Zukunft?

Als wegen Corona das Leben stillstand, Restaurants und Kantinen geschlossen waren – da meldete die Branche Rekorde. Der Umsatz mit Biolebensmitteln stieg im Jahr 2020 um satte 20 Prozent.

Mittlerweile aber reißen steigende Preise Löcher in den Geldbeutel – und Biolebensmittel sind meist teurer als andere. Doch der Appetit der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Bio bleibt.

Allerdings kaufen sie die Ökoeier, -tomaten, -bananen derzeit eher in Discountern und Supermärkten, weniger in den Bioläden. Die spüren einen rückläufigen Umsatz.

Insgesamt aber gaben die Menschen hierzulande von Anfang Januar bis Ende Juni dieses Jahres im Vergleich zur selben Zeit im Jahr 2019, also vor Corona, 35 Prozent mehr für Bio aus. Das erklärte am Dienstag der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Biofach.

Demnach sind die Preise für Bio im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 5,2 Prozent gestiegen, für konventionelle Lebensmittel waren es acht Prozent. Bio-Landwirte kämen zum Beispiel ohne den jetzt besonders teuren Kunstdünger aus, das sei ein wichtiger Unterschied, so der BÖLW. 

Dänische Kantinen machen es vor

Eine Ernährungswende ist das aber nicht – zumindest nicht gemessen an den Zielen der Ampel-Koalition. Denn die will 30 Prozent Ökolandwirtschaft bis zum Jahr 2030. Noch machen die Ökoäcker und -weiden in Deutschland aber nur elf Prozent aus, weil die Vorgängerregierungen zu wenig dafür taten.

Der BÖLW fordert darum mehr finanzielle Anreize, Betriebe auf öko umzustellen. Aber auch der Absatz stimmt noch nicht, er muss weiter steigen.

Eine Idee: Künftig soll es in Kantinen öffentlicher Einrichtungen mehr Bio geben – verpflichtend. Vorbild ist die dänische Hauptstadt: In den Kitas oder Seniorenheimen Kopenhagens beträgt der Bio-Anteil am Kantinenessen 90 Prozent. 

Aber ist Bio immer besser? Klar, die Tiere auf dem Biohof haben mehr Platz, die Umwelt wird stärker geschont, die Böden sind gesünder. Aber die Erträge sind auch niedriger, das heißt, es wird mehr Fläche für den gleichen Ertrag gebraucht.

Felix Creutzig vom Mercator-Forschungsinstitut MCC in Berlin forscht seit Jahren zur Ökobilanz der Landwirtschaft. Er sagt: "Bio ist schon gut". Die konventionelle Landwirtschaft sei zwar produktiver, "lebe aber auf Pump, die Böden leiden, verlieren an Fruchtbarkeit."

Und: Die Biobauern verzichten auf Kunstdünger und chemisch-synthetische Pestizide, die sonst mit viel Energie hergestellt werden. "Das ist wertvoll und trägt zur Energiesicherheit bei."

Nur gebe es ein Problem: die Fleischproduktion. 

"Die Tierbestände müssen runter"

Laut Weltklimarat entstehen bis zu 37 Prozent der globalen CO2-Emissionen durch die Produktion von Nahrungsmitteln – 60 Prozent davon gehen auf das Konto der Tierhaltung. Da seien zum einen, so Creutzig, die Methan-pupsenden Rinder, die die Erde aufheizten.

Zum anderen werde mehr als die Hälfte aller Anbauflächen in der EU und den USA für die Futterproduktion genutzt. Das sei zu viel – egal ob bio oder nicht. Denn natürlich stößt auch die ökologische Landwirtschaft Treibhausgase aus, auch wenn sie im Vergleich besser abschneidet.

Im Jahr 2021 hat im Schnitt jede und jeder in Deutschland etwa 55 Kilogramm Fleisch gegessen, 2020 waren es zwar noch zwei Kilo, 2011 sogar noch fast acht Kilo mehr. Doch müssten die Menschen bei Wurst und Schnitzel weiter abspecken, meint Creutzig.

"Rein aus CO2-Sicht müssen die Tierbestände weltweit um den Faktor zehn gemindert werden." Ganz ohne Tiere gehe es nicht, so der Forscher, da es Regionen auf der Welt gebe, in denen nichts als Gras wachse. Und das könnten nun mal nur Rinder verdauen.

Wer dann noch die lokale Wirtschaft stärken wollen, achte auf regionale Produkte. Das sei auch für das Klima noch ein kleines Plus. Denn je kürzer die Transportwege, umso weniger Energie wird verbraucht. 

Für einen normalen Burger sollte es also künftig heißen: Bio, mit Gemüse, gerne regional. 

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