Mehrere quietschbunte Lollis werden an einem Stand ausgestellt.
Viel Buntes findet man auf der Grünen Woche. (Bild: Messe Berlin)

Essenshalle reiht sich ans Essenshalle. Da werden bunte Cocktails an venezolanischen und peruanischen Ständen verkauft – dort gelb leuchtender Bergkäse aus Österreich. Der riesige Schweden-Stand mit seinen blau-gelben Fahnen und dem roten Holzhäuschen scheint aus dem Ikea-Katalog entsprungen zu sein. Die Stände von Norwegen und Finnland unterscheiden sich vor allem in den Farben ihrer Flaggen. Überall gibt es Wein, Tee und Wurstwaren zu kaufen. Anderswo werden bunte Küchlein, Törtchen und Cakepops angeboten.

In den Hallen der deutschen Regionen setzt sich das essbare Angebot fort. In der blau gestalteten Halle von Mecklenburg-Vorpommern gibt es vor allem Fisch, Pralinen, Wurst und Bier. Dazu schallt Schlagermusik von der Bühne.

In anderen Hallen werden Haushaltsgeräte, Möbel und Saunen beworben und zum Verkauf angeboten. Rote Staubsauger reihen sich an graue Plastik-Gartenstühle. In einer Halle kann man einen glänzend weißen Tesla bestaunen. Die Grüne Woche in Berlin ist bekannt als international wichtigste Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau.

Der Höhepunkt des Ganzen findet sich in der Streetfood-Halle. Hier gibt es vor allem geschmolzenen Käse und Eis, aber auch einen Dönerstand und einen vietnamesischen Imbiss. Dazwischen werden Baumstriezel verkauft. Kinder mit vom Slush-Eis blau gefärbten Lippen rennen von Stand zu Stand.

Hat man sich durch die Fülle an Softeis-, Käse- und Weinverkostungsständen gedrängt, gelangt man in die Hallen mit den Ständen der Bundesministerien für Umwelt, für Landwirtschaft und für Entwicklung. In der Halle des Entwicklungsministeriums stellen sich auch große Nichtregierungsorganisationen wie Nabu, Brot für die Welt und WWF vor. Der Nabu macht an seinem Stand auf die Zusammenhänge zwischen Naturkrise, Klimakrise und Ernährungssicherheit aufmerksam.

Ideen für Moor-Produkte gesucht

Am großen Moorstand des Umweltministeriums können Besucher:innen grün leuchtende Torfmoose und Schilfpflanzen betrachten und berühren. In einer kleinen Ausstellung werden verschiedene Paludikultur-Produkte gezeigt. Da findet sich zum Beispiel ein Kissen aus den puscheligen, braunen Samen von Rohrkolben. Die Besucher:innen können auch eigene Ideen für die Verwendung der Produkte auf kleine Kärtchen schreiben. Auf einem Kärtchen steht "als Füllmaterial für Schlafsäcke" und auf einem anderen "für Hängematten".

Gegenüber bietet ein Stand Ravioli mit Wildtierfüllung an. Zu essen gibt es am Moorstand nichts. Manche bleiben trotzdem interessiert stehen, andere werden von den freien Sitzplätzen angelockt. Kommt man mit den Mitarbeiter:innen ins Gespräch, kann man viel über Moore und Moorschutz lernen. Auch die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz spielt hier eine große Rolle.

Fahnen mit dem Logo der Grünen Woche - eine gelbe Ähre auf grünem Grund - stehen in einer Reihe und wehen im Wind.
Alles wie immer bei der Ernährungsschau in Berlin. Die "Grüne Woche" findet seit 1926 statt. (Bild: Angel Heinemann/​Shutterstock)

Am Stand wird unter anderem die Klimafarm in Schleswig-Holstein vorgestellt. Hier wird geforscht, wie Moorböden für den Klima- und Artenschutz wiedervernässt werden und trotzdem landwirtschaftlich genutzt werden können. Die Flächen gehören der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Die Moorvegetation kann auf den wiedervernässten Flächen natürlich wachsen, es wird also nichts angebaut. Die Gräser, Binsen und Schilfpflanzen werden aber geerntet und können verschieden eingesetzt werden. Manche Abnehmer stellen Platten wie Pressspan daraus her, die dann aber nicht aus Holz bestehen, sondern aus der Moorvegetation. Gefördert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium.

Am Stand gegenüber stellt die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe einige Forschungsprojekte vor. Da steht zum Beispiel ein Glas mit Seegras, das als Dämmmaterial genutzt werden kann. Und ein kleines Modell eines Holzhauses zeigt, wie die Skelettbauweise aussieht.

Zur Bundeswehr oder doch lieber ein Gärtnereiberuf?

In einer Ecke der Halle findet sich auch ein grün und braun gestalteter Stand der Bundeswehr. Es wird darauf hingewiesen, wie Truppenübungsplätze dem Natur- und Klimaschutz dienen. Nebenbei macht die Bundeswehr fleißig Werbung für eine Karriere beim Militär.

Im "Young Generation Hub" wird ebenfalls für Berufe geworben. Allerdings geht es hier um Ausbildungsberufe in Handwerk oder Gartenbau. Die Halle ist erfüllt von Säge- und Hämmer-Geräuschen. Die Jugendlichen probieren sich im Hobeln aus und schauen Auszubildenden beim Errichten einer Mauer zu.

Das Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche ist noch größer. Auch in diesem Jahr wird wieder eine breite Auswahl an Workshops für Schulklassen angeboten. Ein Workshop widmet sich dem Anbau von Kakao in Bezug auf Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und Artenschutz.

Ein anderer befasst sich mit Konsum und Klima. Hier setzen sich die Jugendlichen mit Fragen auseinander wie: Muss es immer ein neues Gerät sein? Kann ich Produkte leihen oder reparieren? Welche Umweltauswirkungen hat die Produktion von technischen Endgeräten

Nach dem Essen können die Nutztiere bestaunt werden. In der Tierhalle lassen sich kuschelige Kaninchen und anderthalb Tonnen schwere Rinder betrachten. Aufgeregte Kinder und Erwachsene freuen sich über eine Kuh, die sich von einer elektrischen Bürste schrubben lässt. Der eine oder die andere gibt einem Pferd auch mal einen Klaps auf den Hintern.

Die an den Wegen stehenden Gehege bieten den Tieren keinen Schutz vor unerwünschten Berührungen. Denn sie stehen dicht an dicht in den kleinen Umzäunungen in der großen und lauten Halle – und vor allem dicht an den Menschenmassen, die sich an ihnen vorbeischieben.

 

Zwischendurch gibt es immer wieder Veranstaltungen. Da werden zum Beispiel seltene Schafrassen vorgeführt. Die Moderatorin klärt über Nutztierrassen auf, die vom Aussterben bedroht sind. Nicht nur für Wildtiere gibt es eine Rote Liste.

In der "Grünerleben"-Halle, in der auch das Umweltministerium seinen Moorstand hat, wird währenddessen Werbung für den Wolfsabschuss gemacht. "Der Wolf frisst Rotkäppchen", steht als Überschrift auf der Tafel. Darunter wird die Aussage mit "natürlich nicht" revidiert. Dann wird erklärt, warum es wichtig sei, den Wolf zu bejagen, zum Beispiel, weil er sonst Schafe tötet. Der Wolf ist in Deutschland immer noch sehr selten und als gefährdet eingestuft.

Zum Aussterben der heimischen Nutztierrassen trägt der Wolf sicherlich wenig bei. In ihrem aktuellen Bericht über gefährdete Nutztierrassen schreibt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: "Diese Rassen sind gefährdet, weil sie in puncto Leistung, insbesondere Milch- und Mast- oder Legeleistung, mit den modernen Leistungsrassen nicht mithalten können, und so mehr und mehr aus der Landwirtschaft verdrängt wurden."

Zum Abschluss lässt sich nur sagen: Auf eine neue Grüne Woche im nächsten Jahr.