Graphik: Forderungen der UN an Deutschland für mehr Klimaschutz
Zum "Climate Action Summit 2019" hat die UNO alle G20-Staaten zu mehr Klimaschutz aufgefordert. Hier der "Ambition Call" für Deutschland (Grafik: Screenshot/UN)

Im nächsten Jahr wird das Pariser Klimaabkommen in Kraft treten. Die nationalen Klimaziele der Länder reichen aber bei Weitem noch nicht aus, um die Erderhitzung auf 1,5 bis maximal zwei Grad zu begrenzen, so wie das Paris-Abkommen es vorsieht.

Für den Klima-Sondergipfel in New York hat UN-Chef Guterres deshalb eine klare Ansage gemacht: "Keine Reden, sondern konkrete Pläne".

Rederecht bekamen folgerichtig nur die Ländervertreter, die etwas Neues auf den Tisch legen konnten. Zuvor hielt Greta Thunberg, Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, eine kurze, eindringliche Rede.

Direkt danach reichte sie mit 15 anderen Kindern und Jugendlichen eine offizielle Klage zur Klimakrise beim UN-Kinderrechtskomitee ein, die sich unter anderem gegen Deutschland richtet.

Die Bilanz des Gipfels ist durchwachsen. Etwas Licht, einiges an Schatten. Die Angaben stammen von den Vereinten Nationen.

Mehr Ehrgeiz bei den Klimazielen

  • Russland hat das Paris-Abkommen ratifiziert.
  • 15 Länder, angeführt von den Marshallinseln, haben sich verpflichtet, bis Anfang 2020 neue Klimaziele vorzulegen und bis Jahresende einen Plan für Klimaneutralität im Jahr 2050 zu erarbeiten. 
  • Eine neue "Climate Ambition Alliance" aus rund 60 Ländern hat sich gegründet, darunter Frankreich, Großbritannien, Argentinien, Costa Rica, Finnland, Neuseeland und Schweden. Im kommenden Jahr wollen die Länder höhere Klimaziele vorlegen.
  • Weitere elf Länder wollen mit der Arbeit an nachgeschärften Zielen beginnen, darunter Indien und China.
  • Nachdem Deutschland sich kurz vor dem Gipfel zur Klimaneutralität ab 2050 bekannt hat, traten fünf weitere Länder der "Carbon Neutrality Coalition" bei: Österreich, Chile, Italien, Japan, Ost-Timor. 
  • Deutschland erklärte seinen offiziellen Beitritt zur globalen Kohleausstiegsallianz. Griechenland erklärte, bis 2028 aus der Kohle auszusteigen, und will nächstes Jahr dazu einen Plan vorlegen.
  • Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte seine Unterstützung für die Anhebung der EU-Klimaziele für 2030 von derzeit minus 40 Prozent auf minus 55 Prozent, wofür sich bereits die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgesprochen haben.
  • Portugal verpflichtete sich, seine Emissionen bis 2030 gegenüber 2005 zu halbieren, um bis 2050 klimaneutral zu werden.
  • Die Niederlande bekräftigten ihr Versprechen von 2018, ihre Emissionen bis 2030 um 49 Prozent gegenüber 1990 zu senken sowie um 95 Prozent bis 2050. Ministerpräsident Mark Rutte sprach sich außerdem für das höhere EU-Ziel für 2030 und Klimaneutralität 2050 aus.

Mehr Geld

  • Katar gibt 100 Millionen US-Dollar, um die am wenigsten entwickelten Länder (LDC) sowie die kleinen Inselstaaten bei Klimaschutz und Klimaanpassung zu unterstützen. 
  • Island, Schweden, Dänemark, die Schweiz, Norwegen, Südkorea und weitere Länder leisten Zahlungen an den Green Climate Fund, der nun mit 7,4 Milliarden Dollar gefüllt ist. Offizielles Ziel sind zehn Milliarden.
  • Der "Clean Air Fund" hat 50 Millionen US-Dollar an neuen Finanzzusagen erhalten, um die Luftverschmutzung durch fossile Energien zu bekämpfen. 
  • Entwicklungsbanken verdoppelten ihre Gelder für Klimaanpassung.

Mehr Beiträge von Unternehmen und Investoren

  • 87 Unternehmen mit einem gemeinsamen Wert von über 2,3 Billionen Dollar und einem CO2-Emissionsvolumen, das 73 Kohlekraftwerken entspricht, legten Reduktionsziele vor, die mit dem 1,5-Grad-Ziel übereinstimmen. 
  • Eine Gruppe von großen Pensionsfonds und Versicherern, die für mehr als zwei Billionen Dollar stehen, verspricht, ihre Portfolios bis 2050 auf Klimaneutralität umzustellen.
  • Führende Stahl-, Zement- und Schifffahrtsunternehmen kündigten Pläne für Klimaneutralität an.
  • 100 Banken, die für 35 Billionen Dollar stehen, haben sich Klimaziele gesetzt.
  • Die Bank of England kündigte Klima-Stresstests im Finanzsektor an.

Für 1,5 bis zwei Grad reicht es nicht

In einer Tabelle haben die Vereinten Nationen aufgelistet, ob die Klimaziele der Staaten für die Ziele des Paris-Abkommens ausreichen. Also: Genügt der versprochene Beitrag des Landes (Nationally Determined Contribution, NDC), um die Erderhitzung auf 1,5 bis allerhöchstens zwei Grad zu begrenzen? Und hat sich das Land Klimaneutralität für 2050 – ebenfalls im Paris-Abkommen beschlossen – vorgenommen?

Covering Climate Now

Klimareporter° beteiligt sich wie rund 250 andere Zeitungen und (Online-) Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Die teilnehmenden Medien verpflichten sich, vor allem in der Woche vor dem New Yorker UN-Klimagipfel am 23. September über die Klimakrise zu berichten. Wir freuen uns über die Bewegung in der Medienlandschaft. Klimaschutz braucht guten und kritischen Journalismus.

Die Antwort ist fast immer: Nein und nein.

Aufgelistet sind die G20-Staaten, also die großen Emittenten, die zusammen für 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind.

Ein doppeltes Nein gilt für: Argentinien, Australien, Brasilien, China, Indonesien, Italien, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, die Türkei und die USA.

Zumindest ein Ja – nämlich für das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 – erhalten Großbritannien und Japan. Bei Frankreich, Deutschland und der EU ist dieses Ziel wenigstens "in der Diskussion".

Indien ist das einzige G20-Land, dessen Klimaziel für das Zwei-Grad-Limit ausreicht.

Was ist mit Deutschland?

Für jedes der G20-Länder hat die UN deshalb einen "Ambition Call" formuliert, einen Aufruf, die eigenen Klimaziele nachzuschärfen – mit jeweils drei konkreten Anforderungen, wie bei einem Hausaufgabenzettel.

Der Aufruf für Deutschland (Grafik oben) ist deutlich:

Lesen Sie dazu unser Interview mit dem Klimapolitikexperten Reimund Schwarze: "Für den UN-Klimaschutz bin ich optimistisch"

Lese-Tipp: Eine noch detailliertere Liste der Zusagen einzelner Länder hat das britische Portal Climate Home News Anfang Oktober veröffentlicht.

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