Ein grüner würfelförmiger Ballon ist zu zwei Dritteln mit Luft gefüllt und trägt die Aufschrift:
Hier passt eine Tonne CO2 rein – doch auf dem virtuellen Markt der Emissionszertifikate wird noch viel heiße Luft hin- und hergeschoben. (Foto: Karsten Ratzke/​Wikimedia Commons)

Am Freitag haben wieder Millionen Menschen auf der ganzen Welt für mehr Klimaschutz demonstriert. Bei der am Montag beginnenden UN-Klimakonferenz COP 25 in Madrid geht es darum aber nur indirekt. Die Staaten wollen dort das letzte noch ausstehende Kapitel der Bedienungsanleitung für das Paris-Abkommen aushandeln: die Regeln zum Handel mit CO2-Emissionszertifikaten.

Nur wenn diese Regeln klar sind, können die Länder nächstes Jahr ehrgeizigere Klimaziele ausarbeiten und vor dem Klimagipfel in Glasgow beim UN-Klimasekretariat einreichen.

Dass eine Einigung gelingt, ist allerdings nicht sicher. Der Vorsitzende der entscheidenden Verhandlungsgruppe schreibt an seine Kollegen: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird das zum Scheitern in Madrid führen."

Einheitliche Marktregeln für ungleiche Player

Das Kernproblem ist ein Gegensatz: Einerseits haben die Länder sehr unterschiedliche Klimapläne je nach Entwicklungsstand. Industriestaaten haben Emissionsziele, die für die ganze Wirtschaft gelten, aber kleine Entwicklungsländer haben oft nur Ziele für einzelne Sektoren.

Andererseits sollen nun einheitliche Marktregeln geschaffen werden, die es allen Ländern ermöglichen, als Käufer oder Verkäufer auf den internationalen CO2-Märkten zu agieren.

Große Buchstaben, grün angestrahlt:
Foto: Susanne Schwarz

Live von der COP 25

Die 25. UN-Klimakonferenz findet vom 2. bis zum 13. Dezember in Madrid statt. Klimareporter° ist vor Ort und berichtet direkt vom Konferenzparkett.

Manche Länder wie die Schweiz oder Südkorea sowie die Fluggesellschaften wollen einen Teil ihrer Emissionen kompensieren, indem sie Klimaschutzprojekte durch den Kauf von "Offset-Zertifikaten" finanzieren. Damit das dem Klima tatsächlich etwas bringt, muss allerdings sichergestellt sein, dass die Emissionsminderungen nicht doppelt angerechnet werden.

Doch aus Sicht von Brasilien besagt das Paris-Abkommen nicht, dass eine doppelte Anrechnung verboten ist. Ob das Land diese Position aufrechterhalten kann, ist allerdings unklar. "Brasilien ist hier isoliert", meint Franz Perrez, der Leiter der Schweizer Verhandlungsdelegation.

Leere Zertifikate könnten CO2-Markt fluten

Ein weiteres Problem sind alte CO2-Zertifikate, die für Emissionsminderungen vor dem Jahr 2020 vom UN-Klimasekretariat im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) innerhalb des Kyoto-Protokolls ausgestellt wurden. Manche Länder wie Brasilien und Indien besitzen große Mengen dieser "CDM-Zertifikate" und wollen diese in den neuen Markt unter dem Paris-Abkommen hinüberretten.

Doch auch dadurch würde der Markt kompromittiert, denn diese Zertifikate repräsentieren keine Emissionsminderungen, die zusätzlich zu den Klimazielen der Länder erarbeitet wurden. Kelly Levin vom US-Thinktank WRI sagt daher: "Die Regeln für den Zertifikatehandel entscheiden über den Erfolg oder das Scheitern des Paris-Abkommens."

Abgesehen von den Märkten soll in Madrid auch geklärt werden, wie mit Verlusten und Schäden ("Loss and Damage") infolge der Klimaüberhitzung umgegangen werden soll. Vor allem in kleinen Entwicklungsländern können diese erheblich sein: Als der Zyklon Winston im Jahr 2016 den Inselstaat Fidschi verwüstete, entstanden Schäden in Höhe von 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland entspräche das einem Schaden in Höhe von 900 Milliarden Euro.

Noch gibt es aber keinen Mechanismus, um Ländern in solchen Fällen zu helfen. Hier werden sich vor allem die USA dafür einsetzen, dass dies so bleibt. Sie wollen unbedingt verhindern, irgendwann wegen der US-Emissionen in der Vergangenheit zu Schadenersatz verpflichtet zu werden.

Alle Beiträge zur Klimakonferenz in Madrid finden Sie in unserem COP-25-Dossier.

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