Sandstrand auf den Fidschi-Inseln
Paradies im Untergehen – kleine Inselstaaten im Pazifik sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. (Foto: Mairyn Piloto/​Frontier/​Flickr)

Dass dieses Jahr ein für die Klimadiplomatie wichtiges ist, ist nicht schwer zu erraten. Im Talanoa-Dialog arbeiten Diplomaten, Nichtregierungsorganisationen, Städte und Regionen daran, die Ambitionen für das Pariser Klimaabkommen zu erhöhen. Noch vor dem nächsten Klimagipfel in Katowice, bei dem im Dezember das Regelwerk zur "Paris-Umsetzung" beschlossen werden soll, gibt es eine Klima-Zwischenkonferenz in Thailand und eine inoffizielle Konferenz in Kalifornien.

Nun ist ein neuer Termin dazugekommen. Hilda Heine, Präsidentin der Marshallinseln, hat ebenfalls zu einer Konferenz eingeladen. "Es passiert nicht genug, um uns zu schützen", sagte die Regierungschefin in einer Video-Ankündigung der Konferenz. Die Marshallinseln liegen im Pazifik nur wenige Meter über dem Meeresspiegel und sind besonders von dessen klimawandelbedingtem Anstieg bedroht. "Es ist aber noch nicht zu spät, wenn jedes Land bis 2020 für mehr Klimaschutz eintritt", so Heine.

Die Marshallinseln sind Teil eines Bündnisses von 48 am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern, dem Climate Vulnerable Forum (CVF). Die CVF-Staaten setzen sich seit Jahren dafür ein, dass der Klimawandel auf 1,5 Grad begrenzt wird. "Es ist allgemein bekannt, dass das 1,5-Grad-Ziel die sicherste Temperaturgrenze ist, die wir auch erreichen können", heißt es in der Ankündigung zum Gipfel. Das CVF wird den Gipfel, der komplett online stattfinden wird, organisieren. "Jeder Staatschef, der bis 2020 mehr tun will, ist eingeladen", so Heine.

Kann so ein inoffizieller Gipfel überhaupt etwas bewirken? "Bei Klimagipfeln gab es immer dann viel Dynamik, wenn es eine gute Kooperation zwischen verletzlichen Entwicklungsländern und relativ progressiven Industrie- und Schwellenländern gab", sagt Christoph Bals, Politikchef der Umweltorganisation Germanwatch auf Nachfrage von Klimareporter°. Der Sondergipfel könne eine solche Dynamik für den Klimagipfel in Katowice vorbereiten.

Auch Sven Harmeling, Klimaexperte bei der Entwicklungsorganisation Care, sieht die Ankündigung positiv: "Wenn sich dort Länder engagieren, werden Verweigerer an den Rand gedrängt." Denn die große Lücke zwischen den Zielen des Paris-Abkommens und dem tatsächlichen Klimaschutz sei von keinem Land zu leugnen. "Der kurz vorher erscheinende IPCC-Bericht wird vermutlich auch deutlich zeigen, dass damit massive Klimaschäden vermieden werden können", sagt Harmeling. Im Herbst dieses Jahres soll ein Sonderreport der Weltklimarats zum 1,5-Grad-Ziel veröffentlicht werden.

Bisher haben die Mitgliedsstaaten des CVF sowie der französische Präsident Emmanuel Macron ihre Unterstützung für den Gipfel angekündigt, außerdem die EU, die Niederlande und weitere Länder, sagt Carlsan Heine vom Präsidentschaftsbüro der Marshallinseln auf Nachfrage von Klimareporter°.

Ob Deutschland teilnimmt, steht noch nicht fest

Dass Macron seine Unterstützung zusagt, ist keine Überraschung. Frankreichs Präsident hatte zuletzt innerhalb der EU immer wieder auf mehr Klimaschutz gedrängt. Erst vor Kurzem forderten Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer gemeinsamen Erklärung, dass sich die EU auf dem Weltklimagipfel in Katowice verpflichtet, ihr Klimaziel für 2030 nachzubessern.

Ob Deutschland an dem Gipfel teilnehmen wird, steht allerdings noch nicht fest: Eine Teilnahme werde "zu gegebener Zeit geprüft", sagte ein Sprecher der Bundesregierung.

Christoph Bals geht aber davon aus, dass eine ganze Reihe von Industrieländern bei dem virtuellen Treffen vertreten sein wird. "Es wäre bedauerlich und beschämend, wenn sich die Industrieländer, die ja auch das Paris-Abkommen ratifiziert haben, hier drücken würden und nicht mit den besonders verletzlichen Ländern an einem Strang ziehen", sagt auch Sven Harmeling.

Tatsächlich dürfte der Gipfel durch den kurz zuvor erwarteten Bericht des Weltklimarats zum 1,5-Grad-Ziel noch mehr Aufmerksamkeit erhalten. Laut einem durchgesickerten Entwurf für die Zusammenfassung des Berichts, den das britische Onlinemagazin Climate Home in dieser Woche publik machte, ist der Unterschied zwischen 1,5 Grad und zwei Grad Erderwärmung "erheblich".

In dem Entwurf der sogenannten "Zusammenfassung für Entscheidungsträger" heißt es, dass es bei einer Erderwärmung um 1,5 Grad statt um zwei Grad weniger Starkregen, Dürren und Überflutungen sowie geringere Auswirkungen auf die Ökosysteme geben werde. Wenn die Erde sich weiter so schnell erwärmt wie bisher, sind die 1,5 Grad allerdings schon im Jahr 2040 erreicht, so der Entwurf.

Bereits Anfang des Jahres und vor wenigen Wochen waren Entwürfe des Papiers durchgesickert. Die Zusammenfassung wird seit Anfang des Monats zum zweiten und letzten Mal der sogenannten Government Review unterzogen. Die Regierungen dürfen dabei Feedback geben, ohne jedoch die wissenschaftlichen Inhalte der zugrundeliegenden Berichte zu verändern.