UN-Flagge
UN-Generalsekretär António Guterres hat zum Sondergipfel geladen. (Foto: John Isaak/​UN Photo)

Zu Beginn des Klima-Sondergipfels in New York, zu dem der UN-Generalsekretär eingeladen hat, wiederholte António Guterres noch einmal sein Anliegen: "Dies ist kein Gipfel, auf dem über Klimawandel gesprochen wird. Wir hatten genug Gespräche", so Guterres. Es sei auch kein Gipfel für Klimaverhandlungen. "Wir verhandeln nicht mit der Natur."

In diesem Sinne hatte Guterres von seinen Gästen "klare Pläne und keine Reden" verlangt. Die eingeladenen Staatschefs hatten jeweils zwei Minuten Zeit, um neue Klimaversprechen vorzustellen.

Bevor es damit losging, durfte jedoch Greta Thunberg, Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, eine kurze Rede halten.

"Meine Botschaft an die Regierenden ist: Wir werden euch beobachten", sagte Thunberg. "Die Augen der jungen Generation sind auf euch gerichtet. Wenn ihr versagt, werden wir euch niemals verzeihen", so die Aktivistin. "Der Wandel wird kommen, ob ihr wollt oder nicht."

Die 16-jährige Schwedin machte auch deutlich, wo für sie die Ursachen liegen. "Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens, und alles, worüber ihr reden könnt, ist Geld und das Märchen von einem ewigen Wirtschaftswachstum."

"Unser Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft weltweit"

Nach der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern und Hilda Heine, der Präsidentin der Marshallinseln, durfte Angela Merkel sprechen. "Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört", begann die Bundeskanzlerin ihre Rede.

International werde Deutschland seinen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung auf vier Milliarden Euro erhöhen – das sei doppelt so viel wie 2014. Außerdem werde Deutschland 1,5 Milliarden Euro in den Green Climate Fund einzahlen.

"Wir setzen uns für Klimarisikoversicherungen ein und sind seit Jahrzehnten im Bereich des Waldschutzes aktiv", ergänzte Merkel. Die 1,5 Milliarden Euro sind allerdings nichts Neues – die Bundesregierung hatte diesen Betrag schon im vergangenen Jahr angekündigt.

Dann listete Merkel auf, was Deutschland zu Hause für den Klimaschutz tun will. "Wir haben uns vorgenommen, bis 2030 55 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber 1990 einzusparen und im Jahr 2050 klimaneutral zu sein." Es folgten die Ziele, bis 2030 einen Anteil der Erneuerbaren von 65 Prozent beim Strom zu haben, bis 2022 aus der Kernenergie auszusteigen und bis spätestens 2038 aus der Kohle.

Deutschland habe sich außerdem auf ein Klima-Investitionsprogramm von 54 Milliarden Euro geeinigt, stellte sie das am Freitag beschlossene Klimapaket vor. "Wir werden unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft und einem nachhaltigen Leben weltweit leisten", versprach die Kanzlerin.

"Merkels Klimapaket missachtet den Paris-Vertrag"

Für Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam, war es eine enttäuschende Rede. Den Weckruf der Jugend habe Merkel sicherlich nicht gehört, sagte der Klimaexperte. Das wichtigste Detail habe Merkel vergessen: "Das Klimapaket der Bundesregierung vom Freitag taugt nicht dafür, die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen oder die fortgesetzte Missachtung des Pariser Klimaschutzabkommens zu beenden."

Darüber, so Kowalzig, könne die Bundeskanzlerin auch nicht mit ihrem Versprechen hinwegtäuschen, noch einmal mehr Gelder für ärmere Länder zuzusagen. Letztlich erfülle sie damit nur eine alte Zusage von 2015.

Covering Climate Now

Klimareporter° beteiligt sich wie rund 250 andere Zeitungen und (Online-) Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Die teilnehmenden Medien verpflichten sich, vor allem in der Woche vor dem New Yorker UN-Klimagipfel am 23. September über die Klimakrise zu berichten. Wir freuen uns über die Bewegung in der Medienlandschaft. Klimaschutz braucht guten und kritischen Journalismus.

Für den Abend – der Gipfel in New York dauert noch bis zirka 18 Uhr Ortszeit – werden noch Reden vieler Regierungschefs mit mehr oder weniger ambitionierten Versprechen erwartet.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte gestern offiziell den Beitritt Deutschlands zur "Powering Past Coal"-Alliance verkündet. Schon im März hatte Schulze gefordert, dass Deutschland nach den Beschlüssen der Kohlekommission nun der Initiative beitreten solle. 

Die globale Kohleausstiegsallianz war von Großbritannien und Kanada initiiert und 2017 auf dem Weltklimagipfel in Bonn gegründet worden. Mit den neu beigetretenen Ländern Deutschland und Slowakei hat sie jetzt 91 Mitglieder, davon 32 Staaten.

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