Donald Trump hat gute Chancen, am 5. November wieder zum US-Präsidenten gewählt zu werden. Für das Klima könnte das dramatische Folgen haben: Mit der aktuellen US-Gesetzgebung werden die Emissionen bis zum Jahr 2030 um 43 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 sinken, wie eine Analyse des britischen Klimaportals Carbon Brief zeigt.

 

Das ist besonders dem Inflation Reduction Act (IRA) zu verdanken, der eine Vielzahl an Subventionen für grüne Technologien umfasst. Sollte eine zweite Trump-Regierung – wie angekündigt – alle Klimaschutzmaßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden zurücknehmen, sinken die Emissionen hingegen nur um 28 Prozent.

Bis zum Jahr 2030 würden die USA so vier Milliarden Tonnen CO2 zusätzlich emittieren. Carbon Brief zufolge wäre das fatal: "Eine zweite Amtszeit Trumps, die Bidens klimapolitisches Vermächtnis erfolgreich demontiert, würde wahrscheinlich alle globalen Hoffnungen auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zunichtemachen."

Republikanische Wahlkreise profitieren von Bidens Klimapolitik

Dass eine Trump-Regierung die IRA-Subventionen komplett streichen würde, ist allerdings nicht gesagt. Denn dieses Geld kommt in erster Linie Wahlkreisen zugute, die mehrheitlich die Republikanische Partei wählen, wie eine Analyse der US-Nachrichtenagentur Bloomberg zeigt.

Von Bidens Amtsantritt bis April dieses Jahres wurden in den USA Investitionen von 206 Milliarden Dollar in saubere Energien angekündigt. Davon entfallen volle drei Viertel auf republikanisch dominierte Wahlkreise.

Schwertransport mit einem Windrad-Rotorblatt durch eine ländliche Gegend in Texas.
Texas ist inzwischen auch ein Windkraft-Staat. (Bild: Alexi Kostibas/​Wikimedia Commons)

Diese sind oft ländlicher und haben daher mehr Platz für Solar- und Windparks. Außerdem sind dort die Landpreise und Löhne niedriger, was den Bau von Fabriken etwa für Batterien lukrativer macht.

Die Analyse kommt daher zum Schluss: "In einer zweiten Amtszeit Trumps könnte es zu einem konzertierten Versuch kommen, Bidens grüne Agenda zurückzudrehen. Dazu müsste Trump aber viele Republikaner dazu bringen, zwei Dinge abzuwählen, die jeder Bezirk dringend braucht: Arbeitsplätze und Geld, egal ob grün oder nicht."

Über die Klima- und somit Industriepolitik einer zweiten Trump-Regierung würde zudem nicht in einem geopolitischen Vakuum entschieden – im Gegenteil: Die Rivalität zwischen den USA und China dürfte mit einer Trump-Administration weiter zunehmen. Und China ist führend bei Zukunftstechnologien wie den Erneuerbaren und Elektroautos.

Weltmacht oder Industriemuseum

Die US-Regierung hat daher die Wahl: Sie kann versuchen, die chinesische Dominanz zu brechen, indem sie ebenfalls grüne Technologien fördert – wie es Biden tut. Oder sie kann kapitulieren und den Markt für grüne Technologien China überlassen.

Denn stoppen lässt sich deren Siegeszug nicht mehr. Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, sagt: "Der Übergang zu sauberer Energie findet weltweit statt und ist unaufhaltsam." Grüne Technologien wachsen längst exponentiell und befeuern dieses Wachstum durch fallende Kosten weiter.

Ein auf Kohle, Öl und Gas beruhendes Energiesystem kann da nicht mithalten, weil sich die Kosten der fossilen Energien nicht mit der gleichen Geschwindigkeit senken lassen. Überspitzt gesagt, stehen die USA daher vor der Wahl: Weltmacht oder Industriemuseum.

Während die Folgen eines Trumpschen Wahlsiegs auf die Klimapolitik der USA noch Unwägbarkeiten unterliegen, ist absehbar, was dies für die internationale Klimapolitik bedeuten würde: Eine der ersten Amtshandlungen Trumps dürfte der Austritt aus dem Paris-Abkommen sein.

Genau das hat er bereits während seiner ersten Amtszeit getan – ohne nennenswerte Folgen. Da die USA damals Mitglied in der zugrundeliegenden UN-Klimakonvention geblieben sind, haben sie weiter formell und informell an der Ausarbeitung der "Bedienungsanleitung" für das Paris-Abkommen mitgewirkt.

Aber selbst wenn Trump diesmal auch aus der Klimakonvention aussteigen würde, blieben die Folgen überschaubar: Die Konvention ist wie das Paris-Abkommen rechtlich weitgehend unverbindlich.

Paul Bledsoe, Umweltpolitikexperte von der American University in Washington, sagt daher: "Da fragt man sich: Warum treten sie aus? Wovor haben sie Angst? Und die Schlussfolgerung, zu der man kommt, ist, dass es hier nur um Symbolik im Kulturkampf geht."