USA Solar
Solarpark in den USA: Joe Biden möchte sein Land als Klimavorreiter aufstellen. (Foto: Reegan Moen/​DOE/​Flickr)

US-Präsident Joe Biden hat vor der Wahl versprochen, in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit einen internationalen Klimagipfel zu organisieren. Dieses Versprechen löst er morgen und übermorgen ein: 40 Staats- und Regierungschefs sind eingeladen, möglichst ehrgeizige Klimaziele vorzustellen.

Der Biden-Gipfel markiert damit den Start in das vielleicht entscheidende Jahr fürs Klima. In diesem Jahrzehnt müssen die globalen CO2-Emissionen um die Hälfte sinken, wenn eine Chance gewahrt werden soll, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Folglich müssen jetzt die dafür erforderlichen Maßnahmen eingeleitet werden.

Das bedeutsamste Klimaziel wird der Gastgeber selbst präsentieren. Nachdem Biden wieder dem Paris-Abkommen beigetreten ist, müssen die USA ein Emissionsziel für das Jahr 2030 liefern.

UN-Chef Antonio Guterres hat auch schon klargemacht, wie hoch dieses mindestens ausfallen muss. Er erwartet, dass die USA ihre Emissionen um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2005 reduzieren. "Wenn das passiert, habe ich keine Zweifel, dass das wichtige Folgen für Japan, China, Russland und für andere haben wird, die dieses Niveau noch nicht ganz definiert haben."

Sollte Biden Guterres' Wunsch nachkommen, würde er das Klimaziel seines Vor-Vorgängers Barack Obama quasi verdoppeln. Dieser wollte die US-Emissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent senken.

EU kommt nicht mit leeren Händen

Ob der vor den USA größte CO2-Emittent, China, auf dem Gipfel Neues zu seiner Klimapolitik bekannt geben wird, ist noch unklar. Möglich ist aber, dass Peking verspricht, dass die Emissionen des Landes nicht erst im Jahr 2030, sondern schon früher ihren Höhepunkt erreichen.

Denkbar ist auch, dass Präsident XI Jinping präzisiert, wie viel grüne Finanzierung China im Ausland bereitstellt. Joe Thwaites von der US-Umweltorganisation WRI vermutet, dass es sich hier um nennenswerte Summen handelt: "Wahrscheinlich ist es mehr als in den USA, und wenn Xi dies deutlich macht, würde es Druck auf Biden ausüben, sein Spiel zu verbessern."

Von den dritt- und viertgrößten Emittenten, der EU und Indien, wird nicht erwartet, dass sie neue Klimaziele ankündigen. Ein indisches Netto-Null-Ziel für 2050 oder 2060 gilt als unwahrscheinlich.

Die EU kommt aber nicht mit leeren Händen. Am frühen Mittwochmorgen haben die EU-Länder und das Europaparlament einen Kompromiss beim EU-Klimagesetz erzielt und sich auf eine CO2-Reduktion um 55 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 geeinigt.

Trotz der "Rechentricks", die dabei angewandt werden, kann sich die EU damit auf dem Gipfel sehen lassen. Aus den EU-Verhandlungen wird geschildert, dass die Mitgliedsstaaten den 15-stündigen Verhandlungsmarathon wegen des Biden-Gipfels unbedingt zu einem Ergebnis bringen wollten.

Weitere Ankündigungen erwartet

Außerdem werden wohl überraschend viele der kleineren Emittenten die Bühne des Biden-Gipfels für neue Klimaziele nutzen. Großbritannien hat soeben ein Emissionsziel für 2035 präsentiert. Das Land strebt im Moment eine Reduktion der Emissionen gegenüber 1990 um 68 Prozent bis 2030 an. In den folgenden fünf Jahren sollen dann weitere zehn Prozentpunkte dazukommen.

Als relativ sicher gilt, dass Japan und Kanada neue Klimaziele für das Jahr 2030 vorstellen werden. Denkbar ist auch, dass Indonesien ein Netto-Null-Ziel für das Jahr 2050 oder 2060 bekannt gibt.

Einige Länder könnten zudem ankündigen, das Kigali-Amendment des Montreal-Protokolls zum Schutz der Ozonschicht zu ratifizieren. Mit diesem Protokoll-Zusatz wird eine Gruppe von Super-Treibhausgasen abgeschafft, die eine tausendfach stärkere Treibhauswirkung haben als CO2. Chinas Präsident XI Jinping hat letzte Woche bei einer Telekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine entsprechende Zusage abgegeben.

Weiter wird erwartet, dass weitere Länder ein Ende der Finanzierung von Kohle-, Öl- und Gasprojekten ankündigen. Letzte Woche haben sieben europäische Länder dies bereits getan, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Diese Länder hoffen nun, dass sich Biden diesem Schritt anschließt. Möglich ist zudem, dass China, Japan und Südkorea zumindest den Kohleprojekten im Ausland die Förderung entziehen.

Im Hinblick auf die UN-Klimakonferenz im November im schottischen Glasgow ist zudem die Bereitstellung von Klimahilfen ein wichtiges Thema. Viele Entwicklungsländer haben Klimaziele, die davon abhängen, dass die Industriestaaten finanzielle Unterstützung bereitstellen. Ob Länder dafür auf Bidens Klimagipfel neue Finanzzusagen machen werden, lässt sich derzeit allerdings nicht prognostizieren.

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