Tuschezeichnung einer Weltkugel im schwarzen Weltall, in deren Richtung fliegt eine Taube mit Ölzweig im Schnabel als Zeichen des Friedens.
Umweltschutz und Friedenspolitik sind nicht zu trennen. (Zeichnung: Frits Ahlefeldt/​Public Domain Pictures)

Die Überlastung ökologischer Systeme und der Raubbau an bereits knapp werdenden Ressourcen rücken seit einigen Jahren immer stärker ins Zentrum von gewaltsamen Konflikten und Kriegen. Bisweilen sind sie selbst ein Auslöser für Gewalt, so wie bei der Hungersnot in Darfur, wo vom ersten Klimakrieg gesprochen werden kann, oder im Kampf um billiges Gas und Öl und deren Lieferwege in mehreren arabischen Staaten, der nicht zuletzt im Syrienkrieg eine gewichtige Rolle spielt.

Umgekehrt gehören Kriege und das Militär zu den größten Umweltzerstörern überhaupt. Das Militär ist schon an sich das Gegenteil eines friedlichen Umgangs mit der sozialen und ökologischen Mitwelt. Ein Krieg kennt keine Grenze in sich. Es ist klar, dass die Umweltbewegung auf die Seite der Friedensbewegung gehört.

Die Kriegsgefahr geht im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten heute zunehmend vom menschengemachten Klimawandel aus. Und die Gefahr wächst. Der Ausbruch offener Konflikte steht oftmals in Verbindung mit einer ethnischen Zerrüttung und sozialen Ausgrenzung. Klimabedingte Katastrophen erhöhen das Risiko gewaltsamer Auseinandersetzungen.

So geht beispielsweise das US-amerikanische Peterson Institute davon aus, dass in etwa 25 vor allem sehr armen Ländern der Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Systeme droht, wenn es zu mehr als 1,5 Grad Erderwärmung kommt. Andere Weltregionen sind von großräumigem Wassermangel bedroht. Auch der Verfall der Biodiversität wirkt sich immer stärker aus. Die Folgen sind sinkende Lebenschancen und ein hoher Migrationsdruck.

Umwelt- und Ressourcenschutz ist damit Friedenspolitik. Das zu beachten ist nicht nur eine Frage, die sich an die Industriestaaten richtet, sondern eine Folge der ungerechten Einrichtung der Welt, der einseitigen Machtkonzentration und der damit verbundenen gewaltigen sozialen Unterschiede sowie einer weltweiten Arbeitsteilung, die den Ländern des Südens die Rolle des billigen Zulieferers für die Weltwirtschaft zuweist – ohne Rücksicht auf den Schutz ihrer sozialen und ökologischen Ressourcen.

Arbeit, Klima und Frieden gehören zusammen

Ein negatives Paradebeispiel ist die den Entwicklungsländern aufgezwungene Rolle als billige Werkbank, die mit einem fairen Wirtschafts- und Handelssystem nichts zu tun hat. Arbeiter in Asien und Afrika erhalten trotz widrigster Arbeitsbedingungen kein hinreichendes Einkommen, das ihre Existenz menschenwürdig sichert.

Natur- und Umweltzerstörung und militärische Konflikte überschneiden sich in vielen Bereichen. Die Digitalisierung und Elektrifizierung hat enormen Hunger nach den sogenannten kritischen Metallen, um die der Wettlauf vor allem in Afrika immer härter wird. In der Fischerei nimmt der Kampf um Bestände an Härte zu.

Der Chef des Umweltverbandes BUND, Hubert Weiger.
Foto: Andreas Weiss/​RNE/​BUND

Hubert Weiger

Hubert Weiger ist Präsident der Deutschen Natur­schutz­akademie. Von 2007 bis 2019 war er Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND)

Bei Erdöl ist der "Peak", der Höhepunkt der Förderung, bereits seit 2008 überschritten, aber die motorisierte Mobilität ist zu weit über 90 Prozent vom schwarzen Gold abhängig. Der Kampf um Rohstoffe kann zu Ressourcenkriegen führen, so wie das beim Öl bereits der Fall ist.

Das bedeutet: Ressourcenmangel, Überlastung der Senken, ökologische Ausgrenzung und Umweltmigration verschärfen die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Konflikte nicht nur auf anderen Kontinenten, sondern auch an den Rändern Europas – mit gravierenden Folgen.

Im Jahr 2020 wollen die Umweltverbände zusammen mit der Friedensbewegung, den Gewerkschaften und Kirchen gemeinsam deutlich machen, dass Arbeit, Klimaschutz und Frieden zusammengehören. Es sind die unverzichtbaren Grundlagen für ein gutes Leben, das wir neu erkämpfen müssen. Der Umweltbewegung kommt hier eine zentrale Rolle zu, damit wir zu einer zivilen Welt kommen, die weder Mangel noch Überfluss kennt.

Die Alternative ist klar: Statt immer mehr Aufrüstung ist Abrüstung notwendig, auch um endlich mehr für den Klimaschutz zu tun. Wir brauchen keine Militärmächte mit immer höherem Overkill, sondern Friedensmächte – sozial und ökologisch.

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