Kein Klimagipfel ohne Protest – das gilt selbst für alternative Klimakonferenzen: Zum Auftakt des Global Climate Action Summit, bei dem sich seit Mittwoch Vertreter von Städten, Regionen, Unternehmen und Zivilgesellschaft aus aller Welt in San Francisco treffen, versuchten mehrere Tausend Demonstranten den Zugang zum Konferenzgelände zu blockieren.
Mit Gesang und Trommeln forderten die Protestler, mehr gegen Klimawandel und Luftverschmutzung zu tun. Aber auch gegen den Initiator des Alternativgipfels, den kalifornischen Gouverneur Jerry Brown, richtet sich die Kritik.
Die Demonstranten forderten Brown auf, die Erdölförderung in seinem Bundesstaat zu beenden. Sie werfen dem selbst ernannten Klimaschützer vor, dass während seiner Amtszeit schon mehr als 20.000 neue Bohrungen zugelassen wurden. Da seine Schwester Kathleen Brown im Vorstand des Gas-Unternehmens Sempra Energy sitzt, befinde sich der Gouverneur in einem Interessenkonflikt.
Dass Brown erst vor einer Woche zwei Gesetze unterschrieben hat, um die von der Trump-Regierung geplante Ausweitung von Offshore-Ölbohrungen zu verhindern, konnte die Protestierenden kaum besänftigen. Präsident Trump will in der Pazifik-Region vor der Westküste der USA künftig intensiver nach Erdöl bohren lassen, um die Abhängigkeit der USA von Energie-Importen weiter zu verringern. Neben den Bundesstaaten Washington und Oregon würde das auch Kalifornien betreffen.
Lange Zeit war der US-Staat im Südwesten der drittgrößte Ölförderer der USA. Zwar ist die in Kalifornien geförderte Menge tatsächlich rückläufig, doch die Raffinerien des Landes verarbeiten weiterhin jedes Jahr Hunderttausende Barrel Rohöl.
"Solange Sumatra brennt ..."
Auf dem Gipfel diskutieren die rund 4.500 Teilnehmer noch bis heute Abend, welche Maßnahmen für anspruchsvollen Klimaschutz notwendig sind. Ziel des Treffens ist es auch, die Anstrengungen von Unternehmen, Städten und Regionen im Vorfeld des UN-Klimagipfels COP 24 im Dezember im polnischen Katowice zu verstärken.
So haben Kalifornien und 16 weitere US-Bundesstaaten in San Francisco zugesagt, insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar für klimafreundlicheren Verkehr auszugeben. Ferner kündigten sie Maßnahmen zur Förderung der Solarenergie und zur Schadstoffreduzierung sowie für moderne Energienetze und mehr Produkteffizienz, aber auch für CO2-Abscheidung an.
Ausschließlich die Ölwirtschaft in den Blick zu nehmen reiche nicht aus, mahnte der Hollywood-Schauspieler Harrison Ford. Die Zerstörung der Regenwälder setze mehr Emissionen frei als alle Autos auf der Welt.
"Solange Sumatra brennt, werden wir scheitern", sagte Ford auf der Konferenz. Der 76-Jährige forderte seine Landsleute auf, nicht länger Politiker zu wählen, die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung schlechtreden und bekämpfen.
Anti-Kohle-Allianz wächst – ohne Deutschland
Auch das Vorgehen des deutschen Kohleriesen RWE gegen Klimaaktivisten war Gesprächsthema auf dem Alternativgipfel. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan bezeichnete die konfrontative Linie von RWE im Hambacher Forst als inakzeptabel. Der Konflikt um den Hambacher Forst sei ein Schlüsselmoment für den Klimaschutz. Deutschlands Glaubwürdigkeit im Klimaschutz stehe auf dem Spiel, schrieb Morgan auf Twitter.
Während in Deutschland die Auseinandersetzung um den Kohleausstieg erbittert geführt wird, hat eine globale Anti-Kohle-Allianz zehn neue Mitglieder aufgenommen. Unter anderem haben sich Wales, die US-Bundesstaaten Minnesota, Connecticut, New York und Hawaii sowie die Balearen und Rotterdam nun verpflichtet, komplett aus der Kohleverstromung auszusteigen.
Damit hat das Bündnis, das im vergangenen Jahr auf der Klimakonferenz in Bonn von Großbritannien und Kanada geschmiedet wurde, jetzt 74 Mitglieder. Auch die deutsche Bundesregierung wurde eingeladen, sich anzuschließen: ohne Erfolg.