Karibische Staaten wie Jamaika, Haiti und Kuba erleben gerade mit "Melissa" den stärksten Sturm, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Windböen von bis zu 300 Stundenkilometern und sintflutartige Niederschläge ziehen eine Schneise der Zerstörung über die Karibikinseln.
Knapp 4.000 Kilometer weiter südlich, in der brasilianischen Stadt Belém nahe dem Äquator, beginnt in knapp zwei Wochen der nächste Weltklimagipfel COP 30. Auch der steht bisher unter keinem guten Stern.
Das zeigt auch der am Dienstag vorgelegte UN‑Bericht zu den nationalen Klimabeiträgen, den sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs).
Laut dem Pariser Klimaabkommen von 2015 haben alle Staaten regelmäßig Pläne vorzulegen, in denen sie ihre beabsichtigten Maßnahmen zur Verminderung der Treibhausgasemissionen sowie zur Anpassung an den Klimawandel auflisten. Maßstab für die NDCs ist das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Die NDCs müssen dabei von den Ländern alle fünf Jahre aktualisiert und verschärft werden. Ursprünglicher Abgabetermin für die neuen Pläne war der Februar 2025. Doch den hielten nur 13 der 195 Vertragsstaaten der UN-Klimakonvention ein.
Bisher nur vage Versprechen von China und EU
Bis Ende September ist die Zahl der Länder, die ihre NDCs einreichten, auf 64 gestiegen. Diese Klimapläne decken etwa 30 Prozent der weltweiten Gesamtemissionen im Bezugsjahr 2019 ab, teilte das zuständige UN-Klimasekretariat am Dienstag mit.
Nach wie vor fehlen Klimapläne von großen Emittenten wie China und der EU. China hatte zur UN-Klimawoche im September nur allgemein zugesagt, seinen CO2-Ausstoß bis 2035 um sieben bis zehn Prozent gegenüber dem Höchststand zu senken.
Die Europäische Union einigte sich bisher auf eine mögliche Spanne, sie will die Emissionen um 66 bis 72,5 Prozent bis 2035 zu senken. Das endgültige Ziel soll erst auf einem Treffen der EU-Umweltminister am 4. November beschlossen werden.
Die USA hatten noch unter Präsident Biden einen Plan abgegeben, steigen aber unter Präsident Trump wieder aus dem Paris-Abkommen aus.
Aus dem begrenzten Datensatz der 64 Klimapläne ließen sich keine weitreichenden Schlussfolgerungen oder Rückschlüsse auf globaler Ebene für den Klimaschutz ziehen, bedauerte das Klimasekretariat am Dienstag.
Deswegen habe man, teilte UN-Klimachef Simon Stiell mit, zusätzliche Berechnungen durchgeführt, um auch die Pläne zu berücksichtigen, die bis zur Veröffentlichung des NDC-Berichts eingereicht oder angekündigt wurden.
Emissionskurve zeigt erstmals nach unten – wie stark, ist unklar
Auch wenn dieses etwas umfassendere Bild noch unvollständig sei, zeige es jedoch, dass die globalen Emissionen bis 2035 um etwa zehn Prozent sinken werden, rechnete Stiell am Dienstag vor. Damit gelinge es der Menschheit nun erstmals, die Emissionskurve deutlich nach unten zu drücken, auch wenn dies noch immer zu langsam geschehe.
Trotz der Hoffnung auf sinkende Emissionen zeigen die Zahlen ein faktisches Scheitern des Pariser 1,5-Grad-Ziels. Für dieses Ziel müssten die globalen Emissionen nach aktuellen Angaben bis 2030 um bis zu 50 oder 60 Prozent sinken.
Auch zeichnet sich kein Absinken oder wenigstens eine Stagnation des entscheidenden Werts ab, des CO2-Gehalts der Atmosphäre. Erst im August ist am Vulkan Mauna Loa auf Hawaii ein neuer Rekordwert von 425,48 ppm gemessen worden.
Die Allianz der kleinen Inselstaaten (Aosis) – diese Länder sind besonders vom Klimawandel betroffen – erneuerte anlässlich des NDC-Berichts ihre Forderung, dass Regionen wie die EU eine Führungsrolle im Klimaschutz übernehmen müssten, um die Welt auf den richtigen Kurs zu bringen.
Die Aosis-Länder verlangen auch, die unzureichenden NDCs auf dem Klimagipfel zu diskutieren, was bisher nicht vorgesehen ist. Auch müssten die fehlenden Klimapläne dringend vorgelegt werden und 1,5-Grad-konforme Ziele für 2030 und 2035 enthalten.
Die Klimakonferenz in Belém müsse einen Schub bringen für das Erreichen der weltweiten Klimaziele und für deutlich bessere Pläne, forderte auch Viviane Raddatz vom WWF Deutschland. "Der Fokus muss darauf liegen, schnellstmöglich aus den fossilen Energien auszusteigen", betonte sie.
Aktuelle Entwicklungen und Vorhaben stimmen Raddatz hier eher traurig. Dafür reiche schon der Blick auf die Bundesregierung, die verstärkt auf fossiles Gas setze und bei den Erneuerbaren einen Schlingerkurs fahre, so die WWF-Expertin.
Kurz vor Beginn der COP 30 bleibe unklar, wie bedrohlich die Lage ist, sagte Sarah Zitterbarth, bei Greenpeace für internationale Klimapolitik zuständig. "Nur mit beschleunigtem Klimaschutz und ehrgeizigen Klimaplänen aller Länder können wir eine Katastrophe verhindern", warnte Zitterbarth. Anderenfalls könnten ganze Küstenregionen überflutet werden, Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und extreme Hitzewellen wie in Südeuropa oder Indien zur tödlichen Normalität werden.

In Klartext. Wenn der Schaden in Jamaika 1 Mrd betr"agt und die Attributalanlyse einen Anteil von 30% f"ur das Ereignis ergibt, dann haben die Verursacher vor 300 Millionen einzustehen. Das wird sich dann erst gerichtlich durchsetzen lassen aber es sendet ein Signal mit dem Verbrennen endlich aufzuh"oren. Es ist dann nicht nur der CO2-Preis ein Kalkulationsfaktor sondern auch der angerichtete Schaden.