
Am Mittwoch ist in der brasilianischen Großstadt Belém ein Gipfeltreffen der acht Amazonasländer zu Ende gegangen. Damit wurde eine Organisation wiederbelebt, die seit 14 Jahren keinen Gipfel mehr organisiert hat: die Organisation für Kooperation in Amazonien, OTCA.
Bei einem Großteil der 113 Beschlüsse der "Deklaration von Belém" geht es denn auch um eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern. So soll ein wissenschaftliches Gremium geschaffen werden, das wie der Weltklimarat IPCC regelmäßig Berichte zum Zustand des Regenwalds verfasst.
Weiter ist geplant, in der brasilianischen Stadt Manaus eine Zentrale für die Zusammenarbeit der Polizei zu schaffen. Zudem soll ein einheitliches System zur Luftraumüberwachung geschaffen werden, um "illegalen Luftverkehr" besser kontrollieren zu können, nicht zuletzt um den Drogenschmuggel einzudämmen. Zur OTCA gehören Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela.
Zu Beginn des Treffens beschwor Brasiliens Präsident Lula da Silva einen "Amazonas-Traum": "Amazonien kann alles sein, was wir wollen: ein Regenwald mit grüneren Städten, mit besserer Luft, mit quecksilberfreien Flüssen und mit Wäldern, die stehen gelassen werden."
Auf einen Stopp der Entwaldung konnten sich die Länder allerdings nicht einigen. Dies ist am Widerstand von Bolivien und Venezuela gescheitert. Alle anderen Länder hatten bereits beim UN-Klimagipfel im Jahr 2021 in Glasgow versprochen, den Waldverlust bis 2030 zu beenden.
Der Amazonasregenwald hat bereits 17 Prozent seiner ursprünglichen Fläche verloren und jedes Jahr kommen Tausende Quadratkilometer dazu. Wissenschaftler befürchten, dass der Regenwald an einen Kipppunkt gelangen könnte, ab dem der Wald den Wasserkreislauf in der Region nicht mehr aufrechterhalten kann und sich dann in eine Savannenlandschaft verwandelt.
Das würde die Klimaerwärmung stark befeuern. "Die Erde würde sich um etwa 0,3 Grad zusätzlich erwärmen, wenn der Amazonasregenwald absterben würde", sagte Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in der ARD-Tagesschau.
"Eine Liste sehr allgemeiner Versprechen"
Umweltorganisationen sehen die "Deklaration von Belém" deshalb kritisch. "Es ist ein erster Schritt. Für die Staatschefs war es wichtig zusammenzukommen, aber da ist nicht viel Konkretes drin. Es ist eine Liste sehr allgemeiner Versprechen. Es fehlte etwas Kraftvolleres", sagte Márcio Astrini vom Klimaobservatorium, einem Netzwerk brasilianischer Umweltorganisationen.
"Wir leben in einer Welt, die schmilzt. Wir brechen ständig Temperaturrekorde. Wie kann es sein, dass die acht Präsidenten der Amazonas-Staaten in einer 22-seitigen Erklärung keine Zeile unterbringen können, dass die Abholzung gestoppt werden muss?"
Positiver sieht es hingegen Anders Larsen von der norwegischen Regenwaldstiftung: "Angesichts dieses Gipfel-Plans und einer stetig rückläufigen Entwaldung sollte die internationale Gemeinschaft ihr Geld für den Klimaschutz genau hier einsetzen."
Damit greift Larsen eine Forderung von Brasiliens Präsident Lula auf. Dieser hatte finanzielle Unterstützung durch die Industriestaaten angemahnt: "Reiche Länder, die ihre Wälder bereits zerstört haben, müssen Verantwortung für die Finanzierung unserer Entwicklung übernehmen. Die Natur braucht Geld."
Im Anschluss an den OTCA-Gipfel stießen Vertreter von Indonesien und den beiden kongolesischen Staaten zu dem Treffen hinzu. Die elf Regenwaldländer veröffentlichten dann eine weitere, deutlich knappere Erklärung.
Dadurch wird eine Initiative Lulas gestärkt. Brasiliens Präsident hatte beim letztjährigen UN-Klimagipfel angekündigt, ein "Kartell der Regenwaldländer" zu gründen. Diese sollten bei Klimakonferenzen enger zusammenarbeiten, nicht zuletzt um mehr finanzielle Unterstützung von den Industriestaaten zu bekommen.
Nach dem Treffen in Belém dürfte diese Allianz bei der diesjährigen Konferenz in Dubai noch selbstbewusster auftreten.