Klimaschutz war auch Thema beim G7-Gipfel in Hiroshima, der nun zu Ende ging. Die sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten bekennen sich zum 1,5-Grad-Ziel, unterstützen den Ausbau der erneuerbaren Energien und wollen die Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern beim Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft verbessern.

Das sind gute und wichtige Schritte, keine Frage. Doch zugleich fehlt es an Verbindlichkeit.

Stattdessen tauchen in der Abschlusserklärung viele dehnbare Formulierungen auf, die Schlupflöcher schaffen und den Text verwässern.

Bis 2035 wollen die G7-Länder die Treibhausgasemissionen um 60 Prozent senken. Hier werden immerhin konkrete Zahlen genannt. Allerdings sind die Pläne nicht ambitioniert genug für die 1,5-Grad-Grenze.

Zugleich soll bis dahin ein "vollständig oder überwiegend dekarbonisierter Stromsektor" erreicht werden. Der Begriff "überwiegend" lässt viele Spielräume.

Ein Datum für den Ausstieg aus den fossilen Energien fehlt. Hier konnte man sich nicht einigen, obwohl ein solches Enddatum dringend erforderlich wäre, um ein Signal für ernsthaften und beschleunigten Klimaschutz zu senden.

Zwar erklären die G7-Länder, dass sie "den Ausstieg aus der ungebremsten Nutzung von fossilen Brennstoffen beschleunigen" wollen. Das ist gut. Doch mit dem Wörtchen "ungebremst" wird eine gebremste Nutzung zugleich gebilligt.

Besonders problematisch ist, dass Investitionen in fossile Gasinfrastruktur erneut ein Okay bekommen. "Unter bestimmten Bedingungen", wie etwa die derzeitige Energiekrise, seien solche Investitionen "notwendig", heißt es in der Abschlusserklärung. Es solle sich aber nur um eine "vorübergehende Reaktion" auf "außergewöhnliche Umstände" handeln.

Das lässt die Tür weit offen für weitere fossile Investments. Auch ein Zeitraum von mehreren Jahren kann noch als "vorübergehend" bezeichnet werden. Allein die Klimakrise macht es unwahrscheinlich, dass demnächst wieder "gewöhnliche" Umstände herrschen. Wenn man darauf warten will, bis man das Ende des fossilen Zeitalters einläutet, wird man sehr lange warten.

Und selbst wenn die neuen fossilen Investitionen tatsächlich nur kurzfristig fließen sollten, wird die entstehende Infrastruktur über viele Jahre Bestand haben und auch genutzt werden.

Ob die vielen neuen Flüssiggasterminals rechtzeitig auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden, bevor die 1,5-Grad-Grenze überschritten wird, steht in den Sternen – falls dann überhaupt genug grüner Wasserstoff zur Verfügung steht.

Energiesicherheit, das zeigt der G7-Gipfel, wird nach wie vor als wichtiger eingeschätzt als die Begrenzung des Klimawandels. Und Erdgas wird immer noch als Brücke zur Klimaneutralität gesehen. Eine riskante Annahme.