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Satellitenaufnahmen von grünen Feldern im Juli 2017 und vertrockneten Feldern im Juli 2018 auf Sjælland in Dänemark.Hartmut Graßl, Physiker und Meteorologe: Noch vor etwa fünf Jahren habe ich bei Anfragen von Medien nach einem regionalen Wetterextrem immer gesagt: Einem einzelnen Wetterextrem kann man keinen anthropogenen Anteil anheften. Inzwischen ist jedoch die Güte der Klimamodelle so vorangekommen, dass immer öfter eingeschätzt werden kann, ob es einen anthropogenen Zuschlag gibt.Die beobachteten Klimaänderungen seit 1850 müssen dazu von den Klima- oder Erdsystemmodellen bei vielen Realisierungen – sie rechnen dann mit jeweils kleinen Veränderungen in den Startbedingungen – so gut nachvollzogen werden, dass man bei einer Rechnung ohne den erhöhten Treibhauseffekt nach den statistisch signifikanten Unterschieden suchen kann. Das gelingt immer häufiger.So ist zum Beispiel für die extreme Hitze in Skandinavien im Sommer dieses Jahres für die Stationen mit sehr langen Beobachtungen im Süden Skandinaviens eine um etwa den Faktor zwei erhöhte Anomalie gefunden worden (die Satellitenaufnahme zeigt Felder in der dänischen Region Sjælland, wo der Sommer 2018 heiß und trocken war, d. Red.). Für die noch extremeren Abweichungen an Stationen im nördlichen Skandinavien gelang dies wegen der zu kurzen Beobachtungsreihen nicht.Ich erwarte, dass diese neue Fähigkeit der Einschätzung des anthropogenen Beitrages zu einzelnen Wetterextremen demnächst bei der Zuordnung von Schäden und Verlusten helfen wird, wie es das Paris-Abkommen von 2015 in Paragraf 9 fordert.Leider ist es bei der jüngsten Klimakonferenz in Katowice – wo viele Regelungen fixiert wurden – noch nicht gelungen, einen Prozess zu definieren, der klärt, wie die Finanzierung für klimabedingte Schäden und Verluste in Entwicklungsländern sichergestellt werden kann. Bei der nächsten Konferenz 2019 in Chile soll das geschehen.Das wäre dann keine Überraschung mehr, sondern eher eine Sensation und ein Schritt in Richtung mehr globale Gerechtigkeit. Das möchte ich noch erleben.Foto: ESA/Flickr
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Menschenmenge mit Transparenten und Schildern sitzen lachend auf einem Feld vor BäumenClaudia Kemfert, Professorin für Energiewirtschaft, Chefin des Energie- und Umweltbereichs am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: Die Überraschung des Jahres waren die Mutbürger, die sich überall für mehr Klimaschutz einsetzten. Ob Menschen, die für den Erhalt des Hambacher Forstes demonstrieren (siehe Foto), Familien, die den Staat aufgrund von mangelndem Klimaschutz verklagen, oder ein peruanischer Bergführer, der gegen den Konzern RWE zu Felde zieht: Es ist die Zivilgesellschaft, die unzureichenden Klimaschutz kritisiert und die Politik zu mehr Handeln zwingt.Die Gerichte machen derzeit in diesem Land Klimapolitik, besonders sichtbar im Bereich der fehlenden Verkehrspolitik nach dem Dieselskandal.Es sind aber auch die mutigen Frauen, die beispielsweise in den USA gegen den Populismus und für mehr Demokratie und Klimaschutz kämpfen.Dies macht einmal mehr deutlich: Klimaschutz und Energiewende stärken die Demokratie und Teilhabe. Die Energiewende ist ein Friedensprojekt, in jeglicher Hinsicht.Foto: Susanne Götze
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Ein Mensch mit einem Regenschirm geht neben einer StraßeAndreas Knie, Sozialwissenschaftler und Mobilitätsforscher: Uns drohen flächendeckende Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge und das Abendland geht trotzdem nicht unter! Im Laufe des Jahres haben Gerichte festgestellt, dass Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zwar seit gut zehn Jahren wissen, dass die Schadstoffgrenzwerte – die jahrelang diskutiert wurden – systematisch überschritten werden, dass sie aber rein gar nichts getan haben. Jetzt ist Schluss und es muss gehandelt werden. Aber wie?Keiner hat einen Plan. Ein paar E-Busse bestellen, Tram-Linien etwas verlängern und hier und dort mal einen Fahrradweg bauen – mehr Innovationen bringen deutsche Kommunen zurzeit nicht auf.Der Bundestagsfraktion der CDU/CSU ist es nicht zu peinlich, lieber die Deutsche Umwelthilfe abschießen zu wollen als dem "kleinen Mann" seinen dreckigen und hochsubventionierten Diesel zu nehmen.Die Menschen sind aber nicht so blöd, wie die Politik und die Medien uns glauben machen wollen. Sie warten auf Alternativen, die auch reichlich verfügbar wären: Neuaufteilung der Flächen in den Großstädten, man rückt wieder mehr zusammen, Fahrzeuge werden zu Gemeinschaftsgütern, die überall von allen genutzt werden können, mit dem öffentlichen Verkehr vernetzt und natürlich elektrisch sind. Für weite Fahrten gibt es die Bahn oder Hybrid-Autos. Die Luft wird sauberer, der Verkehr fließt wieder und es ist mehr Platz da.Vielleicht schafft es ja mal eine Kommune, ein solches Angebot probeweise einzuführen.Foto (Symbolbild): Pexels/Pixabay
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Rich Uncle Pennybags, das Monopoly-Männchen, steht für erfolgreichen Kapitalismus.Gero Lücking, Geschäftsführer von Lichtblick: Im Energiemarkt war die Überraschung des Jahres die Bekanntgabe der Pläne von RWE und Eon, ihre Geschäftsbereiche untereinander neu zu ordnen und in weiten Teilen zusammenzulegen. Die bisher schon mit Abstand größten Player in der deutschen Energiewirtschaft werden so jeweils noch mächtiger.Die Auswirkungen dieser Megafusion werden uns noch deutlich über das Jahr 2019 hinaus beschäftigen. Der gesamte deutsche Energiemarkt wird neu geordnet. Die Strom- und Gasnetze sowie das Endkunden- und Vertriebsgeschäft beider Konzerne werden bei Eon gebündelt, die Erzeugung konzentriert sich bei RWE. Zudem beteiligt sich RWE mit 16,7 Prozent an Eon. Es entstehen jeweils übermächtige und zudem ineinander verzahnte Riesen.Nach der vertikalen Integration der Märkte kommt jetzt die horizontale Aufteilung der Märkte. Für den Wettbewerb und die gerade einmal 20-jährige Liberalisierungsgeschichte wird das der Todesstoß sein. Es sei denn, die zuständigen Kartellbehörden in Bonn und Brüssel untersagen den Deal.Eine überaus positive Überraschung im Jahr 2018 war der Rodungsstopp für den Hambacher Forst. Vielleicht war das nach dem Jahrhundertsommer ohne Regen die Keimzelle für eine neue gesellschaftliche Allianz gegen den Klimawandel. Und damit der Beginn des Ausstiegs aus der Kohleverstromung in Deutschland.Foto: aisletwentytwo/Flickr
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Windräder in hügeliger Landschaft vor orangerosa Horizont.Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City AG: 2018 war ein herber Rückschlag für die Windkraft in Deutschland. Die missglückten Ausschreibungsverfahren vom vergangenen Jahr zeigten ihre Wirkung. Der Ausbau der Windenergie ist deutlich eingebrochen. Erste Prognosen legen nahe, dass 2018 voraussichtlich nicht mal 3.000 Megawatt Windkraft an Land hinzukamen.Mit Blick auf die Anzahl der erteilten Genehmigungen in diesem Jahr sieht es auch in den kommenden Jahren nicht besser aus. Die Zubau-Zahlen werden weiter einbrechen. Die Branche taumelt und ist einmal mehr Opfer der Unberechenbarkeit der Politik geworden.Die nun beschlossenen Sonderausschreibungen verschaffen zwar kurzfristige, dringend notwendige Abhilfe. Sie befreien aber die Bundesregierung nicht davon, endlich verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen für Projektierer wie uns zu schaffen, die Planungssicherheit bieten.Nach dem Aufruhr um die Ausschreibungsmodalitäten im vergangenen Jahr kam für uns die Überraschung des Jahres 2018 direkt im Frühjahr: Wir haben Zuschläge für den Bau von gleich zwei süddeutschen Windparks erhalten. Das bestärkt uns darin, den Ausbau der Windkraft an Land auch in den kommenden Jahren voranzutreiben und an unserer Überzeugung der dezentralen, regenerativen Energieversorgung festzuhalten.Wir werden kontinuierlich weiter daran arbeiten, die deutschen Klimaschutzziele noch zu erreichen, auch wenn uns die Politik immer wieder Steine in den Weg legt.Foto: Kathy Büscher/Flickr
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Vor der untergehenden Sonne stehen etliche Menschen am HorizontMichael Müller, SPD-Vordenker und Vorsitzender der Naturfreunde: Für die Klima- und Umweltpolitik war es ein Jahr tiefster Frustration, aber auch neuer Hoffnung.Wir leben in einer Zeit der Transformation, vorangetrieben von der globalen Verselbständigung der Ökonomie gegenüber der Gesellschaft, nicht nur ihrer sozialen Anforderungen, sondern vor allem der Natur, deren Schädigungen planetare Grenzen überschreiten.Die negative Erfahrung ist, dass die Politik in der niedergehenden nationalstaatlichen Wachstumsepoche stehenbleibt, statt die Transformation sozial und ökologisch zu gestalten. Schneller als erwartet nimmt das Versagen zu, wobei ein stark wachsender Teil sogar die liberale Demokratie in Frage stellt. Die größte Überraschung des Jahres ist, wie schnell die Republik nach rechts verschoben wird.Das Positive des Jahres ist, dass die ökologische Bewegung zu einer gesellschaftlichen Reformbewegung wird. Die Naturfreunde haben die bundesweite Demonstration im Oktober am Hambacher Forst für den Trägerkreis angemeldet. Wir alle waren überrascht nicht nur von der Größe der Kundgebung, sondern auch von der politischen Aufbruchstimmung.Vieles erinnerte an die "Latsch-Demo" gegen das AKW Brokdorf im Jahr 1985, die zu einem wichtigen Meilenstein der Umweltbewegung wurde. Der Hambacher Forst ist ein Zeichen der Hoffnung, das noch stärker werden muss.Foto (Hambacher Forst): Kathrin Henneberger
Hartmut Graßl, Physiker und Meteorologe: Noch vor etwa fünf Jahren habe ich bei Anfragen von Medien nach einem regionalen Wetterextrem immer gesagt: Einem einzelnen Wetterextrem kann man keinen anthropogenen Anteil anheften. Inzwischen ist jedoch die Güte der Klimamodelle so vorangekommen, dass immer öfter eingeschätzt werden kann, ob es einen anthropogenen Zuschlag gibt.
Die beobachteten Klimaänderungen seit 1850 müssen dazu von den Klima- oder Erdsystemmodellen bei vielen Realisierungen – sie rechnen dann mit jeweils kleinen Veränderungen in den Startbedingungen – so gut nachvollzogen werden, dass man bei einer Rechnung ohne den erhöhten Treibhauseffekt nach den statistisch signifikanten Unterschieden suchen kann. Das gelingt immer häufiger.
So ist zum Beispiel für die extreme Hitze in Skandinavien im Sommer dieses Jahres für die Stationen mit sehr langen Beobachtungen im Süden Skandinaviens eine um etwa den Faktor zwei erhöhte Anomalie gefunden worden (die Satellitenaufnahme zeigt Felder in der dänischen Region Sjælland, wo der Sommer 2018 heiß und trocken war, d. Red.). Für die noch extremeren Abweichungen an Stationen im nördlichen Skandinavien gelang dies wegen der zu kurzen Beobachtungsreihen nicht.
Ich erwarte, dass diese neue Fähigkeit der Einschätzung des anthropogenen Beitrages zu einzelnen Wetterextremen demnächst bei der Zuordnung von Schäden und Verlusten helfen wird, wie es das Paris-Abkommen von 2015 in Paragraf 9 fordert.
Leider ist es bei der jüngsten Klimakonferenz in Katowice – wo viele Regelungen fixiert wurden – noch nicht gelungen, einen Prozess zu definieren, der klärt, wie die Finanzierung für klimabedingte Schäden und Verluste in Entwicklungsländern sichergestellt werden kann. Bei der nächsten Konferenz 2019 in Chile soll das geschehen.
Das wäre dann keine Überraschung mehr, sondern eher eine Sensation und ein Schritt in Richtung mehr globale Gerechtigkeit. Das möchte ich noch erleben.
Foto: ESA/Flickr
Claudia Kemfert, Professorin für Energiewirtschaft, Chefin des Energie- und Umweltbereichs am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: Die Überraschung des Jahres waren die Mutbürger, die sich überall für mehr Klimaschutz einsetzten. Ob Menschen, die für den Erhalt des Hambacher Forstes demonstrieren (siehe Foto), Familien, die den Staat aufgrund von mangelndem Klimaschutz verklagen, oder ein peruanischer Bergführer, der gegen den Konzern RWE zu Felde zieht: Es ist die Zivilgesellschaft, die unzureichenden Klimaschutz kritisiert und die Politik zu mehr Handeln zwingt.
Die Gerichte machen derzeit in diesem Land Klimapolitik, besonders sichtbar im Bereich der fehlenden Verkehrspolitik nach dem Dieselskandal.
Es sind aber auch die mutigen Frauen, die beispielsweise in den USA gegen den Populismus und für mehr Demokratie und Klimaschutz kämpfen.
Dies macht einmal mehr deutlich: Klimaschutz und Energiewende stärken die Demokratie und Teilhabe. Die Energiewende ist ein Friedensprojekt, in jeglicher Hinsicht.
Foto: Susanne Götze
Andreas Knie, Sozialwissenschaftler und Mobilitätsforscher: Uns drohen flächendeckende Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge und das Abendland geht trotzdem nicht unter! Im Laufe des Jahres haben Gerichte festgestellt, dass Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zwar seit gut zehn Jahren wissen, dass die Schadstoffgrenzwerte – die jahrelang diskutiert wurden – systematisch überschritten werden, dass sie aber rein gar nichts getan haben. Jetzt ist Schluss und es muss gehandelt werden. Aber wie?
Keiner hat einen Plan. Ein paar E-Busse bestellen, Tram-Linien etwas verlängern und hier und dort mal einen Fahrradweg bauen – mehr Innovationen bringen deutsche Kommunen zurzeit nicht auf.
Der Bundestagsfraktion der CDU/CSU ist es nicht zu peinlich, lieber die Deutsche Umwelthilfe abschießen zu wollen als dem "kleinen Mann" seinen dreckigen und hochsubventionierten Diesel zu nehmen.
Die Menschen sind aber nicht so blöd, wie die Politik und die Medien uns glauben machen wollen. Sie warten auf Alternativen, die auch reichlich verfügbar wären: Neuaufteilung der Flächen in den Großstädten, man rückt wieder mehr zusammen, Fahrzeuge werden zu Gemeinschaftsgütern, die überall von allen genutzt werden können, mit dem öffentlichen Verkehr vernetzt und natürlich elektrisch sind. Für weite Fahrten gibt es die Bahn oder Hybrid-Autos. Die Luft wird sauberer, der Verkehr fließt wieder und es ist mehr Platz da.
Vielleicht schafft es ja mal eine Kommune, ein solches Angebot probeweise einzuführen.
Foto (Symbolbild): Pexels/Pixabay
Gero Lücking, Geschäftsführer von Lichtblick: Im Energiemarkt war die Überraschung des Jahres die Bekanntgabe der Pläne von RWE und Eon, ihre Geschäftsbereiche untereinander neu zu ordnen und in weiten Teilen zusammenzulegen. Die bisher schon mit Abstand größten Player in der deutschen Energiewirtschaft werden so jeweils noch mächtiger.
Die Auswirkungen dieser Megafusion werden uns noch deutlich über das Jahr 2019 hinaus beschäftigen. Der gesamte deutsche Energiemarkt wird neu geordnet. Die Strom- und Gasnetze sowie das Endkunden- und Vertriebsgeschäft beider Konzerne werden bei Eon gebündelt, die Erzeugung konzentriert sich bei RWE. Zudem beteiligt sich RWE mit 16,7 Prozent an Eon. Es entstehen jeweils übermächtige und zudem ineinander verzahnte Riesen.
Nach der vertikalen Integration der Märkte kommt jetzt die horizontale Aufteilung der Märkte. Für den Wettbewerb und die gerade einmal 20-jährige Liberalisierungsgeschichte wird das der Todesstoß sein. Es sei denn, die zuständigen Kartellbehörden in Bonn und Brüssel untersagen den Deal.
Eine überaus positive Überraschung im Jahr 2018 war der Rodungsstopp für den Hambacher Forst. Vielleicht war das nach dem Jahrhundertsommer ohne Regen die Keimzelle für eine neue gesellschaftliche Allianz gegen den Klimawandel. Und damit der Beginn des Ausstiegs aus der Kohleverstromung in Deutschland.
Foto: aisletwentytwo/Flickr
Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City AG: 2018 war ein herber Rückschlag für die Windkraft in Deutschland. Die missglückten Ausschreibungsverfahren vom vergangenen Jahr zeigten ihre Wirkung. Der Ausbau der Windenergie ist deutlich eingebrochen. Erste Prognosen legen nahe, dass 2018 voraussichtlich nicht mal 3.000 Megawatt Windkraft an Land hinzukamen.
Mit Blick auf die Anzahl der erteilten Genehmigungen in diesem Jahr sieht es auch in den kommenden Jahren nicht besser aus. Die Zubau-Zahlen werden weiter einbrechen. Die Branche taumelt und ist einmal mehr Opfer der Unberechenbarkeit der Politik geworden.
Die nun beschlossenen Sonderausschreibungen verschaffen zwar kurzfristige, dringend notwendige Abhilfe. Sie befreien aber die Bundesregierung nicht davon, endlich verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen für Projektierer wie uns zu schaffen, die Planungssicherheit bieten.
Nach dem Aufruhr um die Ausschreibungsmodalitäten im vergangenen Jahr kam für uns die Überraschung des Jahres 2018 direkt im Frühjahr: Wir haben Zuschläge für den Bau von gleich zwei süddeutschen Windparks erhalten. Das bestärkt uns darin, den Ausbau der Windkraft an Land auch in den kommenden Jahren voranzutreiben und an unserer Überzeugung der dezentralen, regenerativen Energieversorgung festzuhalten.
Wir werden kontinuierlich weiter daran arbeiten, die deutschen Klimaschutzziele noch zu erreichen, auch wenn uns die Politik immer wieder Steine in den Weg legt.
Foto: Kathy Büscher/Flickr
Michael Müller, SPD-Vordenker und Vorsitzender der Naturfreunde: Für die Klima- und Umweltpolitik war es ein Jahr tiefster Frustration, aber auch neuer Hoffnung.
Wir leben in einer Zeit der Transformation, vorangetrieben von der globalen Verselbständigung der Ökonomie gegenüber der Gesellschaft, nicht nur ihrer sozialen Anforderungen, sondern vor allem der Natur, deren Schädigungen planetare Grenzen überschreiten.
Die negative Erfahrung ist, dass die Politik in der niedergehenden nationalstaatlichen Wachstumsepoche stehenbleibt, statt die Transformation sozial und ökologisch zu gestalten. Schneller als erwartet nimmt das Versagen zu, wobei ein stark wachsender Teil sogar die liberale Demokratie in Frage stellt. Die größte Überraschung des Jahres ist, wie schnell die Republik nach rechts verschoben wird.
Das Positive des Jahres ist, dass die ökologische Bewegung zu einer gesellschaftlichen Reformbewegung wird. Die Naturfreunde haben die bundesweite Demonstration im Oktober am Hambacher Forst für den Trägerkreis angemeldet. Wir alle waren überrascht nicht nur von der Größe der Kundgebung, sondern auch von der politischen Aufbruchstimmung.
Vieles erinnerte an die "Latsch-Demo" gegen das AKW Brokdorf im Jahr 1985, die zu einem wichtigen Meilenstein der Umweltbewegung wurde. Der Hambacher Forst ist ein Zeichen der Hoffnung, das noch stärker werden muss.
Foto (Hambacher Forst): Kathrin Henneberger
Aufmacherbild: tOrange.biz