Das Rätsel um das mysteriöse Zu-viel-Auftreten des Ozonkillers Freon 11 könnte gelöst sein. Das legen Recherchen der New York Times und der Umweltorganisation Environmental Investigation Agency (EIA) nahe. Die New York Times berichtet, dass Fabriken in China die Chemikalie Trichlorfluormethan, wie Freon 11 wissenschaftlich heißt, trotz Verbots für die Herstellung von Schaumstoff verwenden.
Im Mai hatten Forscher gewarnt, dass die Konzentration des ozon- und klimaschädlichen Stoffes in der Atmosphäre langsamer abnimmt als erwartet. In den Jahren 2002 bis 2012 sank die Konzentration von Freon 11 in der Atmosphäre jedes Jahr um zwei Moleküle pro eine Billion "Luftteilchen" (parts per trillion, ppt). Seit 2012 hat sich diese Rate jedoch halbiert – auf nur noch ein ppt.
Die Schlussfolgerung, die die Forscher daraus ziehen: Jemand muss den Stoff verbotenerweise herstellen oder verwenden.
Freon 11 hat eine 4.750-mal stärkere Treibhauswirkung als CO2 und schädigt außerdem die Ozonschicht. Seine Herstellung ist deshalb durch das Montreal-Protokoll verboten. Wo genau der Stoff verbotenerweise freigesetzt wird, konnten die Forscher nicht sagen. Mit Hilfe von Computermodellen der Atmosphäre versuchten sie aber die Emissionsquelle genauer einzugrenzen und kamen zu dem Schluss, dass diese in Ostasien liegen muss.
Die Recherchen von New York Times und EIA weisen nun darauf hin, dass das stimmen könnte. Die Zeitung führte Interviews, wertete Dokumente und Anzeigen von chinesischen Firmen aus. Das Ergebnis: Einige Schaumstoff-Fabriken in China verwenden den verbotenen Stoff noch.
Freon 11 ist unter anderem dafür geeignet, Hartschaumstoff herzustellen, der in Kühlschränken und als Gebäude-Isolierung verwendet wird. Die EIA hat der New York Times zufolge acht Fabriken identifiziert, die den Stoff noch verwenden.
Ob die chinesischen Schaumstoffhersteller die einzigen Verursacher sind, ist aber noch nicht klar. "Wir müssen noch tiefer graben", sagte Erik Solheim, Chef des UN-Umweltprogramms Unep, der New York Times. Es gebe gute Gründe zu glauben, dass das Problem über diese Fälle hinausgehe.