Die Corona-Lockdowns haben den weltweiten CO2-Ausstoß so stark wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg reduziert. Doch dieser Effekt ist offenbar schon verpufft. Ende 2020 lagen die Emissionen wieder höher als ein Jahr zuvor.
Das hat jetzt die Internationale Energieagentur IEA in Paris mitgeteilt. IEA-Chef Fatih Birol nannte den Wiederanstieg des weltweiten CO2-Ausstoßes "eine ernste Warnung, dass nicht genug getan wurde, um den Übergang zu sauberer Energie weltweit zu beschleunigen".
Die CO2-Gesamtemissionen aus der Energienutzung betrugen 2020 rund 31 Milliarden Tonnen, das waren fast zwei Milliarden Tonnen oder 5,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Menge entspricht etwa dem Ausstoß der gesamten Europäischen Union.
Im Verkehrssektor sanken die Emissionen am stärksten, um 14 Prozent. Im Energiebereich, dem mit Abstand größten CO2-Produzenten, waren es nur 3,3 Prozent.
Zwischen den einzelnen Ländern gab es dabei große Unterschiede. So stieg Chinas CO2-Ausstoß durch die schnelle Erholung der Wirtschaft nach Corona um 0,8 Prozent, während er in den USA um zehn Prozent sank. China war laut IEA die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 ein Wachstum verzeichnete.
Am niedrigsten war der globale CO2-Ausstoß im April 2020, danach stieg er wieder an. Im Dezember lag er dann wieder über dem Vergleichswert des Vorjahres, und zwar um 60 Millionen Tonnen respektive zwei Prozent. "Mit der Erholung der Reise- und Wirtschaftstätigkeit steigen auch der Ölverbrauch und die damit verbundenen Emissionen wieder an", erläuterte die IEA.
Die Agentur erwartet, dass die Emissionen in diesem Jahr weiter zunehmen, falls die größten Volkswirtschaften der Welt energiepolitisch nicht umsteuern. "Wenn die Regierungen nicht schnell die richtigen energiepolitischen Maßnahmen ergreifen, könnte dies die historische Chance der Welt gefährden, 2019 den endgültigen Höhepunkt der globalen Emissionen erreicht zu haben", warte Birol.
"Klimaneutral 2050" reicht nicht aus
Eine umfassende Studie zu den Klimaschutz-Leistungen der Staaten seit Abschluss des Pariser Klimavertrags 2015 zeigt, dass die Emissionen in über zwei Dritteln der Staaten bis zum Corona-Einschnitt weiter anstiegen, statt zu sinken: Noch 150 Länder meldeten ein Plus beim Treibhausgas-Ausstoß, 64 dagegen ein Minus.
Immerhin gingen die Emissionen in 25 von 36 Industrieländern zurück, darunter Großbritannien mit minus 3,6 Prozent pro Jahr, Deutschland (1,3 Prozent) und die USA (0,7 Prozent). In China wuchs der Klimagas-Ausstoß weiter, allerdings weniger stark als in der Vor-Paris-Vergleichsperiode 2011 bis 2015.
Den Forschern zufolge haben weltweit etwa 2.000 Klimaschutz-Gesetze eine große Rolle für die Emissionsreduktionen gespielt – dort, wo sie stattfanden. Die Verpflichtung von immer mehr Ländern, Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, bewerten sie als guten Schritt, dies sei aber noch nicht ausreichend.
"Die Länder müssen die Post-Corona-Anreize in diesem Jahrzehnt mit den Klimazielen in Einklang bringen, basierend auf solider Wissenschaft und mit glaubwürdigen Umsetzungsplänen", forderte Rob Jackson, Professor für Erdsystemforschung an der kalifornischen Stanford University und Co-Autor der Studie.
Erschienen ist die Untersuchung, die von einem Team der britischen Universität von East Anglia und dem Forscher-Zusammenschluss Global Carbon Project ausgeführt wurde, im Fachmagazin Nature Climate Change.