Merkel und Scholz beim virtuellen G20-Gipfel
Die deutsche Delegation beim virtuellen G20-Gipfel. (Foto: Guido Bergmann/​Bundesregierung)

Der virtuelle G20-Gipfel unter dem Vorsitz von Saudi-Arabien am Wochenende wurde von der Corona-Pandemie dominiert. Die Länder versprachen, "keine Mühe zu scheuen, um für alle Menschen einen bezahlbaren und gerechten Zugang zu Impfstoffen sicherzustellen".

Dafür gibt es eine globale Initiative, Act-A, die arme Länder beim Kauf von Impfstoffen und Medikamenten unterstützt. Doch die ist unterfinanziert. Vor dem G20-Gipfel fehlten ihr 4,5 Milliarden US-Dollar und nach dem Gipfel immer noch.

Auch ein eindringlicher Appell von UN-Chef António Guterres vermochte daran nichts zu ändern. "Das ist keine Gutmenschen-Übung", sagte Guterres. "Es ist der einzige Weg, um die Pandemie zu stoppen. Solidarität bedeutet tatsächlich Überleben."

Etwas erfolgreicher war hingegen das G20-Schuldenmoratorium für arme Länder. Es wurde laut Abschlusserklärung um sechs Monate bis Ende Juni 2021 verlängert.

Derzeit nutzen 46 Länder das Moratorium und haben damit die Rückzahlung von 5,7 Milliarden Dollar auf später verschoben. Die G20 ist sich allerdings bewusst, dass angesichts des "sich verschlechternden Ausblicks in vielen Ländern mit geringem Einkommen" ein weiterer Aufschub erforderlich sein "könnte".

Beim Klima zeigte sich einmal mehr die Zweiteilung in die USA und den Rest. US-Präsident Donald Trump nutzte das Treffen, um erneut seine Haltung zum Paris-Abkommen zu unterstreichen. Dieses sei "nicht geschaffen worden, um die Umwelt zu retten, sondern um die amerikanische Wirtschaft zu zerstören".

Die anderen Länder versprachen hingegen, das Abkommen vollständig zu erfüllen und vor der nächsten Klimakonferenz im Herbst 2021 in Glasgow neue Klimapläne einzureichen.

Außerdem bekannten sie sich zu einer "CO2-Kreislaufwirtschaft". Diese zielt darauf ab, die Emissionen zu senken und CO2 wiederzuverwenden oder einzulagern. Die Konzepte sind auch als CCU und CCS bekannt – oder zusammen als CCUS (von englisch Carbon Capture, Use and Storage).

Zunächst keine globale Digitalwährung

Die größte Neuerung versteckt sich derweil im Absatz zur Stabilität der internationalen Finanzmärkte. Dort versprechen die Länder, keine globale Digitalwährung, keine "global stablecoins", zu schaffen, bevor die Folgen für das Finanzsystem nicht untersucht sind.

Stablecoins funktionieren ähnlich wie Bitcoins und basieren auf der Blockchain-Technologie. Im Gegensatz zu Bitcoin wären Stablecoins aber gedeckt etwa durch US-Dollar, Euro oder Gold. Damit sollen allzu große Wertschwankungen verhindert werden.

Derzeit entwickelt das soziale Netzwerk Facebook eine Digitalwährung namens Libra mit diesen Eigenschaften. Denkbar ist auch, dass in Zukunft Staaten oder Organisationen wie der Internationale Währungsfonds Stablecoins herausgeben.

Für Aufsehen sorgte – nicht unerwartet – schließlich Trump. Dieser nutzte das Gipfeltreffen, um seine Zweifel am Ausgang der US-Präsidentschaftswahl auf internationaler Ebene zu wiederholen.

Trump sagte in seiner Rede: "Es ist eine große Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten und ich freue mich darauf, wieder für eine lange Zeit mit Ihnen zu arbeiten."

Ein sonderlich engagierter Gipfelteilnehmer war Trump allerdings nicht. Er ging an beiden Tagen nach einer Weile golfen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz bemerkte zu Trumps Auftritt: "Ein Teilnehmer hat auch noch mal die Gelegenheit ergriffen, seine eigene Großartigkeit zu schildern." 

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