Solarwind
Australien entdeckt sein Potenzial. (Foto: Greens MPs/​Flickr)

Australien ist nicht für ehrgeizige Klimapolitik bekannt. Im Gegenteil: Das Land ist der zweitgrößte Kohleexporteur der Welt und plant ein weiteres Megaprojekt, die Adani-Steinkohlemine.

Australien ist aber auch das Land, wo pro Kopf derzeit am meisten Solaranlagen und Windräder ans Netz gehen: 250 Watt im Jahr. In Deutschland kommt pro Einwohner noch nicht mal halb so viel neue Grünstrom-Kapazität hinzu.

Das australische Stromnetz erlebe "die größte und schnellste Energiewende der Welt", schreibt die australische Elektrizitätsmarkt-Organisation Aemo in ihrem neuen 20-Jahres-Plan.

Der Plan beschreibt fünf Szenarien für die Weiterentwicklung des Strommarkts. Mit der herkömmlichen Energiepolitik werden im Jahr 2040 drei Viertel des Stroms aus Sonne, Wind und Wasserkraft erzeugt. Kostenoptimal ist das allerdings nicht.

Für die australischen Stromverbraucher wäre ein Netz mit nahezu 100 Prozent Ökostrom billiger. "Es ist unvermeidlich", sagte Aemo-Chefin Audrey Zibelman dem australischen Nachrichtenportal Renew Economy. "Es ist einfach, wer wir sind und was wir sind."

Australien hat optimale Voraussetzungen für die Produktion von erneuerbarem Strom: viel Sonne, Wind und Platz. Hinzu kommt, dass in den kommenden 20 Jahren die meisten Kohlekraftwerke ihre geplante Nutzungsdauer erreichen.

Premierminister Scott Morrison will nun vermehrt Gaskraftwerke bauen. Doch auch diese könnten nicht mehr lange profitabel sein, wie der Aemo-Plan zeigt. Zwar hätten Gaskraftwerke "bei den heutigen Gas- und Batteriekosten einen Kostenvorteil", heißt es dort – doch das ändere sich: "Ab 2030 sind neue Batteriespeicher kostengünstiger als neue Gaskraftwerke."

Megaprojekte zum Export von grüner Energie

Noch exportiert Australien vor allem Kohle und Gas. Aber auch das kann sich ändern. Derzeit sind zwei Megaprojekte in Planung – für den Export von Ökostrom und von grünem Wasserstoff.

Die Firma Sun Cable will im Norden Australiens ein Solarkraftwerk mit einer Kapazität von 10.000 Megawatt errichten. Das entspricht gut acht Prozent der deutschen Kapazität zur Erzeugung von Grünstrom.

Der Strom von Sun Cable soll dann mit einem 3.800 Kilometer langen Kabel nach Singapur exportiert werden. Der Stadtstaat mit wenig Fläche könnte so ein Fünftel seines Strombedarfs decken. Bislang ist Singapur auf den Import von Gas zur Stromerzeugung angewiesen.

Ein noch größeres Projekt plant das Unternehmen Asian Renewable Energy Hub (AREH). Die Firma will ein 15.000-Megawatt-Solar-und-Windkraftwerk errichten und mit dem Strom grünen Wasserstoff erzeugen.

Das Projekt setzt damit Erkenntnisse einer australisch-deutschen Forschungskooperation um, an der auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beteiligt ist. Die Forscher kommen zum Schluss: "Australien ist dafür prädestiniert, eine Wasserstoff exportierende Supermacht zu werden."

In welcher Form das Gas schließlich exportiert wird, ist allerdings noch unklar. Eine Möglichkeit wäre, Australiens Vorkommen an Eisenerz aus der Pilbara-Region zu nutzen und mit dem Wasserstoff vor Ort grünen Stahl herzustellen.

"Wäre es nicht großartig, Stahl zu exportieren statt Eisenerz und Strom?", sagte AREH-Chef Alex Hewitt. "Wir sitzen am Rand von Pilbara und dort gibt es viele Möglichkeiten, energieintensive Industrien mit dem billigsten Strom der asiatisch-pazifischen Region anzuziehen."