Die Kritik am gegenwärtigen Wirtschaftssystem ist vielfältig, und die Forderung nach einer Wirtschaftswende ist eine facettenreiche, komplizierte Angelegenheit – sowohl in den theoretischen und konzeptionellen Überlegungen als auch in der Vielzahl der praktischen Projekte.

Das Buch "Wirtschaftswende" von Hans Holzinger hat sich zur Aufgabe gemacht, Transformationsansätze und neue (manchmal auch alte) makroökonomische und gesellschaftliche Konzepte vorzustellen, zu ordnen, übersichtlicher und damit zugänglicher zu machen.

Das ist hilfreich für alle, die zunächst ins Thema einsteigen und für verschiedene Handlungsbereiche wie Mobilität, Wohnen oder Ernährung einen Einblick bekommen wollen. Aber auch wer sich intensiver einarbeiten und den Überblick gewinnen will, ist hier richtig.

Bild: Ludwig Niethammer

Angelika Zahrnt

war bis 2007 Vorsitzende des Umwelt­verbandes BUND. Die wachstums­kritische Ökonomin setzt sich für nachhaltiges Wirtschaften und Suffizienz­politik ein.

Das Buch wendet sich sowohl an diejenigen, die sich eher theoretisch für makroökonomische Konzepte interessieren, als auch an die, die etwas über die inzwischen entstandenen praktischen Transformationsansätze erfahren wollen.

Hierbei ist Holzinger nicht nur in der neutralen Rolle des Berichtenden, er bringt auch eigene Wertungen und Vorschläge ein – die aber immer als solche erkennbar sind.

Das Buch ist detailreich und mit vielen aktuellen und auch historischen Literaturhinweisen versehen. Durch seine Struktur bietet es gleichzeitig Übersicht und Orientierung.

So gibt es inhaltliche Zusammenfassungen mit Einschätzungen des Autors am Ende jeden Kapitels. Es gibt jeweils einen Anhang, in dem die Instrumente in den unterschiedlichen Bereichen gebündelt dargestellt werden.

Ein ausführliches Schlusskapitel bietet "Ausblick und Synthese". Hier werden Gesamtkonzepte, Praxisprojekte und Maßnahmen auf höherer politischer Ebene einander zugeordnet und tabellarisch dargestellt. Bei den Konzepten werden diejenigen verglichen, die über die innerwissenschaftliche Diskussion hinausgehen und die breite Öffentlichkeit ansprechen sollen.

Das Buch

Hans Holzinger: Wirtschaftswende. Trans­formations­ansätze und neue ökonomische Konzepte im Vergleich. Oekom Verlag, München 2024, 416 Seiten, 24 Euro

Der Autor nimmt auch eine eigene Gesamtbewertung der Konzepte nach Wünschbarkeit, Plausibilität und Umsetzbarkeit vor. Und er stellt sich der politisch immer wieder diskutierten Frage, wie mit dem Kapitalismus umzugehen ist, ob eine Zähmung oder Bändigung durch Reform möglich oder eine Revolution nötig ist.

Holzinger plädiert, ähnlich wie der österreichische Ökonomen Stephan Schulmeister, für eine ökologische, ökonomische und soziale Bändigung des Kapitalismus: "Welche Form dann ein gebändigter Kapitalismus bei keinem oder nur minimalem Wachstum annimmt oder ob er in einer Kreislaufwirtschaft langsam abstirbt, können wir künftigen Generationen überlassen."

Holzinger bringt in dieses Buch seine in Jahrzehnten in der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg erworbene umfangreiche Sachkenntnis ebenso ein wie die vielen Begegnungen mit Akteuren der Zivilgesellschaft. Er ist dabei gleichzeitig Berichterstatter, Begleiter und ein Stück weit auch Berater auf dem Weg zu einer Postwachstumsgesellschaft.