Dass Beata Kolarczyk ihre Heimatstadt liebt, merkt man sofort. In einem Video steht die 26-Jährige, die an der Akademie der Bildenden Künste im polnischen Katowice Kunst studiert hat, vor einer grauen Betonwand. "Ich komme aus Katowice und ich fühle mich dieser Stadt sehr verbunden", sagt sie in dem Video.
An die Wand hat sie Zettel geklebt mit der Aufschrift "Ich habe eine traurige Stadt", ein Zitat eines polnischen Schriftstellers. "Ich finde die meisten Städte traurig, weil sie unfreundliche Orte sind für die Menschen, die darin wohnen", sagt sie.
Die Klimakonferenz in Katowice ist für sie deshalb nicht nur ein guter Moment, um über das Klima und einen gerechten Strukturwandel nachzudenken, sondern auch darüber, wie Städte für Menschen freundlicher werden können.
Sie ist allerdings nicht als Künstlerin dort, sondern als Aktivistin für den Lutherischen Weltbund, einer weltweiten Gemeinschaft von evangelisch-lutherischen Kirchen. Zusammen mit sechs anderen jungen Menschen aus der ganzen Welt wirbt sie dort für Klimagerechtigkeit.
"Die Konferenz verändert die Stadt"
In der Stadt Katowice ist es noch immer schwierig, über Klimaschutz zu sprechen. "Wir sind so mit dem Bergbau verbunden", erklärt Kolarczyk gegenüber Klimareporter°. "Aber es ist gut für Katowice, dass die Klimakonferenz hier stattfand", sagt sie. "Es verändert die Stadt."
In ihrer Katowicer Kirchengemeinde ist Klimaschutz bisher kaum ein Thema gewesen, erzählt sie. Allerdings habe die Kirche kurz vor dem Klimagipfel eine Konferenz dazu organisiert, und während des Gipfels bietet sie jeden Mittag ein Klima-Gebet an.
Die Sorge der Bergleute, ihre Jobs durch einen Kohleausstieg zu verlieren, kann sie gut verstehen, denn sie hat sie selbst erlebt. "Mein Vater hat in einem Bergwerk gearbeitet. Als die Grube geschlossen wurde, hatten wir viel Angst", erzählt sie. Ihr Vater hatte Glück, er bekam eine Stelle in einer anderen Kohlegrube. Inzwischen ist er im Ruhestand.
Dass seine Tochter sich nun auf der Konferenz für Klimaschutz engagierte, findet er gut. "Mein Vater stimmt mir zu. Er sagt, dass wir mit dem Kohlebergbau aufhören sollen, wegen der wissenschaftlichen Fakten. Außerdem sagt er, dass es eine schreckliche Arbeit ist, die niemand tun müssen sollte."
Kunst schafft Räume für neue Gedanken
Trotzdem ist es ihr wichtig, dass es einen gerechten Strukturwandel gibt. "Wir müssen etwas tun. Aber es ist nicht die Schuld der Leute, die in den Gruben arbeiten. Über die Klimadebatte hinaus müssen wir die Menschen verteidigen", sagt Kolarczyk leidenschaftlich.
Ihr Glaube hilft ihr, mit anderen Meinungen und Ansichten umzugehen. "Ich glaube an Jesus und die Bibel, weil sie genau sagt, was richtig ist, vor allem aus einer moralischen Perspektive", sagt die junge Aktivistin. "Die Menschen können unterschiedliche Meinungen haben, aber sie sollten sich immer daran erinnern, was im Leben wichtig ist."
Neben ihrem Glauben am wichtigsten ist ihr mit Sicherheit die Kunst. Sie hängt an der alten Industriearchitektur, die das Stadtbild von Katowice prägt. "Wir sollten die industrielle Architektur nicht zerstören, weil sie Teil der Kultur ist", sagt sie. "Wir könnten sie für etwas Neues nutzen, wie beim Schlesischen Museum." Ein ehemaliges Bergwerk im Zentrum von Katowice wurde zu einem Museum und dem Konferenzzentrum umgebaut, in dem auch die Klimakonferenz stattfindet.
Kunst ist für Beata Kolarczyk aber auch ein Mittel, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen: "Durch Kunst können die Menschen auf die Idee kommen, dass sich etwas ändern muss."
Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier