Mehrere Fragezeichen und darunter ein rotes
Wie können Lösungen für die Klimakrise aussehen? Auf jeden Fall nachhaltig und nicht krisenhaft. (Foto: Arek Socha/​Pixabay)

In Krisenzeiten, das zeigt sich immer wieder, sinken die CO2-Emissionen. Das war in der Finanzkrise vor zehn Jahren so, genauso wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihres gesamten Staatenblocks vor 30 Jahren.

Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg ging der weltweite Ausstoß an Klimagasen aber so drastisch zurück wie jetzt in der Coronakrise – weil praktisch überall Fabriken stillstehen, Flugzeuge am Boden bleiben und das Alltagsleben in Shutdown und Lockdown verharrt.

Mehr als fünf Prozent könnte der Rückgang der globalen Emissionen in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 betragen, schätzt Rob Jackson von der kalifornischen Stanford-Universität, der das Global Carbon Project leitet, einer Forschungsinitiative, die seit 20 Jahren Emissionsbudgets errechnet.

Gut fünf Prozent, das wäre ein starker Einschnitt und zeigt, welche gewaltige Dimension die Coronakrise hat. Zum Vergleich: Die Finanzkrise 2008 ließ die weltweiten Emissionen um 1,4 Prozent sinken.

Eine gute Nachricht sind die derzeit so stark gesunkenen Emissionen dennoch nicht. Der Rückgang ist bitter erkauft. Mit Tausenden Toten, Millionen in Existenznot, massiven Einschränkungen in allen Lebensbereichen und einer auf ungewisse Zeit anhaltenden Unsicherheit.

"Niemand", sagt der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber im Klimareporter°-Interview, "kann sich jetzt über einen positiven Klimaeffekt freuen, denn der dafür zu zahlende Preis ist unglaublich hoch – wegen der einbrechenden Wirtschaftsleistung, der persönlichen und sozialen Kosten und vor allem wegen des menschlichen Leids, das die Pandemie verursacht. Teurer könnte die Vermeidung zusätzlicher Tonnen von CO2 gar nicht sein."

Schaut man sich andererseits an, wie stark die Emissionen sinken müssten, damit die Pariser Klimaziele eingehalten werden können, ist ein Minus von fünf Prozent plötzlich gar nicht mehr so viel.

In seinem jüngsten "Emissions Gap Report" hat das UN-Umweltprogramm Unep im letzten November vorgerechnet, dass der weltweite CO2-Ausstoß zwischen 2020 und 2030 für das 1,5-Grad-Ziel um 7,6 Prozent sinken muss – jedes Jahr.

"Schnelle und weitreichende Veränderungen"

Insgesamt muss der Treibhausgas-Ausstoß laut Weltklimarat IPCC bis 2030 praktisch halbiert werden. Er muss um rund 45 Prozent gegenüber dem Level von 2010 sinken, um dann 2050 – so wie im Paris-Abkommen vereinbart – bei "netto null" zu liegen.

Der IPCC benennt auch, was dafür nötig ist: "schnelle und weitreichende Veränderungen" (rapid and far-reaching transitions) in allen wichtigen Sektoren der Weltwirtschaft – in Energie, Industrie, Verkehr, Gebäuden, Städten und Landnutzung.

Dieser grundlegende Wandel der bisherigen Lebens- und Wirtschaftsweise kann und sollte nachhaltig und nicht-krisenhaft gestaltet sein.

Das ist die Lösung! Oder?

Die Welt weiß, wie man die CO2-Emissionen senken kann – sie muss es nur tun. Wir stellen in einer Serie verschiedene Lösungsansätze mit ihren Vor- und Nachteilen vor.

Klimareporter° beteiligt sich damit wie hunderte andere Zeitungen und (Online-)​Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Anlässlich des 50. Jubiläums des "Earth Day" am 22. April berichten die Kooperationsmedien eine Woche lang verstärkt über Lösungen für die Klimakrise.

Vorschläge dazu liegen längst auf dem Tisch. Wir stellen diese "Klimalösungen" in einer neuen Serie vor.

Wir fragen, wie CO2-Preise dem Klimaschutz helfen können, welches Potenzial erneuerbare Energien haben, wie viele Bäume noch gepflanzt werden können und sollten, wie eine wachsende Weltbevölkerung ernährt und gleichzeitig das Klima geschützt werden kann.

Wir beschreiben, was an den verschiedenen Lösungsansätzen dran ist, und beleuchten Vor- und Nachteile. Dabei fragen wir auch, ob das weltweite Bevölkerungswachstum Klimaschutzbemühungen konterkariert und was vom Geoengineering zu halten ist.

Mit unserer Serie beteiligen wir uns an der weltweiten Initiative "Covering Climate Now", die dem Thema Klimawandel und Klimaschutz mehr öffentliche und publizistische Aufmerksamkeit verschaffen will. In diesem Jahr lautet der Themenschwerpunkt: Lösungen für die Klimakrise.

Rund 400 Zeitungen, ​Magazine und Online-Medien machen bei der Aktion mit. Gemeinsam erreichen sie bereits zwei Milliarden Leser:innen. Wir hoffen, es werden bald noch mehr.

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