Fußgänger aus der Vogelperspektive
Mindestens zehn dieser Menschen halten, statistisch betrachtet, den Klimawandel für das größte Problem für ihr Land. (Foto: Pixabay)

Als die globale Wirtschaftselite kürzlich bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos zusammenkam, lag auch der neue Weltrisikobericht der Organisation auf dem Tisch. Die alljährliche Analyse zeigt auf, mit welchen Gefahren die Welt in den kommenden Jahren konfrontiert ist und wo der dringendste Handlungsbedarf besteht.

Ganz oben auf der Liste der größten Risiken stand in diesem Jahr der Klimawandel – und dass die Welt beim Kampf gegen die Erderhitzung versagt.

Das drängendste Problem sei kein wirtschaftliches, sagte WEF-Gründer Klaus Schwab damals dem Schweizer Sender SRF. "Es betrifft vielmehr unsere Umwelt. Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen."

Eine weltweite Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center mit Sitz in Washington zeigt nun, dass in vielen Ländern die Mehrheit der Menschen das ganz ähnlich einschätzt wie die Experten, die das Weltwirtschaftsforum für seinen Risikobericht befragt hat.

Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) nannten den Klimawandel als größte Bedrohung für die Sicherheit und den Wohlstand ihres eigenen Landes. Befragt wurden gut 27.000 Menschen in 26 Ländern, darunter vor allem Industrie- und Schwellenländer: von Argentinien, Australien, Brasilien bis zu Schweden, Tunesien und den USA. Umfragezeitraum war Mai bis August 2018.

Graphische Darstellung der Länder, in denen der Klimawandel als größte Gefahr angesehen wird
Die globale Erwärmung wird vielen Ländern als größte Bedrohung für das eigene Land angesehen. (Grafik: PEW Research Center)

Auffällig ist, wie stark die Sorge wegen des Klimawandels in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Fünf Jahre zuvor – also 2013 und damit zwei Jahre vor Abschluss des Pariser Klimaabkommens – hatten erst 56 Prozent die globale Erwärmung als Risiko Nummer Eins gesehen, elf Prozentpunkte weniger als 2018. Die Befragung von 2017 hatte bereits einen Wert von 63 Prozent ergeben.

Besonders in Europa wird der Klimawandel als größte Bedrohung eingeschätzt. In Griechenland waren es 90 Prozent der Befragten, in Frankreich 83 Prozent, in Spanien 81 Prozent. Schlusslicht ist Russland mit nur 43 Prozent. In den USA waren es 59 Prozent, in Kanada 66 Prozent. Deutschland liegt leicht über dem Durchschnitt mit 71 Prozent.

In vielen Ländern sind die Frauen besorgter als die Männer. In Deutschland beispielsweise sehen 69 Prozent der Männer den Klimawandel als primäre Gefahr, jedoch 73 Prozent der Frauen. Noch größer sind die Unterschiede in den USA mit nur 51 Prozent bei den Männern, aber 66 Prozent bei den Frauen – eine Differenz von 15 Prozentpunkten.

Auch politische Einstellung und Bildungsstand sind Kriterien. Wer liberal oder links eingestellt ist, hält den Klimawandel eher für eine große Bedrohung als Menschen aus dem konservativen oder rechten Spektrum. Besonders stark ausgeprägt ist die Differenz in den USA. Während Konservative nur zu 31 Prozent besorgt sind, sind es bei den Liberalen 87 Prozent.

Genauso sehen Menschen mit einem höheren Bildungsstand die Erderwärmung eher als Gefahr als Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand. Hier ist die Differenz aber weniger stark ausgeprägt als bei der politischen Haltung.

USA werden als Risikostaat gesehen

Als zweitgrößte Gefahr werden laut Umfrage IS-Extremisten angesehen (im Jahr zuvor noch auf Platz eins), gefolgt von Cyber-Attacken und dem nordkoreanischen Atomprogramm.

Als Gefahr werden inzwischen auch die USA eingeschätzt. 2013 hatten erst 25 Prozent der Befragten in Macht und Einfluss der Vereinigten Staaten eine Bedrohung gesehen. Unter der Präsidentschaft des Klimawandelleugners Donald Trump ist die Zahl auf 45 Prozent gestiegen. Das ist spürbar mehr als der Anteil derer, die sich von Russland (36 Prozent) oder von China (35 Prozent) bedroht sehen.

Die Pew-Umfrage untermauert einen Trend, der seit Längerem zu beobachten ist. Der Klimawandel ist nicht mehr nur etwas, das bloß Fachzirkel interessiert. Das Thema ist in der breiten Öffentlichkeit angekommen und wird als ein Problem begriffen, das schnelles und umfassendes Handeln erfordert. Dies müssten Politik und Wirtschaft jetzt nur noch tun.

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