Jugendliche sorgen sich um ihre Zukunft und zweifeln an der Kompetenz von Entscheider:innen. (Bild: Jacob Lund/​Shutterstock)

Fridays for Future lebt. Auch sieben Jahre nach Greta Thunbergs erstem Protest vor dem Parlament in Stockholm plant die hauptsächlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen getragene Bewegung weiter Klimademos und andere Veranstaltungen.

Der Zuspruch aber war zuletzt deutlich geringer als zu ihren Hoch-Zeiten. Andere Themen schieben sich in der Wahrnehmung nach vorne: Kriege von Ukraine bis Gaza, Migration, Inflation, Energiekrise.

Doch das darf nicht zu falschen Schlüssen verleiten. Die Sorge über die Klimaentwicklung ist unter den Jugendlichen immer noch groß – und das weltweit: Zwei Drittel (67 Prozent) äußerten in einer breit angelegten Umfrage Sorgen über die Folgen der Erderhitzung und deren Auswirkungen auf ihre Zukunft.

Doch sie haben auch Hoffnung. Es überwiegt der Glaube, etwas verändern zu können.

Die aktuelle Analyse beleuchtet die Sichtweise junger Menschen auf die Klimakrise, ihre Einstellung zu grünen Kompetenzen und ihre Erwartungen an Politik und Wirtschaft. Es zeigt sich, dass die Klimasorgen besonders groß im globalen Norden sind: 76 Prozent stimmen hier zu, während es im Süden "nur" 65 Prozent sind.

Unterschiede zeigen sich auch zwischen Stadt und Land. Jugendliche in Städten und Ballungsgebieten zeigen sich zu 72 Prozent besorgt, in ländlichen Regionen sind es 58 Prozent.

Starkes Interesse an nachhaltigen Jobs

Die Umfrage wurde vom Beratungsunternehmen Capgemini in 21 Ländern auf fünf Kontinenten durchgeführt. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt mit der Unicef-Initiative Generation Unlimited, einer öffentlich-privaten Partnerschaft, die von Kanada und Katar sowie Konzernen wie Microsoft und Unilever getragen wird.

Befragt wurden Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren. Die große Mehrheit von ihnen (71 Prozent) ist überzeugt, dass sie eine starke Stimme in der Umweltpolitik und -gesetzgebung haben sollten.

Gleichzeitig empfinden viele von ihnen, dass die Verantwortlichen in Politik und Unternehmen sich zu wenig für Umwelt und Klima einsetzen. Das zeigt sich in der geringen Erwartung, bei ihnen mit Forderungen zu Klimaschutzmaßnahmen auch durchzudringen. Weniger als die Hälfte der Befragten glaubt, dass ihre Meinung tatsächlich gehört wird.

Trotz dieser skeptischen Einschätzung überwiegt bei vielen die Hoffnung, selbst etwas verändern zu können. Besonders in den Ländern im globalen Norden zeigte sich in der Umfrage ein starkes Interesse an "grünen" Berufen.

Fast zwei Drittel (64 Prozent) äußern den Wunsch, in einem nachhaltigen Job zu arbeiten. Weltweit sind es 53 Prozent. Eine Mehrheit von 61 Prozent glaubt denn auch, dass Kompetenzen im Nachhaltigkeitssektor ihnen neue berufliche Chancen eröffnen.

"Grünes Wissen" nimmt ab

Ein Problem scheint allerdings zu sein, dass es hier noch großen Nachholbedarf gibt. Weniger als die Hälfte der Jugendlichen (44 Prozent) glaubt, auch über die nötigen grünen Kompetenzen zu verfügen, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich sein zu können, wobei die Lage im Norden besser ist als im Süden. In Deutschland liegt der Wert übrigens der mit 41Prozent unter dem Schnitt.

Besorgniserregend ist, dass sich das Wissen über grüne Fähigkeiten in mehreren Ländern des Nordens im Vergleich zur Vorgänger-Befragung von 2023 verschlechtert hat. So gingen die Kenntnisse über erneuerbare Energien, umweltfreundliche Mobilität und nachhaltige Produktion unter Jugendlichen in Ländern wie Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA deutlich zurück.

Capgemini-Expertin Katharina Latif sagte dazu, es sei wichtig, das Bewusstsein der jungen Menschen für die Herausforderungen des Klimawandels aufzugreifen. "Wir müssen sie dabei unterstützen, ihre Leidenschaft in konkrete Fähigkeiten zu verwandeln."

Unternehmen, Regierungen und Bildungseinrichtungen müssten gemeinsam daran arbeiten, die Qualifikationslücke zu schließen und jungen Menschen echte Perspektiven im grünen Arbeitsmarkt zu bieten, erklärte die Unternehmensberaterin.

 

Einen detaillierten Blick auf die Situation in Deutschland lieferte die jüngst vorgestellte turnusmäßige Studie des Umweltbundesamtes zum Umweltbewusstsein. Sie zeigte zwar ein anhaltend hohes allgemeines Interesse, allerdings werden die Spitzenwerte von 2020 bei Weitem nicht mehr erreicht.

Interessant ist hier, dass die Zustimmung zu der Aussage, die Klimakrise sei "sehr wichtig", bei den jungen Erwachsenen von 18 bis 29 nur noch bei 44 Prozent liegt, bei den über 65-Jährigen hingegen sind es 65 Prozent.