Darf man über den Klimawandel Witze machen? Natürlich darf man das, meinte der Autor und Energieexperte Roger Hackstock, als er das jüngst in einem Interview gefragt wurde.
Ein Beispiel gefällig? Treffen sich zwei Gletscher. Sagt der eine zum anderen: Was hältst du vom Klimawandel? Ob der uns schaden wird? Schüttelt der andere den Kopf: Ich weiß nicht, wir werden Seen.
Hackstock ist Geschäftsführer des österreichischen Solarwärme-Verbandes Austria Solar. Er hat ein Sachbuch geschrieben, das bei vielen, die sich seit Langem oder besonders intensiv mit den Klimaveränderungen und der damit bedrohten Zukunft der Menschheit beschäftigen, einen Nerv treffen dürfte. Es heißt: "Wie wir die Welt retten, ohne uns dauern Sorgen zu machen".
Der Österreicher schreibt darin, er sei vielen Menschen begegnet, die den Klimaschutz als Pflichtübung verstehen, die davon sprechen, dass man auf Dinge verzichten und ganz anders leben müsse. "Aber mit dieser Haltung wird doch die klimaneutrale Zukunft zu einem Ort, wo keiner hinwill, weil man ja verzichten muss. So wird das nichts."
Humor, meint Hackstock, kann die Klimakrise natürlich nicht beseitigen. Doch: "Noch haben wir die Möglichkeit, umzusteuern. Und Lachen befreit, es öffnet den Blick für neue Strategien."
Grund zur Sorge gibt es genug
Wie wichtig der richtige Umgang mit dem Megathema Klimakrise ist, zeigt jetzt eine neue Untersuchung des Umweltbundesamtes (UBA). Sie dokumentiert, dass das Wissen um die drohenden Veränderungen und das Gefühl, als Einzelner nicht wirksam dagegen agieren zu können, die menschliche Psyche stark beeinträchtigen kann.
So gab in Befragungen mehr als die Hälfte der Menschen an, sich durch den Klimawandel mental belastet zu fühlen. Und das kann die Sorge um die Lebensgrundlagen, Zukunftsängste und sogar Depressionen hervorrufen.

Das ist nachvollziehbar. Schließlich spielt der Klimawandel in der Öffentlichkeit seit über 30 Jahren eine große Rolle, und trotz intensiver internationaler Verhandlungen sind die globalen Treibhausgas-Emissionen immer weiter angestiegen. Gleichzeitig ist durch die Forschung klar geworden, wie gefährlich der Drei-Grad-Erwärmungs-Pfad ist, auf dem die Welt sich bewegt.
Dadurch können bekanntermaßen nicht nur Extremwetterereignisse intensiver und häufiger auftreten, sondern auch Kippelemente des Weltklimas irreversibel ausgelöst werden, die das Leben für zukünftige Generationen dramatisch verändern könnten – etwa das Abschmelzen der Eisschilde im Nord- und Südpolargebiet, der Kollaps des Amazonas-Regenwaldes, Veränderungen der Monsun-Regime in Westafrika und Indien.
Bislang fehlte es laut UBA an umfassenden verlässlichen Daten zu den psychischen Belastungen, die von solchen Erkenntnissen ausgelöst werden, also etwa zu den Risikogruppen, zur Ausprägung der psychischen Belastungen und zu Strategien zur Stärkung der Psyche. Das dazu von dem Amt in Auftrag gegebene Forschungsvorhaben "Die mentalen Auswirkungen des Klimawandels und die Bereitschaft zur Anpassung" lief über drei Jahre. Erste Ergebnisse wurden nun vorgelegt.
Gegen Zukunftsangst hilft Handeln – zusammen mit anderen
Grundlage der Studie sind Interviews mit Expert:innen aus Psychologie und Psychotherapie und eine repräsentative Online-Befragung von 1.300 Personen ab 18 Jahren. Eine zentrale Erkenntnis ist: Etwa 53 Prozent der Befragten gaben an, sich mental "stark" oder "sehr stark" durch den Klimawandel belastet zu fühlen.
"Um den Klimawandel einzudämmen, braucht es handlungsfähige Menschen mit einer widerstandsfähigen Psyche", sagte UBA-Präsident Dirk Messner bei der Vorstellung der Studie. Das aktuelle Forschungsprojekt erhebe Daten in einem bisher noch unterrepräsentierten, aber zunehmend wichtigen Themenfeld. Nun komme es darauf an, "die Menschen darin unterstützen, nicht nur die physischen, sondern auch die mentalen Folgen des Klimawandels zu erkennen und zu bewältigen".
Um hier Hilfestellungen zu geben, hat das Bundesamt einen "Ratgeber für mentale Gesundheit im Klimawandel" erarbeitet, der sich an Betroffene und Interessierte wendet. Neben allgemeinen Informationen zum Thema stellt er verschiedene Möglichkeiten dar, auf gesunde Art und Weise mit der psychischen Belastung durch den Klimawandel umzugehen. Dabei geht es zum Beispiel um einen achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen oder den wertschätzenden Austausch mit anderen Menschen.
Die Forschungen zeigten jedoch, dass es oft am wirkungsvollsten ist, sich selbst für konsequenten Klimaschutz einzusetzen, am besten mit anderen Menschen zusammen. "So erfährt man nicht nur, dass man mit dem eigenen Handeln Veränderung bewirken kann, sondern sorgt auch dafür, dass die Ursache der psychischen Belastung – der Klimawandel – begrenzt wird", heißt es beim UBA.
Der CO2-Fußabdruck-Rechner hilft nicht weiter
Auch Autor Hackstock setzt in seinem Buch darauf, dass die Angst vor dem drohenden Klimakollaps überwunden werden muss, weil sie die Menschen lähmt und Veränderung verhindert – und zwar, indem man sich an positiven Zukunftsbildern und erfolgreichen Klimaprojekten weltweit orientiert, wie er sie in seinem Buch vorstellt. Man müsse Klimaschutz mit Selbstbewusstsein und Zuversicht angehen, ohne sich von Bremsern und Zweiflern beeindrucken zu lassen – auch nicht von einem "Polterer wie Trump".
Hackstock erinnert daran, dass der US-Präsident in seinem ersten Wahlkampf 2016 den Kohlekumpels versprach, sie würden nach seiner Amtsübernahme "nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht vor lauter Arbeit". Tatsächlich sei heute nur noch ein Viertel der US-Kohlegruben von 2000 in Betrieb, weil Kohle zu teuer geworden ist. Daran habe auch der Populist Trump nichts ändern können.
"Zuversicht" bedeutet Hackstock zufolge, einen Antrieb zum Handeln zu haben – im Gegensatz zu bloßem Optimismus und der naiven Hoffnung, dass schon alles gut werde. "Lassen wir das fossile Zeitalter lachend hinter uns und widmen uns konsequent den nachhaltigen Lösungen", sagte er jüngst dem Wiener Magazin Buchkultur. Das verunsichere die "bösartige Öl-Lobby" mehr als die zehnte Demo vor ihrer Konzernzentrale.
Konkret rät Hackstock den Klimabewegten zum Beispiel davon ab, im Internet einen CO2-Fußabdruck-Rechner zu starten, um dann frustriert festzustellen, wie schlecht die eigenen Werte seien. Alltägliche Dinge – Mülltrennung, Kauf von saisonalem Gemüse, Reparieren kaputter Geräte – seien alle wichtig. Sie retteten aber nicht die Welt, solange man dabei gegen den Strom schwimmt.
Es gehe vielmehr darum, die Verhältnisse zu ändern – etwa durch gemeinsames Handeln und Druck auf die örtliche Politik. Dann ändere sich automatisch auch das Verhalten der meisten Menschen, argumentiert der Autor.
Er verdeutlicht das am Beispiel der veränderten Verkehrspolitik in vielen europäischen Metropolen. In Kopenhagen und Paris fahre heute nicht die halbe Bevölkerung mit dem Fahrrad, weil ihnen jemand eingeredet hat, Radfahren sei gesund und gut für die Umwelt.
"Statt Moralpredigten wurde der öffentliche Raum umgebaut, die Ampelphasen ans Radfahren angepasst, der Schnee zuerst am Radweg und dann auf der Straße geräumt." Die Änderung der Verhältnisse habe über Jahre zu einer Änderung des Verhaltens geführt.
Und, so möchte man ergänzen, in der Zwischenzeit, solange es nicht überall so ist, braucht es noch viel Humor, um die unvollkommene Welt zu ertragen.