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Doppelseitigen Schwarz-Weiß-Druck auf Ökopapier als Standard einstellen und den Drucker da platzieren, wo man nicht gerne hingeht – dann sinkt der Verbrauch. (Foto: Tero Vesalainen/​Pixabay)

Das papierlose Büro. Selten so gelacht. Das war der Slogan, mit dem den Menschen in den Bürowelten die Einführung des Computerwesens schmackhaft gemacht werden sollte.

Das war damals, in den 1980er und 1990er Jahren. Keine Aktenberge, keine Dokumentenablage, kein Zettelwust mehr. Braucht es ja nicht mehr, ist alles im Personalcomputer auf dem Schreibtisch und kann jederzeit auf dem Bildschirm angezeigt werden.

Und statt Briefen gibt's nun E-Mail. Pling, Sie haben Post. Ein kleiner Klick, statt umständlich den Brieföffner zu zücken.

Wie gesagt, selten so gelacht. Heute erinnern Hinweise unter manchen Mails noch daran, wie granatenmäßig schief das ging. Save paper – think before you print.

Aber wer tut das schon? Auch im digitalen Zeitalter wird immer noch gedruckt, was der Toner hergibt. Und das ist ja nur ein Teil des Dramas. Denn wir Deutschen verbrauchen heute sogar deutlich mehr Papier als in den 1990er Jahren, satte 240 Kilo pro Kopf und Jahr.

Das ist eine riesige Menge. Deutschland belegt damit einen unrühmlichen Platz eins im Vergleich unter den Industriestaaten. Das führt zu so absurden Entwicklungen wie der, dass die Bundesrepublik mit mehr als einer Million Tonnen pro Jahr aus keinem anderen Land so viel Zellstoff importiert wie aus Brasilien, wo die Regenwald-Vernichtung grassiert. Das ist Klimaschutz kleingehäckselt.

Der Verbrauch sinkt hierzulande trotz der immer besser gewordenen Möglichkeiten, etwa den Büroalltag wenn schon nicht papierlos, dann doch papierarm zu machen, nicht. Und das liegt – natürlich auch wieder mit an der Digitalisierung. Nämlich an der Online-Bestelleritis.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Ein Grund für die hohe Papierflut ist, dass die vielen per Klick georderten Waren zur Lieferung gut verpackt werden müssen. Mit was? Natürlich mit Papier und Pappkarton.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte die Verbraucher jetzt bei der Vorstellung des "Papieratlas 2019" eindringlich auf, doch wenigstens durchgehend Recyclingpapier zu nutzen. Dafür müssten keine Bäume gefällt, kein Regenwald vernichtet und keine Tiere aus ihren angestammten Lebensräumen vertrieben werden.

Da hat sie recht. Aber reichen wird es nicht, um die Kurve zu kriegen. Wie wäre es mit: Think before you die. Das hilft in Umweltfragen. Und sonst auch. Meistens.

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