Mensch in Spiderman-Kostüm liest auf dem Dach Zeitung, gegenüber sieht man das Gebäude der New York Times
Superheld:innen for Future? Nicht bei dieser Berichterstattung. (Foto: John Wu/​Pexels)

In der Coronakrise hat die Politik schnell und teilweise auch drastisch gehandelt. Warum wird das nicht auch bei der Klimakrise so gemacht?

Die Liste an Gründen ist lang. Politiker:innen zaudern, weil sie um ihre Wiederwahl fürchten. Alte Industrien setzen ihre Lobbymacht ein. Öl, Kohle und Gas werden nach wie vor hoch subventioniert. Begriffe wie CO2-Steuer, Regulation und Verzicht lösen Aversionen aus. Und wenn es nicht gerade einen Jahrhundertsommer gibt, scheint der Klimawandel immer noch ziemlich weit weg.

Auf die Liste gehören aber auch wir Journalist:innen und die Medienunternehmen, für die wir arbeiten. Berichten wir überhaupt über Klimathemen? Und wie tun wir das?

Die Soziologin Rachel Wetts von der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island hat diese Fragen in einer Studie untersucht, die nun in dem Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen ist.

Wetts analysierte dafür mehr als 1.700 Pressemitteilungen mit Klimabezug, die in den letzten 30 Jahren von Unternehmen, Behörden, Forschungsinstituten und Umweltverbänden an Redaktionen geschickt wurden. Dann ermittelte sie mit einer Software, wie viel die drei größten Zeitungen der USA – die New York Times, das Wall Street Journal und USA Today – davon aufgegriffen hatten.

Ergebnis: Pressemitteilungen, die sich gegen klimapolitische Maßnahmen wandten oder sogar den Klimawandel leugneten, wurden doppelt so oft aufgegriffen wie Mitteilungen, die sich für Klimaschutz aussprachen. Auffällig war auch, dass Konzerne und Unternehmensverbände eine besonders große Chance hatten, es in die Zeitung zu schaffen.

Verena Kern ist stellvertretende Chefredakteurin von Klimareporter°.

Die Mitteilungen von wissenschaftlichen Einrichtungen landeten hingegen mit am häufigsten im Papierkorb, obwohl bei ihnen doch die höchste Sachkenntnis bei dem Thema zu vermuten gewesen wäre. Kein Wunder, dass Klimaschutz in den USA nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste rangiert.

Einen kleinen Lichtblick immerhin hält die Studie bereit. Sie befasst sich nur mit der Vergangenheit, mit dem Zeitraum zwischen 1985 und 2013, weil für die späteren Jahre keine vollständigen Daten mehr vorlagen. Wie es um die Berichterstattung über Klimathemen heute bestellt ist, müsste erst eine weitere Studie untersuchen. Vielleicht ist es ja besser geworden.

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