Zu sehen ist eine Mülltonne voller Lebensmittel.
Tonnenweise landen in Deutschland Lebensmittel unnötig im Abfall. (Foto: Sigurdas/​Wikimedia Commons)

Die Vorreiter im Kampf gegen die Verschwendung finden sich eher im Süden des Landes: Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen, aber auch Nordrhein-Westfalen attestiert der WWF einen Pionierstatus. In ihrer Studie "Tonnen für die Tonne: Was tut die Politik?" hat die Umweltstiftung alle Bundesländer verglichen.

Eine echte Rangfolge gibt es nicht – zu wenig vergleichbar sind die Länder in Sachen Bevölkerungszahl, Fläche und Finanzkraft. Der WWF hat allerdings Gesetzeslage, Datenerhebung, Vernetzung der Beteiligten sowie Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit der sechzehn Bundesländer analysiert und drei Gruppen ausgemacht: die Pioniere, das Mittelfeld und die Nachzügler.

Im Mittelfeld finden sich Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hessen und das Saarland. Schlusslichter sind die Flächenländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Die Pioniere zeichnen sich dem WWF zufolge dadurch aus, dass sie früh begonnen haben, Lebensmittelverschwendung auf die politische Tagesordnung zu setzen – und auch schon etwas unternahmen. So bietet Baden-Württemberg seinen Gastronomie-Betrieben die kompostierbare "Helden-Box" an, damit sie Speisereste ihren Gästen mitgeben können.

Nordrhein-Westfalen hat als einziges Bundesland extra Lehrmaterial für Schüler. Sachsen erarbeitet seit 2012 systematisch Studien zur Abfallwirtschaft, um die Prozesse zu verbessern.

Fünf Prozent der deutschen Emissionen

Auch wenn manche Länder also deutlich mehr tun könnten, sieht der WWF vor allem den Bund in der Pflicht. "Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren", sagt WWF-Experte Jörg-Andreas Krüger. "Bisher ist es bei dieser vollmundigen Ankündigung geblieben." Ein bundesweit abgestimmtes Vorgehen würde den Ländern einen Handlungsrahmen geben, argumentiert Krüger. "Ohne dieses wird weiter gutes Essen kiloweise in der Tonne landen."

In ganz Deutschland gehen laut WWF pro Jahr mehr als 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verloren. Etwa 60 Prozent der Verluste entstehen entlang der Wertschöpfungskette, also noch bevor die Lebensmittel überhaupt bei einem privaten Verbraucher angekommen sind.

Weltweit geht nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO jährlich etwa ein Drittel der Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren, während gleichzeitig etwa 800 Millionen Menschen unter Hunger leiden.

Die Verschwendung heizt zudem den Klimawandel an, denn auch für die weggeschmissenen Lebensmittel fallen natürlich bei Produktion und Transport Treibhausgase an – völlig umsonst. Beim CO2 sind es allein in Deutschland laut WWF rund 48 Millionen Tonnen im Jahr, das entspricht etwa fünf Prozent der Gesamtemissionen.

Was es bedeutet, wenn nicht politisch gegengesteuert wird, haben Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung schon vor zwei Jahren in einer Studie gezeigt. Demnach könnte bis zur Mitte des Jahrhunderts etwa ein Zehntel der globalen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft allein auf die Verschwendung von Nahrungsmitteln zurückgehen.

"Die Lebensmittelverschwendung zu verringern ist ein Beitrag zur Bekämpfung von Hunger", sagt Leitautorin Ceren Hic. "Gleichzeitig vermindert dies die Minderung von Treibhausgasen, aber auch Klimafolgen wie stärkere Wetterextreme oder Meeresspiegelanstieg."

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