Not macht erfinderisch. Hamsterkäufe führen derzeit in vielen Supermärkten und Drogerien zu Engpässen bei Toilettenpapier. Und in der Folge soll es vorkommen, dass Zeitgenossen ersatzweise zu Papiertaschentüchern, Küchenrollen, Feucht- und Kosmetiktüchern oder auch Zeitungspapier greifen.
Doch was logisch erscheint – Motto: Papier ist Papier – ist es nicht. Sondern sogar gefährlich.
Die nachfolgende Entsorgung von Papiertuch und Co übers stille Örtchen bringt ungeahnte Probleme mit sich. Für die Nase, das Portemonnaie, die Gemeinschaft der Abwasserproduzenten – von den Folgen für Umwelt und Klima ganz zu schweigen.
Das Problem ist: Die Haushaltspapiere sind größer und viel fester als die für den speziellen Zweck optimierten Blätter von der Rolle. Die Ersatz-Papiere können dadurch die Toilette verstopfen. Denn die festen Papiere lösen sich im Wasser nicht auf, sondern sammeln sich in den Rohren und machen diese dicht.
Feuchttücher enthalten zudem noch Kunstfasern, die nicht ins Abwasser gelangen sollten. "Nur das normale, trockene Toilettenpapier darf ins Klo", mahnt daher aus gegebenem aktuellem Anlass die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Problem Nassfestigkeitsstabilisatoren
Die moderne "Ausrüstung" von Papiertüchern und Co stellt ein Umweltproblem dar, das den meisten kaum bekannt ist. Denn Papier-Taschentücher und -Servietten enthalten sogenannte Nassfestigkeitsstabilisatoren. Das freut den Verbraucher, denn sie lösen sich in der Waschmaschine nicht mehr auf, wenn man sie aus Versehen in der Hosentasche gelassen hat.
Zugleich führt das aber dazu, dass sie sich in der Umwelt nur langsam zersetzen. Ein Taschentuch braucht laut dem Lüneburger Umweltprofessor und Erfinder des ökologischen Produktdesignkonzepts "Cradle to Cradle", Michael Braungart, acht Jahre, bis es am Straßenrand zerfällt, eine Serviette im Meer ein halbes Jahr.
Ziel muss es Braungart zufolge sein, dass Verbrauchsprodukte wie etwa Papiertaschentücher schadlos wieder als Rohstoff in die Natur eingehen können. Ausgerechnet die Corona-Krise demonstriert nun an einem unerwarteten Beispiel, wie sinnvoll dieses Konzept ist.
Denn nicht nur WCs drohen überzulaufen, so die Verbraucherschützer. Auch Pumpen im Abwassernetz können verstopfen und müssen dann für viel Geld gereinigt werden. Es fallt auf uns zurück: Fällt ein Pumpwerk aus, kann sich das Abwasser bis in den privaten Keller zurückstauen.