Jules Weigel und Kristin Rabaschus von der Berliner Kommunikationsagentur Karo3. (Foto: Karo3)

Klimareporter°: Vor gut einem Monat startete unser neues Portal Klimareporter°. Die Website wurde von euch völlig neu gestaltet. Wie seid ihr an das Projekt herangegangen?

Kristin: Für uns lief Klimareporter° auf eine fokussierte, minimalistische Gestaltung hinaus …

Jules: ... zum Beispiel betraf das die typisch vielzählige journalistische Rubriken-Aufteilung, wie sie auch beim Vorgänger klimaretter.info vorhanden war. Am Ende blieben drei Bereiche übrig – Klimapolitik, Energiewende und Klimawissenschaft. Zum einen ist das übersichtlicher, zum anderen sind die drei Rubriken direkt und recht groß unter das Logo "klimareporter°" platziert und wirken so quasi wie ein Untertitel. Man kommt auf die Seite und sieht auf den ersten Blick: Das sind die Themen. Mit einer großen Zahl von Rubriken hätte das nie so funktioniert.

Die Seite wirkt reduziert und entschlackt, finden auch unsere Leser. Ist das nur "modern" oder welche Idee steckt hinter so einem Design?

Kristin: Wir wollten, dass der Leser nicht abgelenkt wird und sich auf die Inhalte konzentriert. Er soll gleich wissen, worum es geht. Deswegen haben wir auch die Sidebar, also die Randspalte, weggelassen.

Jules: Die Seite ist jetzt auch leicht von oben nach unten lesbar, fokussiert auf die einzelnen Bereiche. Die Texte neben den Bildern stehen sehr kompakt und sind ebenfalls schnell und einfach zu überblicken. Modern sind Websites mit großen Bildern, doch auf die kommt es bei den Klimareportern nicht in erster Linie an.

Die Redaktion hat sich eher gegen große Bilder entschieden und darauf bestanden, dass der Text im Vordergrund steht ...

Jules: Die Vorgabe finde ich richtig. Auf Bilder ganz zu verzichten wäre aber falsch gewesen. Bilder wirken wie große Schlagzeilen und sind – neben der Überschrift – der wichtigste Grund, einen Text anzuklicken. Bei Klimareporter° geht es um einen seriösen und keinen Bild-Journalismus. Die Klimapolitik ist vor allem eine inhaltliche, faktenorientierte Debatte und weniger eine mit Emotionen.

Soweit wir wissen, war Klimareporter° das erste wirklich journalistische Projekt, das ihr betreut habt. Wie sind eure Erfahrungen?

Jules: Das Kernproblem einer journalistischen Seite ist: Man hat sehr, sehr viele Inhalte. Die müssen aber so gestaltet werden, dass sie für die Nutzer schnell zu finden und zu erfassen sind. Wir arbeiten viel für Umweltorganisationen und Gesundheitsverbände. Auch da waren mitunter mehrere hundert Beiträge unterzubringen. Vor der Aufgabe, diese Inhalte so zu strukturieren, dass man sie schnell findet, standen wir schon in der Vergangenheit.

Bei Klimareporter° war für uns neu, dass mit der Aktualität der Texte, die ganz oben stehen, die Startseite das Wichtigste am Webauftritt ist. Sie bietet bereits das komplette Spektrum der ganzen Seite und es war schon eine Herausforderung, das so zu gestalten, ohne dass es unübersichtlich oder langweilig wird.

Neu war auch die Einbindung der Werbebanner. Wir haben schon Werbebanner für Unternehmen produziert, aber noch keine Website mit eingebauten Werbebannern. Diese statischen Elemente mit festen Breiten passen eigentlich gar nicht mehr in ein modernes Weblayout. Deswegen sehen viele journalistische Seiten noch aus wie in den 2000er Jahren, also eher nach einer Tabelle als nach Gestaltung.

Wie lief die Zusammenarbeit mit den Klimareportern selbst?

Jules: Das ist schon besonders. Ich weiß nicht, wie es in anderen Redaktionen ist, aber bei Klimareporter° sind die Hierarchien sehr flach. Normalerweise arbeiten wir bei einem Unternehmen mit dem Kommunikationschef zusammen, man hat ein Thema und alle arbeiten für dieses Thema.

Klimareporter° ist eine Gruppe von Menschen, die ein Ziel haben, aber jede und jeder hat auch eine eigene Meinung und Interessen und Wünsche. Wir mussten nicht wie sonst Kompromisse mit drei Chefs finden, sondern faktisch mit zehn "Chefs" Hand in Hand arbeiten. Das war schon herausfordernd.

In das Klimareporter°-Logo mit hochgestelltem Gradzeichen haben sich aber gleich alle zehn verliebt. Das Logo war deine Idee, Kristin?

Kristin: Ja, das stimmt. Beim Thema Klima etwas zu finden, was es noch nicht gab, ist schon schwer. Sich auf die Suche zu begeben hat aber sehr viel Spaß gemacht. Weil Umwelt und Klima auch unsere Themen sind und wir viel dazu arbeiten. Auf keinen Fall wollten wir etwas Plakatives, einen stilisierten Eisberg oder so etwas. Auch hier sollte es etwas sehr Minimalistisches und Dezentes sein.

Wann kam die Idee zum hochgestellten Gradsymbol – beim Spazierengehen oder beim Zähneputzen?

Kristin: Das ist jedes Mal anders. Man überlegt und brainstormt, auf welche Wörter man kommt, und beginnt mit dem Skizzieren. Das dauert meist mehrere Tage.

Jules: Man erarbeitet sich das wirklich, fängt, wie Kristin sagt, mit den Worten an – welche Assoziationen gibt es zu "Klima", welche zu "Reporter" und "Journalismus"? Dann werden Logo-Ideen auf Papier skizziert, aussortiert und so weiter, bis man die Lösung hat.

Jetzt, einen Monat nach dem Start – gefällt euch die Website immer noch?

Kristin: Wir mögen, wie gesagt, minimalistisches Design und konnten uns bei Klimareporter° wirklich einmal ausleben, vieles weglassen, das Wesentliche klar und deutlich strukturieren.

Jules: Am Ende hat die Redaktion auch unseren Lieblingsentwurf, unseren Lieblings-Wireframe genommen. Es ist so, wie wir es gern gehabt hätten. Deswegen sind wir auch sehr zufrieden.

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